Trotz Millioneninvestition bleibt der Mehringplatz in Berlin-Kreuzberg ein sozialer Brennpunkt. Heute Abend kommen Bezirk, Initiativen und Anwohner zusammen, um über die nächsten Schritte und dringend benötigte Lösungen zu sprechen. Vor allem der Berliner Senat soll weitere finanzielle Mittel zur Verfügung stellen.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Es war ein ausgesprochen mühsames Bauvorhaben, welches sich mehrfach verzögerte: der Umbau des Mehringplatzes, der am südlichen Ende der Friedrichstraße liegt und für den eine Modernisierung lange überfällig war.
Nach dreijähriger Bauzeit beendete die Wiedereröffnung des Mehringplatzes im Mai 2022 offiziell den Umbau des Stadtplatzes am Ende der südlichen Friedrichstraße. Mit einem Stadtfest wurde die zwischenzeitliche Dauerbaustelle wieder an die Bewohnerinnen und Bewohner übergeben. Sieben Millionen Euro wurden in die Modernisierung des Platzes investiert.
Mehringplatz in Kreuzberg: Modernisierung für 7 Mio. Euro
Im Fokus stand der Bereich um den Mehringplatz seit spätestens 2011, als er als Sanierungsgebiet „Südliche Friedrichstadt“ ausgewiesen wurde. Er erstreckt sich im Norden in Richtung Mitte und umfasst im Süden die Friedhöfe am Halleschen Tor. Die Mitte des Bereiches bildet der Mehringplatz.
Stadtplaner kritisierten schon lange die soziale Infrastruktur sowie erhebliche Missstände in Städtebau, Gestaltung und Funktion, wodurch der Platz seiner innenstädtischen Lage nicht gerecht wurde. Die vormals unübersichtliche Situation des Areals zog über die Jahre immer mehr Kriminalität an.
Der Mehringplatz weist eine sozial schwierige Infrastruktur auf
Bau und Gesamtensemble wurden 2011 von der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE gekauft. Gemeinsam mit der GEWOBAG ist sie nun Haupteigentümerin. An die städtischen Eigentümer werden auch nach der Fertigstellung noch große Erwartungen gerichtet.
Im Zentrum des Platzes befindet sich die Friedenssäule, welche bereits in den Jahren 2013 und 2014 restauriert wurde. Der Platz präsentiert sich heute als zentrales Rasenrondell mit großen Grünflächen und neu gepflanzten Bäumen. Fuß- und Radverkehr werden über den Außenring geleitet. Hierfür wurde für Radfahrer ein entsprechender Asphaltstreifen eingerichtet.
Rund um den Mehringplatz sollen weitere Bauvorhaben realisiert werden
Der 2022 abgeschlossene Umbau sollte aus Sicht des Bezirks aber nicht als Endpunkt, sondern als Ausgangspunkt für weitere Umgestaltungen und Optimierungen angesehen werden. Dies zeigen zwei Bauprojekte, die in unmittelbarer Umgebung des Mehringplatzes entstehen sollen.
Die Eigentümer eines Grundstücks direkt am Theodor-Wolff-Park planen einen langen Gebäudekomplex, der sich von der Friedrichstraße entlang der Franz-Klühs-Straße bis gegenüber der SPD-Zentrale an der Wilhelmstraße erstrecken soll, Gewerbe- und Wohnflächen sind hier geplant.
Der Bezirk möchte mehr Wohnraum schaffen – und fordert mehr Unterstützung vom Berliner Senat
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg plant zudem ein weiteres Wohnprojekt auf einer Fläche nordwestlich des Mehringplatzes, direkt neben dem oben beschriebenen Wohn- und Gewerbekomplex. Mit einer breiten Beteiligung der Projektplaner könnte eine neue Wohnbebauung entstehen, bei der der Wohnanteil etwa 70 Prozent beträgt.
Doch allein durch den Bau neuer Gebäude wird sich die Situation rund um den Mehringplatz nicht verbessern. Immerhin gibt es eine erste finanzielle Unterstützung vom Berliner Senat. Der Bezirk verfügt nun über exakt 1.741.000 Euro, um das Gebäude in der Friedrichstraße 1-3 im Wohnviertel Mehringplatz instand zu setzen. Auf Antrag des Bezirksamts wurden dafür Mittel aus dem „Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt“ (SIWA) freigegeben, wie kürzlich die Berliner Morgenpost berichtete.
Mehringplatz: Wichtige soziale Einrichtungen kämpfen gegen den baulichen Verfall
Die Summe ist bitter nötig, und trotzdem nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn am Mehringplatzes kämpfen das Nachbarschaftszentrum, das Kinder- und Jugendzentrum KMAntenne und das Quartiersmanagement (QM) seit Langem gegen den Verfall. Viele Räume sind unbenutzbar, und im QM sind Fenster, Heizungen und eine Toilette teils defekt.
Seit den Siebzigerjahren gab es kaum Sanierungsarbeiten, obwohl die Einrichtungen in der Friedrichstraße 1-3 als Anker für eine von Armut betroffene Anwohnerschaft dienen sollen. Fast 75 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Quartier leben in Haushalten ohne geregeltes Einkommen. Die bewilligten 1,7 Millionen Euro reichen laut Bezirk nur für „standorterhaltende und betriebssichernde Maßnahmen“.
Sanierungsbedarf liegt bei 26 Mio. Euro – Bezirk lädt zum öffentlichen Austausch
Der Gesamtsanierungsbedarf beträgt jedoch rund 26 Millionen Euro. Der Senat hat die nötigen Investitionen auf 2033 verschoben, doch der Bezirk fordert zusätzliche Mittel und eine frühere Umsetzung. Der Bezirk möchte daher weiter auf die Situation am Mehringplatz aufmerksam machen und lädt heute Abend zu einer Diskussionsveranstaltung ein.
Bei dem öffentlichen Austausch sollen Vertreterinnen des Bezirksamtes, KMA e.V., Diakonie Stadtmitte, Stiftung Unionhilfswerk, Outreach e.V., GEWOBAG, RaR, Kunstwelt e.V. sowie Anwohnerinnen und Anwohner über die aktuelle Situation am Mehringplatz sprechen können.
Im Mittelpunkt stehen die Entwicklungen seit dem ersten nachbarschaftlich organisierten Runden Tisch, aktuelle Veränderungen im Quartier und die Perspektiven für die weitere Zusammenarbeit. Die Veranstaltung wird um 18 Uhr im Stadtteilzentrum im Kiez (Friedrichstraße 1, 10969 Berlin) beginnen, um Anmeldung unter buergermeisterin@ba-fk.berlin.de wird gebeten.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, EL Projektentwicklung Mehringplatz GmbH, Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin, Kinder- und Jugendzentrum KMAntenne
Wahrscheinlich wäre ein Studierendenheim ganz gut, um das Viertel nach vorn zu bringen plus der dazugehörigen Infrastruktur. Und dann sollte die geschlossene Bebauung durch Abriss weniger Wohnungen zum Halleschen Tor hin wieder geöffnet und durch zusätzliche Geschosse erhöht werden. Damit würde wieder eine Torsituation geschaffen, der Kiez nicht mehr mit seinen problematischen Strukturen vom Rest der Stadt abgeschlossen sein, deutlich mehr sls die beseitigten Wohnungen zusätzlicher Wohnraum geschaffen und die Attraktivität erhöht werden. Vielleicht wäre auch eine Markthalle gut. Im Moment habe ich nur den Eindruck, dass hier ohne Verbesserung Millionenen ausgegeben werden. Die letzte Maßnahme ist da beispielhaft: anscheinend viel Geld für nix.