Vom einstigen Transit-Knotenpunkt zum Treffpunkt für Automobilbegeisterte – die Raststätte Dreilinden soll neues Leben erhalten und wird derzeit aufwendig umgebaut. Doch ein Streit um die Zufahrt zwischen dem Bezirk Steglitz-Zehlendorf und der Autobahn GmbH des Bundes könnte das Vorhaben deutlich verzögern. Während die Behörden noch diskutieren, laufen die Arbeiten im Inneren weiter.
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Der aufwendige Umbau der ehemaligen Raststätte Dreilinden am Übergang zwischen den heutigen Bundesländern Berlin und Brandenburg läuft derzeit, ist nach einem Bericht des Tagesspiegel jedoch empfindlich ins Stocken geraten. Schuld daran sind Unstimmigkeiten zwischen dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf und der Autobahn GmbH des Bundes – Kern des Konflikts ist die künftige Zufahrt auf das Gelände.
Ein zentrales Problem stellt die Erreichbarkeit von der Potsdamer Chaussee dar, wie der zuständige Stadtrat des Bezirks Steglitz-Zehlendorf erläutert. Der Zugang zur Raststätte führe über Flächen der Autobahn GmbH. Damit ein Bauantrag genehmigt werden könne, müsse der Eigentümer eine Durchfahrtserlaubnis von der Autobahn GmbH erhalten.
Raststätte Dreilinden: Konflikt über Zufahrt auf das Gelände mit der Autobahn GmbH des Bundes
Trotz Gesprächen zwischen Bezirksamt und Autobahn GmbH im Sommer 2024 sei die Einbindung von mindestens zwei Bundesministerien erforderlich, was den Prozess naturgemäß kompliziert mache. Die Niederlassung Nordost der Autobahn GmbH sieht laut Tagesspiegel jedoch keine grundsätzlichen Hindernisse für das Vorhaben. Im Gegenteil, man unterstütze die Wiederbelebung leerstehender Gebäude an der Autobahn.
Die Rücknahme der ursprünglichen Anträge bedeutet nicht das Ende des Projekts seitens des derzeitigen Eigentümers, des Autohauses König. Das Ziel bleibe, das Areal als Kombination aus Autohaus und Gastronomiebetrieb zu nutzen. Während die Abstimmungen mit den Behörden andauern, würden die Arbeiten im Inneren fortgesetzt, um den Erhalt und die Wiederherstellung nach historischen Standards zu gewährleisten. Die denkmalgerechte Sanierung der Außenfassade sei bereits erfolgreich abgeschlossen worden.
Arbeiten sollen im Innern des denkmalgeschützten Gebäudes weiterlaufen
Architekt Rainer G. Rümmler entwarf Anfang der 1970er Jahre das heute denkmalgeschützte, rosafarbene Gebäude, welches vor Jahrzehnten die ehemalige Raststätte Dreilinden beherbergte. Das Gebäude sollte während der deutschen Teilung einen unübersehbaren Kontrapunkt gegenüber des DDR-Abfertigungsgebäudes erschaffen. Denn am Kontrollpunkt Dreilinden im Südwesten Berlins schlängelte sich der Transitverkehr von der und in die DDR entlang.
Das rötlich gefärbte Halbrund mit den blauen Fensterrahmen und strahlend gelben Markisen sollte als architektonisches Ausrufezeichen und Aushängeschild des damaligen West-Berlin verstanden werden. Im Frühjahr 1973 wurde die Raststätte Dreilinden am einstigen Kontrollcheckpoint „Bravo“ eröffnet.
Doch bereits nach wenigen Jahren ging der Pächter pleite, weil zu wenige Leute in der Raststätte Halt machten. Bis auf einen Imbiss im Erdgeschoss, der ab Ende der 1970er Jahre betrieben wurde, geschah im Gebäude nicht mehr viel. Nur der Zoll nutzte noch einige Räumlichkeiten als Büroflächen.
Mit dem Fall der Mauer verlor Dreilinden seine Daseinsberechtigung
Mit dem Fall der Berliner Mauer und der anschließenden Wiedervereinigung verlor der Ort vollends seine einstige Daseinsberechtigung. Der Denkmalschutz jedoch verhinderte einen Abriss des markanten Bauwerks auf ehemals West-Berliner Seite.
Im Jahr 2002 wurde auch der Imbiss im Erdgeschoss nicht weitergeführt, seitdem dämmerte das Bauwerk im Dornröschenschlaf vor sich hin. Potenzielle Nutzungsideen für den Standort gab es bislang viele, umgesetzt wurde bislang jedoch keiner davon.
Unternehmer Schwarwächter hatte große Pläne – setzte sie aber nicht um
2012 erwarb der Unternehmer Werner Scharwächter das Gelände und hatte große Pläne unterschiedlicher Couleur, die er jedoch nie realisieren konnte. Schließlich veräußerte er das Areal an das Unternehmen Autohaus König, welches endlich ein geeignetes Nutzungskonzept für das Areal gefunden haben will.
Das Familienunternehmen will Dreilinden nämlich nach eigener Aussage wieder zu dem machen, was es einst war: zu einem Wahrzeichen für Berlin und ein „Tor zur Metropole„. Das Unternehmen mit über 80 Filialen gehört zu den großen Autohandelsgruppen Deutschlands.
Dreilinden soll zu einem Treffpunkt für Automobilbegeisterte werden
Dirk Steeger, Geschäftsführer der Autohaus König GmbH, versprach im Herbst 2023 gegenüber der Berliner Woche: „Wir werden diesen Standort mit Vorsicht, dem gebührenden Respekt und unter den geltenden Denkmalschutzauflagen wiederherstellen.“
Für die Entwicklung der maroden Immobilie hatte das Unternehmen da bereits konkrete Pläne. Die einstige Raststätte sollte wieder zu einen Gastronomiebetrieb und Treffpunkt für Automobilbegeisterte werden. Zudem sollten Büro-, Meeting- und Eventräume geschaffen werden.
Gastronomie, Büros und Eventräumlichkeiten sollen einziehen
Doch auch die Mobilität der Moderne soll am neuen Dreilinden-Standort nicht fehlen, wie Steeger ausführte: „Wir möchten Dreilinden als Symbiose und Zeichen des Wandels auch hin zur E-Mobilität etablieren.“ Für den seit Jahrzehnten brach liegenden Standort im Steglitz-Zehlendorfer Ortsteil Nikolassee schienen das erst einmal gute Nachrichten zu sein.
Zu hoffen ist, dass die derzeit ungelösten Probleme über die zukünftige Zufahrt auf das Gelände das Projekt nicht unnötig verzögern werden. Es wäre nicht das erste Mal, dass Kompetenzgerangel zwischen verschiedenen Landes- und Bundesbehörden dazu führen, dass ambitionierte Bauvorhaben in die Sackgasse manövriert werden.
Quellen: RBB, Der Tagesspiegel, Berliner Woche, Architektur Urbanistik Berlin, Autobahn GmbH des Bundes