Ein großer Metallkubus am Friedrichswerderschen Markt umhüllt eines der größten Bauprojekte der Bundesregierung in Berlin: Noch bis 2028 läuft die aufwendige Erweiterung des Auswärtigen Amtes am Kupfergraben, knapp 24.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche sollen dabei neu entstehen.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
© Visualisierung: harris + kurrle architekten bda
Text: Björn Leffler
Wer in Berlin am Friedrichswerderschen Markt spazieren geht, dem wird irgendwann unweigerlich ein riesiger Metallkubus auffallen, der sich an der Ecke Kurstraße / Kleine Kurstraße auftut. Darunter verbirgt sich ein aufwendiges Erweiterungsprojekt des dort ansässigen Auswärtigen Amtes, ein Bauprojekt der Bundesregierung. Das Vorhaben geht auf einen bereits im Jahr 2016 durchgeführten Gestaltungswettbewerb zurück, welcher vom Büro harris + kurrle architekten bda gewonnen wurde.
Die Arbeiten an dem umfangreichen und aufwendigen Vorhaben haben schon im Oktober 2021 begonnen und sollen noch bis 2028 andauern. Verantwortlich für die Planung und Umsetzung des Bauvorhabens ist das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung.
Auswärtiges Amt: Neue Büroräume und Dienstwohnungen sollen entstehen
Der Standort des Ministeriums, der sich im historischen Reichsbank-Gebäude sowie einem Erweiterungsbau befindet, der von den Architekten Thomas Müller und Ivan Reimann konzipiert wurde, soll baulich ergänzt werden.
Die geplante Erweiterung wird sich als Blockrandbebauung an das historische Gebäude, den ehemaligen Sitz der Reichsbank, anschließen. Das Vorhaben umfasst Arbeiten an den Bauten der Kurstraße 33–35 und der Kleinen Kurstraße 1–2.
Ehemaliger Sitz der Reichsbank wird mit einer Blockrandbebauung ergänzt
Zudem sollen im Rahmen des Projekts direkte, bauliche Anschlüsse zu Bestandsgebäuden in der Oberwasserstraße hergestellt werden. Mit diesem Bauprojekt kommt die Umsetzung des Liegenschaftskonzeptes für den Standort des Auswärtigen Amtes am Werderschen Markt zum Abschluss – mehr als zwanzig Jahre nach der Fertigstellung des ersten Ergänzungsbaus der Architekten Müller und Reimann.
Der Gebäudekomplex in der Kurstraße soll künftig Büro- und Verwaltungsräume, einen Konferenzbereich, eine Post- und Kurierdienststelle sowie Dienstwohnungen beherbergen. Die Bestandsgebäude am südlichen Ende der Liegenschaft des Auswärtigen Amtes sollen im Zuge des Projekts eine einheitliche Fassade erhalten.
So soll eine eine homogene Blockrandbebauung entstehen. Die Dächer der eingeschossigen, neu entstehenden Bebauung im Hof und die frei bleibenden Bereiche sollen so großflächig wie möglich begrünt werden, um die Aufenthaltsqualität für die Beschäftigten des Auswärtigen Amtes zu erhöhen.
Auswärtiges Amt: Außergewöhnliche Architektur und Nutzungsgeschichte
Der Dienstsitz des Auswärtigen Amtes am Werderschen Markt verfügt über eine außergewöhnliche Architektur- und Nutzungsgeschichte. Der heutige Altbau wurde von 1934 bis 1940 als Erweiterungsbau der damaligen Reichsbank errichtet.
Vorausgegangen war dem Bau der bis 1945 letzte freie Architekturwettbewerb, an dem unter anderem Mies van der Rohe und Walther Gropius teilgenommen hatten. Zur Ausführung kam der Entwurf von Heinrich Wolff, der sowohl konservative als auch moderne Elemente enthielt.
Die DDR-Regierung nutzte das ehemalige Reichsbankgebäude bis zur Wende
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude der Reichsbank erheblich beschädigt; die oberen Stockwerke waren ausgebrannt. Dennoch wurde das Gebäude bereits ab Juni 1945 als Berliner Stadtkontor und seit 1949 als Sitz des DDR-Finanzministeriums genutzt.
1959 zog dann das Zentralkomitee der SED ein, das von hier aus über 30 Jahre lang auf maßgebliche Weise die Politik der DDR bestimmte. Im Verlauf des Jahres 1990 wurde der Bau „Haus der Parlamentarier“ getauft, da die Abgeordneten der ersten frei gewählten DDR-Volkskammer hier ihre Büros bezogen.
Erweiterung des Auswärtigen Amtes: 127 Mio. Euro werden investiert, Fertigstellung bis 2028
Als der Palast der Republik aufgrund der hohen Asbestbelastung geschlossen werden musste, fanden hier auch die letzten Volkskammersitzungen statt, während derer die Abgeordneten unter anderem auch den Einigungsvertrag ratifizierten. Seit der Fertigstellung des modernen Erweiterungsbaus am Werderschen Markt im Jahre 1999 ist der gesamte Gebäudekomplex Sitz des Auswärtigen Amtes. Mehr als 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am Standort in Berlin-Mitte tätig.
Die derzeitige Erweiterung soll rund 127 Millionen Euro kosten. Knapp 24.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche sollen dabei neu entstehen, doch bis es soweit ist, wird es noch etwas dauern. Bis 2028 sollen die letzten Arbeiten an der Erweiterung abgeschlossen werden – ein wahres Langzeitprojekt im Berliner Zentrum, von denen es ja nicht wenige gibt.
Quellen: harris + kurrle architekten bda, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, t-online