Die Berliner Schwimmbäder stehen vor großen Herausforderungen: Viele Anlagen sind sanierungsbedürftig, etliche geschlossen und geplante Projekte stecken fest. Dennoch gibt es kleine Lichtblicke: Neue Bauprojekte und Erweiterungen könnten in Zukunft Abhilfe schaffen.

Das Paracelsus Bad in Reinickendorf wird nicht vor Ende 2027 fertiggestellt. Die Kosten belaufen sich mittlerweile auf 36 Millionen Euro. / © Wikimedia Commons / Fridolin-freudenfett-Peter-Kuley-CC-BY-SA-3.0

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Eine Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) zeigt, dass bundesweit ein Drittel der Kommunen Sportstätten wie Hallenbäder aufgrund baulicher Mängel schließen musste. Auch in Berlin sind zahlreiche Anlagen betroffen. Von den 35 Hallenbädern der Berliner Bäder-Betriebe (BBB) sind derzeit acht geschlossen, viele davon schon seit Jahren.

Die Ursachen sind vielfältig. Neben altersbedingten Schäden machen strenge Denkmalschutzauflagen, unvorhergesehene bauliche Herausforderungen und gestiegene Baukosten den Kommunen zu schaffen. Hinzu kommen die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die Bauvorhaben verzögert und verteuert haben. Gleichzeitig führt die angespannte Finanzlage vieler Bezirke dazu, dass Sanierungen immer wieder aufgeschoben werden. Die Folge: In einigen Bezirken fällt Schwimmunterricht aus, und die Sportmöglichkeiten für die Bevölkerung sind stark eingeschränkt.

Paracelsus-Bad in Reinickendorf: Von der Sanierung zur Dauerbaustelle

Ein Paradebeispiel für die Herausforderungen bei der Sanierung der Berliner Schwimmbäder ist das Paracelsus-Bad in Reinickendorf. Die 1960 eröffnete Anlage wurde 2019 für eine umfassende Renovierung geschlossen. Ursprünglich waren zwei Jahre Bauzeit und acht Millionen Euro Kosten geplant. Doch mittlerweile hat sich das Vorhaben zu einer Dauerbaustelle entwickelt. Die Fertigstellung wird nicht vor Ende 2027 erwartet, und die Kosten belaufen sich mittlerweile auf 36 Millionen Euro.

Ein Grund dafür ist, dass bei den Arbeiten größere Schäden an der Bausubstanz entdeckt wurden als erwartet. Die durch Feuchtigkeit stark geschädigte Stahlkonstruktion und die mangelhafte Dämmung der Fassade mussten aufwendig saniert werden. Hinzu kamen zusätzliche Anforderungen durch den Denkmalschutz und neue Brandschutzauflagen. Selbst die historischen Fenster der Anlage mussten kostenintensiv restauriert werden.

Ein Lichtblick bietet die geplante Erweiterung des Paracelsus-Bads um ein Außenbecken. Dies soll vor allem die hohe Nichtschwimmerquote in Reinickendorf reduzieren. Doch auch dieses Vorhaben birgt Herausforderungen. Eine Machbarkeitsstudie zeigt zwar, dass ein Außenbecken technisch realisierbar ist. Zugleich weist sie darauf hin, dass weitere Investitionen nötig wären, um die umliegenden Flächen sinnvoll zu nutzen.

Hoffnung auf ein Kombibad in Pankow lebt weiter: Bezirksamt schlägt Kompromiss vor

Im Bezirk Pankow gibt es ebenfalls großen Bedarf an Schwimmflächen. Der Plan für ein 75 Millionen Euro teures Kombibad, das eine Sauna, ein Wellenbecken und verschiedene Erlebnisangebote umfassen sollte, wurde jedoch 2024 gestoppt. Die schwarz-rote Landesregierung hat die Finanzierung gestrichen, was zu massiver Kritik von Bezirksvertretern führte.

Das Bezirksamt Pankow möchte das Vorhaben dennoch nicht aufgeben. Alternativ wird nun über ein kleineres Freibad nachgedacht, das später durch eine Schwimmhalle ergänzt werden könnte. Ein solches Konzept könnte den Bezirk kurzfristig entlasten, da es kostengünstiger und schneller umzusetzen wäre.

Typenschwimmhalle statt Kombibad: Marzahn-Hellersdorf geht leer aus

Auch in Marzahn-Hellersdorf ist die Situation ernüchternd. Der Bezirk, der bislang kein eigenes Freibad hat, sollte durch den Bau eines Kombibads eine dringend benötigte Aufwertung erhalten. Doch das Projekt wurde gestrichen.

Stattdessen ist lediglich eine Typenschwimmhalle geplant – eine Entscheidung, die bei der Bevölkerung und lokalen Politikern auf erheblichen Unmut stößt. Die Linkspartei fordert, zumindest ein einfaches Freibad zu errichten, und regt zudem an, das Schwimmen an einem der Bezirksseen zu legalisieren, wo dies derzeit am Biesdorfer Baggersee und an den Kaulsdorfer Seen untersagt ist.

Schwimmhalle Hohenschönenhausen ab Herbst 2025 wiedereröffnet, Stadtbad Tiergarten wird erweitert

Anders sieht es in der Schwimmhalle Hohenschönhausen aus. Hier wurden im Zuge einer Sanierung kürzlich Decken und Wände fertiggestellt. Nach dem Abbau des Raumgerüsts sollen bald die Fliesenarbeiten beginnen. Die Sanierung schreitet zügig voran, sodass eine Wiedereröffnung – wenn auch künftig ohne Sauna – für Herbst 2025 geplant ist.

Auch für das Stadtbad Tiergarten gibt es gute Nachrichten: Hier wird der Badebetrieb um ein neues Außenbecken erweitert. Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 2025 beginnen, die Eröffnung ist für 2026 geplant. Geplant sind ein 25-Meter-Becken, eine Sonnenterrasse und eine Liegewiese, die sowohl über das Hallenbad als auch über einen separaten Eingang zugänglich sein werden – eine positive Nachricht für alle Schwimmbegeisterten in der Umgebung.

Sanierungsstau als Herausforderung für die Politik

Der Zustand der Berliner Schwimmbäder ist ein deutliches Zeichen für den Sanierungsstau im öffentlichen Bereich. Während positive Entwicklungen wie die Erweiterung des Stadtbads Tiergarten Hoffnung geben, bleiben viele Projekte von Verzögerungen und Budgetüberschreitungen geprägt. Insbesondere die Situation in Reinickendorf, Pankow und Marzahn-Hellersdorf zeigt, wie schwierig es ist, Schwimmbäder zeitnah zu sanieren oder neue Anlagen zu realisieren.

Die Berliner Politik steht nun vor der Herausforderung, die Bäderinfrastruktur langfristig zu sichern. Dabei braucht es nicht nur höhere Investitionen, sondern auch eine bessere Planung und realistische Zeitpläne. Denn Schwimmbäder sind nicht nur Freizeitorte, sondern auch wichtige Einrichtungen für den Breitensport und die Gesundheit der Bevölkerung.

Quellen: Berliner Bäder-Betriebe, Berliner Morgenpost, Tagesspiegel, rbb24