In Berlin-Mitte wurden nun insgesamt 28 DDR-Plattenbauten unter Denkmalschutz gestellt. Diese architektonischen Zeugen der 1980er Jahre prägen noch heute das Stadtbild und erzählen von der Berliner Stadtplanung und dem Wandel in den letzten Jahren der DDR.

Diese Wohnanlage in der Linienstraße, entstanden zu DDR-Zeiten, wurde gemeinsam mit anderen Gebäuden in Berlin-Mitte kürzlich unter Denkmalschutz gestellt. / © Foto: WBM

© Foto Titelbild: Andreas Süß
Text: Stephanie Engler

 

In den 1980er Jahren richtete die DDR-Führung unter Erich Honecker ihr Augenmerk verstärkt auf den Erhalt und die Neugestaltung des historischen Stadtzentrums von Berlin-Mitte. Im Rahmen dieses Programms entstanden zahlreiche Neubauten, die sich in das historische Stadtbild einfügten.

Jetzt, fast vier Jahrzehnte später, wurden 28 Wohn- und Geschäftshäuser der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) unter Denkmalschutz gestellt. Diese Gebäude, errichtet zwischen 1984 und 1989, befinden sich in der Spandauer Vorstadt, einem Gebiet, das sich durch seine kulturelle und historische Bedeutung auszeichnet.

Ostmoderne in Berlin-Mitte: Die architektonische Vision hinter den Altstadtplatten

Die Errichtung dieser Bauten war Teil eines neuen städtebaulichen Paradigmenwechsels, bei dem der Abriss alter Gebäude zugunsten moderner sozialistischer Plattenbauten zunehmend hinterfragt wurde. Statt der standardisierten Bauweise, die in vielen Teilen der DDR vorherrschte, entschieden sich die Planer in der Spandauer Vorstadt für eine behutsame Erneuerung. Die Bauten, die in industrieller Vorfertigung entstanden, orientierten sich an den historischen Traufhöhen und schlossen Baulücken, die durch den Zweiten Weltkrieg und den Verfall alter Bausubstanz entstanden waren.

Die Planung und Ausführung dieser Neubauten wurden von verschiedenen Bezirken der DDR unterstützt. Planungskollektive und Baukombinate aus Städten wie Gera, Cottbus und Schwerin brachten ihre Ressourcen und ihr Baumaterial mit nach Berlin, was in ihren eigenen Bezirken zu Engpässen führte. Dennoch entstand durch dieses Engagement eine einzigartige Vielfalt von Neubauten, die bis heute das Bild der Spandauer Vorstadt prägen.

Denkmalschutz als Bewahrer der Geschichte: DDR-Plattenbauten in Berlin-Mitte

Der Denkmalschutz für die 28 Gebäude bedeutet, dass jede zukünftige bauliche Veränderung nur unter strengen Auflagen erfolgen kann. Lars Dormeyer, Geschäftsführer der WBM, betont die historische Bedeutung der Gebäude. Sie seien nicht nur ein fester Bestandteil der Geschichte der Spandauer Vorstadt, sondern erfreuten sich auch wegen ihrer Lage und Architektur großer Beliebtheit. Der Schutzstatus sei somit nicht nur ein Zeichen der Würdigung, sondern auch ein Schutzmechanismus, um die Qualität und den Charakter des Viertels zu bewahren.

In den Neubauten in der Spandauer Vorstadt befinden sich in den Erdgeschossen soziale Einrichtungen und Ladengeschäfte. Diese Art der Nutzung war typisch für die Bauweise der DDR und setzte ein Zeichen für die Verbindung von Wohnen und Arbeiten in urbanen Räumen. Während in West-Berlin zur gleichen Zeit die Internationale Bauausstellung (IBA) stattfand, boten die Neubauten in der Spandauer Vorstadt eine Alternative zu den oft exklusiveren Projekten im Westteil der Stadt.

Der gesellschaftliche und planerische Wandel in den 1980er Jahren

Christoph Rauhut, Direktor des Landesdenkmalamts, hebt hervor, dass die Erneuerung der historischen Innenstadt in den 1980er Jahren ein internationales Vorbild für die Stadtplanung wurde. In Berlin habe man das große Glück, dass sowohl Bauprojekte aus dem Osten als auch aus dem Westen erhalten geblieben sind. Der Schutz der Bauten sei daher nicht nur eine Bewahrung der DDR-Geschichte, sondern ein Teil des gemeinsamen Erbes, das Ost- und West-Berlin miteinander verbindet.

Die Entscheidung, diese Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen, spiegelt somit auch die Anerkennung einer wichtigen Phase der Berliner Baugeschichte wider. Sie dokumentieren den Wandel in der Stadtplanung, der sowohl die historische Substanz als auch moderne Bauweisen vereinte, und sie tragen dazu bei, dass zukünftige Generationen diesen Teil der Berliner Geschichte nachvollziehen können.

 

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Insgesamt 28 Gebäude der landeseigenen WBM, die sich in der Spandauer Vorstadt (Berlin-Mitte) befinden, wurden kürzlich unter Denkmalschutz gestellt. / © Foto: Tina Merkau