Mit dem „Bildungshaus+“ in der Fabriciusstraße will Hamburg neue Wege beim Azubi-Wohnen gehen. Das Projekt soll Wohnraum, Bildungsnutzung und Kinderbetreuung kombinieren und Vorbild für weitere Standorte werden.
© Visualisierung Titelbild: clar&müller architektur GmbH
Hamburg möchte seine Bemühungen verstärken, bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende zu schaffen. Ein neues Modellprojekt soll dabei helfen, den steigenden Bedarf zu decken: Das sogenannte „Bildungshaus+“ verbindet Wohnen und Bildungsangebote unter einem Dach. Vorgesehen ist ein erster Standort im Stadtteil Bramfeld auf dem Gelände der Schule Fabriciusstraße. Geplant sind eine Kindertagesstätte im Erdgeschoss und Wohngemeinschaften für Auszubildende in den oberen Etagen.
Der Ansatz wurde von den städtischen Bildungsbauunternehmen SBH und GMH entwickelt. Durch die modulare Bauweise könnten unterschiedliche Wohnformen entstehen, die den Bedürfnissen junger Menschen gerecht werden. Perspektivisch sieht der Senat den Bedarf für mindestens 3.000 neue Wohnplätze für Auszubildende, die durch öffentliche und private Projekte entstehen sollen.
Bildungsangebote und Wohnraum: Mehrfachnutzung von Flächen als Modell der Zukunft
Ein zentrales Ziel des „Bildungshaus+“-Konzepts ist die effiziente Nutzung bestehender Flächen. Auf Schulgrundstücken oder städtischen Arealen entstehen Gebäude, die verschiedene Funktionen vereinen. Während das Erdgeschoss Bildungs- oder Betreuungsangebote beherbergt, stehen die oberen Stockwerke für Wohnraum zur Verfügung.
Der geplante Bau in der Fabriciusstraße ist dabei als Holz-Hybridbau konzipiert und orientiert sich an den Prinzipien nachhaltiger Architektur. Neben klassischen Einzelapartments und Wohngemeinschaften sind auch Familienwohnungen vorgesehen. Das Wohngebäude soll über eine getrennte Erschließung verfügen, um den Schulbetrieb nicht zu stören.
Hamburg: Große Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum für Auszubildende
Hamburg zählt rund 40.000 betriebliche Auszubildende, von denen etwa 13.000 aktiv auf Wohnungssuche sind. Laut einer Erhebung sind zwar viele von ihnen mit ihrer Wohnsituation zufrieden, dennoch ist die Belastung durch hohe Mietkosten erheblich. Gerade für diese Gruppe fehlen bezahlbare Wohnangebote, was den Start ins Berufsleben erschwert.
Mit dem „Bildungshaus+“ möchte die Stadt gezielt Entlastung schaffen. Die Kombination von Bildungs- und Wohnnutzung soll dabei neue Perspektiven für den innerstädtischen Wohnungsbau schaffen. Gleichzeitig könnten auch die Bildungsstandorte profitieren, da moderne Lernorte und soziale Infrastruktur in das Konzept integriert werden.
Auf St. Pauli und in Borgfelde: Weitere Projekte für Azubi-Wohnen in Planung
Neben dem Pilotprojekt in Bramfeld verfolgt Hamburg eine Reihe weiterer Vorhaben. In der Großen Freiheit auf St. Pauli soll ein Azubi-Wohnheim mit bis zu 150 Plätzen für die Nachwuchskräfte städtischer Unternehmen entstehen. Das Bauvorhaben wird durch die Hochbahn-Tochter HSG umgesetzt und durch Beiträge der beteiligten Unternehmen finanziert.
Ein weiteres Azubi-Wohnheim ist für die Beschäftigten von Polizei und Feuerwehr vorgesehen. Auch am Bildungscampus Ausschläger Weg in Borgfelde werden künftig rund 180 Wohnplätze für Auszubildende entstehen. Dort entsteht parallel ein neuer Schulcampus mit Berufsschulen, Hochschule und Sportanlagen, der 2026 fertiggestellt werden soll.
Ausschreibung für Onboarding-Haus in Wandsbek läuft noch
Ein ergänzendes Angebot plant die Stadt mit dem sogenannten „Onboarding-Haus“ am Friedrich-Ebert-Damm in Wandsbek. Hier sollen insbesondere Auszubildende aus den umliegenden Gewerbegebieten eine Unterkunft finden. Die Ausschreibung für den Bau und Betrieb läuft derzeit noch, das Projekt soll ebenfalls im Erbbaurecht vergeben werden.
Alle genannten Projekte zeigen den Anspruch der Stadt Hamburg, den Wohnraumbedarf junger Menschen gezielt zu berücksichtigen. Mit kreativen Ansätzen und einer engen Verzahnung von Wohnen, Bildung und Arbeit erhofft sich die Stadt, die Fachkräftegewinnung langfristig stärken zu können. Inwieweit dies gelingt, werden die kommenden Jahre zeigen.
Quellen: Finanzbehörde Hamburg, hamburg.de, clar&müller architektur GmbH