Der Berliner Senat hält an den umstrittenen Plänen zur Umgestaltung des Jahn-Sportparks fest – trotz Protesten von Umweltverbänden und Anwohnern. Während der Abriss voranschreitet, wachsen die Konflikte um Naturschutz, Denkmalschutz und Finanzierung.

Der Jahn-Sportpark soll modernisiert werden – doch zu welchem Preis? Abriss, Baumfällungen und ungeklärte Finanzierungsfragen heizen den Streit um Berlins umstrittenstes Sportprojekt an. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Am Dienstag bekräftige die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen noch einmal ganz offiziell ihre Pläne, auf dem Areal des Friedrich-Ludwig-Jahnsportparks in Prenzlauer Berg einen Inklusionspark errichten zu wollen. In einem offiziellen Statement heißt es dort: „Der Senat hat in seiner heutigen Sitzung den von Christian Gaebler, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, vorgelegten Bericht über die Umgestaltung des Jahnsportparks zum Inklusionssportpark beschlossen.“

Damit möchte der Senat offenbar noch einmal öffentlich mit Nachdruck sicherstellen, dass das umstrittene Bauvorhaben auch gegen Widerstände von Denkmalschützern und Umweltverbänden weiter durchgesetzt werden soll. Im Bericht des Senats heißt es weiter: „Die Schadstoffsanierung des Großen Stadions wurde im II. Quartal 2024 abgeschlossen. Der Rückbau der Hochbauten begann im IV. Quartal 2024, der Rückbau der Wallanlagen soll im II. Quartal 2025 starten. Im Anschluss wird mit dem Stadionneubau im Jahr 2026 gerechnet.

Jahnsportpark: Abriss des Cantianstadions sorgt weiterhin für Kritik

Der laufende Abriss des Cantianstadions, der geradezu permanent Gegenstand von gerichtlichen Auseinandersetzungen ist, läuft derweil weiter – und sorgt erneut für Kritik bei Anwohnern und Umweltverbänden, wie die Berliner Morgenpost berichtet.

Die Entfernung von 30 Bäumen und Hecken auf dem Baugelände ist derzeit Stein des Anstoßes. Die Bürgerinitiative Jahnsportpark und der Bürgerverein Gleimviertel werfen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen vor, den gesetzlich vorgeschriebenen Artenschutz sowie einen Gerichtsbeschluss zum Abriss-Stopp zu missachten.

30 Bäume und Hecken wurden auf dem Gelände gerodet – Anwohner und Umweltverbände sind entsetzt

Nach Angaben der Bürgerinitiative handelte es sich bei der zerstörten Vegetation um geschützte Ruhestätten und Nahrungshabitate von Haussperlingen und anderen Vögeln. Ein vom Senat selbst in Auftrag gegebenes Gutachten habe dies bereits vor Jahren bestätigt. Die betroffenen Habitate befänden sich in unmittelbarer Nähe der bis Oktober unter Abrissstopp stehenden Brutplätze an den Stadiongebäuden.

Auch die aufgestellten Bretterwände mit Nistkästen seien durch die Maßnahmen entwertet worden. Zudem kritisiert die Initiative, dass die vorgeschriebenen Ausgleichspflanzungen bisher nicht erfolgt seien, was einen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz darstelle. Der Bürgerverein Gleimviertel äußert ebenfalls scharfe Kritik. Die Rodungen an den Stadionwällen und auf dem Gelände der Max-Schmeling-Halle hätten bei Anwohnern Bestürzung und Empörung ausgelöst.

Prenzlauer Berg: Umweltgruppen fürchten Zerstörung von Lebensraum für Nistvögel

Die Maßnahmen zerstörten demnach gezielt weitere Lebensräume von Vogelkolonien und stellten einen „eklatanten Verstoß“ gegen den Artenschutz dar. Der Verein fordert den Bezirk in einem Schreiben auf, weitere Eingriffe zu unterbinden und Sanktionen gegen den Bauherren zu prüfen.

Die Senatsverwaltung weist die Vorwürfe allerdings deutlich zurück. Auf Anfrage der Berliner Morgenpost erklärte ein Sprecher, dass sämtliche Baumfäll- und Rodungsarbeiten mit den zuständigen Behörden abgestimmt und genehmigt worden seien. Während die Bauarbeiten auf dem Gelände also weiterlaufen, scheinen sich die Fronten von Projektbefüwortern und Gegnern des Vorhabens weiter zu verhärten.

Berliner Senat weist die Vorwürfe zurück und hält am Projekt „Inklusionspark“ fest

Doch der Berliner Senat steht mit dem Projekt nicht gänzlich allein da. Neben der Senatsverwaltung unterstützt auch der Landessportbund Berlin das Vorhaben weiterhin und spricht sich für eine Umsetzung „im Sinne der Inklusion“ aus. Da zahlreiche Schulen und Vereine wie ALBA Berlin und Pfeffersport auf den Sportpark angewiesen seine, müssten die Planungen auch umgesetzt werden.

Damit ist und bleibt aber das gravierendste Problem noch immer ungelöst: Um das geplante Projekt mit einer Investitionssumme umzusetzen, die „deutlich unter 250 Millionen Euro“ liegt, wie es der Senat zuletzt vorgegeben hat, müssten ohne Zweifel zentrale Elemente des Vorhabens revidiert werden.

Entweder wird das Stadion deutlich kleiner gebaut, als es bislang geplant war – was nur wenig Sinn machen würde – oder die vorgesehenen Sportstätten auf dem Gelände des Jahnsportparks werden nur in sehr begrenztem Umfang umgesetzt. Es bleibt also spannend bei der großen (oder etwas kleineren) Umgestaltung des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks in Prenzlauer Berg.

 

Quellen: NaturFreunde Berlin, Berliner Morgenpost, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, O+M Architekten GmbH, LOR Landschaftsarchitekten, Bürgerinitiative Jahnsportpark, Fachhochschule Erfurt, Verein Pfeffersport, Bürgerverein Gleimviertel

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