Die denkmalgeschützte Bötzow-Brauerei in Berlin-Prenzlauer Berg ist ein Symbol des industriellen Aufbruchs – und inzwischen Schauplatz eines groß angelegten Transformationsprozesses. Auf dem historischen Gelände entsteht ein modernes Quartier mit Fokus auf Medizintechnik, Forschung, Gastronomie und urbanem Leben.

Der Biergarten auf dem Bötzow-Areal verfügt über einen markanten Torbogen, einen terrassierten Garten mit Wasserlauf und Springbrunnen sowie einen Blick auf den Fernsehturm. /© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Auf dem historischen Gelände der ehemaligen Bötzow-Brauerei in Berlin-Prenzlauer Berg hat im Juli 2024 ein neuer Augustiner-Biergarten eröffnet. Die gastronomische Nutzung knüpft an die Geschichte des Areals an, das einst zu den bedeutendsten Braustandorten Norddeutschlands zählte.

Das Gelände liegt zwischen Prenzlauer Allee, Metzer Straße und Saarbrücker Straße – nur wenige Gehminuten vom Alexanderplatz entfernt. Nach jahrzehntelangem Leerstand wird das denkmalgeschützte Ensemble heute schrittweise zu einem urbanen Quartier mit vielfältiger Nutzung entwickelt.

Zwischen Industriebau und Brauereikultur: Die Geschichte des Bötzow-Areals

Mitten in Prenzlauer Berg erinnert ein weitläufiges Areal an ein Kapitel Berliner Industriegeschichte. Die Bötzow-Brauerei, gegründet 1864, war einst die größte Privatbrauerei Norddeutschlands. Ab den 1870er-Jahren baute Julius Bötzow auf dem über 30.000 Quadratmeter großen Gelände an der Prenzlauer Allee einen modernen Brauereibetrieb mit Sudhäusern, Maschinenhallen und Gewölbekellern. Ein Biergarten für 6.000 Gäste machte das Areal zu einem beliebten Ausflugsziel.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der Betrieb zum Erliegen. Die DDR nutzte Teile des Geländes als Lagerfläche. Andere Gebäude verfielen. Zwar wurde die Anlage in den 1970er-Jahren unter Denkmalschutz gestellt, doch der bauliche Zustand verschlechterte sich weiter. Nun eröffnete das Bötzow-Areal wieder mit neuen Mietern und Nutzungsplänen.

Nach Jahrzehnten ohne Nutzung – Neustart im Rahmen eines Masterplans vorgesehen

Nach der Wiedervereinigung wechselte das Gelände mehrfach den Eigentümer. Verschiedene Nutzungspläne wurden diskutiert – darunter Großmärkte, Dienstleistungszentren oder Wohnquartiere – umgesetzt wurde jedoch keines dieser Vorhaben. Das Areal blieb lange Zeit ungenutzt.

Erst mit dem Kauf durch Unternehmer Hans Georg Näder Ende 2010 kam Bewegung in die Entwicklung. Im Mai 2014 stellte Näder gemeinsam mit dem britischen Architekten David Chipperfield den sogenannten „Masterplan 2019“ vor. Dieser orientiert sich am historischen Grundriss des Geländes und sieht eine Mischung aus Altbausanierung und ergänzenden Neubauten vor.

Neuer Bötzow-Campus: Büros, Gastronomie und ein Hotel waren im Masterplan 2019 geplant

Ziel des Masterplans ist es, die historische Bausubstanz zu erhalten und gleichzeitig neue Nutzungen zu integrieren. Geplant sind neben Büro- und Gewerbeflächen auch Wohnungen, Gastronomie, ein Hotel sowie ein öffentlich zugängliches Schwimmbad.

Noch 2022 berichtete die Berliner Morgenpost, dass sowohl das Start-up Gorillas als auch die Fitnesskette McFit Flächen in den entstehenden Neubauten beziehen wollten – Gorillas plante dort einen neuen Unternehmenssitz, McFit ein Studio unter dem Label „John Reed“. Während das John-Reed-Studio 2023 eröffnete, stellte Gorillas seine Geschäftstätigkeit bereits Ende 2022 ein.

Pankow: Medizintechnikunternehmen und Wirtschaftsunternehmen ziehen auf dem Bötzow-Campus ein

Seit 2018 haben sich mehrere Unternehmen auf dem Bötzow-Areal angesiedelt. Das Medizintechnikunternehmen Ottobock nutzt die denkmalgerecht sanierten Gebäude für Werkstätten, Forschung und Unternehmensbereiche wie digitales Marketing, Kommunikation und Produktentwicklung.

Auch das Life-Science-Unternehmen Sartorius ist mit Entwicklungs- und Business-Development-Aktivitäten vor Ort. Ergänzt wird das Mieterprofil durch das Start-up LabTwin sowie das Berliner Unternehmen Matterway, das eine Software zur Effizienzsteigerung im Arbeitsalltag entwickelt.

Rückkehr der Brauereikultur in Prenzlauer Berg: Augustiner eröffnet Biergarten auf historischem Brauereigelände

Im Juli 2024 eröffnete auf dem Gelände der ehemaligen Bötzow-Brauerei ein neuer Augustiner-Biergarten. Die Anlage umfasst einen terrassierten Garten mit Wasserlauf, Springbrunnen und Blick auf den Fernsehturm. Auch ein Restaurant im Wirtshausstil ist Teil des erstaunlich umfangreichen Ensembles.

Der Biergarten ist ganzjährig geöffnet und bietet Platz für mehrere Hundert Gäste. Das Bötzow-Areal entwickelt sich derzeit zu einem gemischt genutzten Stadtquartier mit Gewerbe, Gastronomie und öffentlichen Angeboten.

 

Nach langen Jahren des Umbaus ist das Areal der einstigen Bötzow-Brauerei seit vergangenem Jahr endlich öffentlich zugänglich – zumindest teilweise. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Die Bötzow-Brauerei verlegte 1876 ihren Standort an die Prenzlauer Allee, stellte den Betrieb 1949 infolge der Kriegszerstörungen ein, und die verbliebenen Gebäude dienten nach dem Krieg als Lager, bevor das Areal nach der Wende weitgehend leer stand. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Quellen: Bötzow Berlin, Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Augustiner

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2 Kommentare

  1. Michael 27. März 2025 at 14:02 - Reply

    Schade, dass keine Berliner Brauerei mit Biergraten als Mieter einzieht.

  2. Malte 29. März 2025 at 09:41 - Reply

    Ein schöner Post, aber der Absatz „Noch 2022 berichtete die Berliner Morgenpost zu Plänen, dass künftig auch das Start-up Gorillas und die Fitnesskette McFit in den entstehenden Neubauten Flächen beziehen. Für Gorillas war ein neuer Unternehmenssitz vorgesehen, für McFit ein maßgeschneidertes Studio des Labels „John Reed“. Jedoch gab es seitdem dazu keine konkreten Informationen mehr.“ ist schlecht recherchiert. Denn das „maßgeschneiderte“ John Reed Bötzow wurde schon vor einigen Monaten eröffnet, und die Marke Gorillas hat sich vor knapp einem Jahr aus Deutschland verabschiedet, so dass die wohl keinen Unternehmenssitz mehr brauchen.

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