Der Elbtower, ursprünglich als prägendes Wahrzeichen für Hamburgs HafenCity geplant, steht vor einer ungewissen Zukunft. Nach finanziellen und strukturellen Problemen wurde der Bau eingestellt, doch nun soll ein Hamburger Investor das Projekt vollenden.

Die Bauarbeiten des Elbtowers hatten 2022 mit der Fertigstellung der Fundamente begonnen, und der Rohbau erreichte zwischenzeitlich eine Höhe von 100 Metern. Dennoch steht der Elbtower über zwei Jahre später als Baustelle da. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Text: Stephanie Engler

 

Mit einer geplanten Höhe von 245 Metern und einer charakteristischen geschwungenen Architektur sollte der Elbtower Hamburgs höchstes Gebäude und ein Symbol für Innovation und Fortschritt werden. Das Projekt wurde 2017 vorgestellt und war als markantes Tor zur Innenstadt konzipiert. Neben Büroflächen waren ein Hotel, Gastronomie, Einzelhandel und eine Aussichtsplattform vorgesehen. Doch nachdem die Finanzierung ins Stocken geraten war und Rechnungen nicht mehr bezahlt wurden, steht das Projekt seit Oktober 2023 still.

Die Bauarbeiten hatten 2022 mit der Fertigstellung der Fundamente begonnen, und der Rohbau erreichte zwischenzeitlich eine Höhe von 100 Metern. Dennoch steht der Elbtower aktuell als Baustelle ohne sichtbare Fortschritte da. Im Januar 2024 meldete die Projektgesellschaft Hamburg Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG Insolvenz an. Die Abwicklung des Projekts könnte bis 2029 dauern.

Erhöhte Baukosten und COVID-19-Pandemie: Ursachen für den Stillstand

Gründe für die Elbtower-Probleme gibt es viele: Einerseits stiegen die ursprünglich auf 700 Millionen Euro geschätzten Baukosten zuletzt auf 950 Millionen Euro an. Verantwortlich dafür sei laut dem Bauherrn Signa Prime eine Erweiterung der Baufläche. Andererseits belasteten finanzielle Schwierigkeiten bei der Muttergesellschaft Signa, die auch für das Karstadt-Warenhausnetz verantwortlich ist, das Projekt zusätzlich.

Zusätzliche Unsicherheiten brachte die COVID-19-Pandemie, die den Bedarf an großen Büroflächen schrumpfen ließ. Vorverträge mit potenziellen Mietern wie der Hamburg Commercial Bank und dem Versicherungsmakler AON stehen derzeit auf der Kippe. Auch der Plan, ein Nobu-Hotel und exklusive Gastronomie in den Elbtower zu integrieren, könnte angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Lage ins Wanken geraten.

Hamburger Elbtower: Neuplanung durch Wiederkaufsrecht?

Im Mai 2024 meldete die Stadt Hamburg beim Insolvenzverwalter ihr Wiederkaufsrecht für das Grundstück an. Sollte die Stadt das Grundstück zurückkaufen, könnte eine Neuplanung folgen. Ein Rückkauf wäre allerdings mit erheblichen Kosten verbunden, die durch die bereits getätigten Investitionen zusätzlich steigen könnten. Ob Hamburg bereit ist, dieses finanzielle Risiko einzugehen, ist noch offen.

Ein potenzieller Rückkauf eröffnet auch die Frage nach einer neuen Nutzung des Areals. Die Stadt könnte eine niedrigere, nachhaltigere Bebauung vorsehen, die stärker auf öffentliche Nutzung, Kultur und bezahlbaren Wohnraum setzt. Eine solche Neuausrichtung könnte das Areal sinnvoll in die HafenCity integrieren und den lokalen Bedürfnissen besser gerecht werden.

Elbtower von Beginn an kontrovers diskutiert

Während Befürworter das Gebäude als architektonisches Highlight und wichtigen Impuls für die Stadtentwicklung lobten, äußerten Kritiker schon zu Beginn Zweifel an der städtebaulichen und wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit. Vornehmlich die Grünen hatten Bedenken, ob ein derart hohes Gebäude in die hanseatische Baukultur passt.

Hinzu kam die Kritik an der Finanzierung des Projekts. Obwohl der Elbtower rein privatwirtschaftlich finanziert werden sollte, befürchteten kritische Stimmen eine ähnliche Entwicklung wie bei der Elbphilharmonie, deren Kosten letztlich die öffentliche Hand belasteten. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Signa Prime verstärkten diese Befürchtungen.

Ein Großprojekt vor dem Scheideweg: Führt Investor Becken das Projekt zuende?

Der Elbtower steht sinnbildlich für die Herausforderungen großer Bauprojekte: Hohe Kosten, wirtschaftliche Risiken und die Notwendigkeit einer langfristigen städtebaulichen Vision. Ob das Gebäude jemals vollendet wird oder ob das Areal eine neue Nutzung erfährt, bleibt abzuwarten. Die kommenden Monate – insbesondere die Entscheidung über den Rückkauf durch die Stadt Hamburg – werden die Zukunft des Projekts maßgeblich bestimmen.

Zuletzt berichtete mehrere Medien, dass der Hamburger Investor Becken hat eine Vereinbarung unterzeichnet habe, die ihm das alleinige Verhandlungsrecht mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter für den Weiterbau des Elbtowers einräumen soll. Geplant sei demnach, den ursprünglichen Architektenplan umzusetzen.

Der Wolkenkratzer mit 64 Stockwerken wäre das dritthöchste Gebäude Deutschlands. Becken betonte, Hamburg verdiene sowohl den vollendeten Elbtower als auch ein Naturkundemuseum von internationalem Rang. Er sehe den Abschluss der Vereinbarung als wichtigen Meilenstein und werde nun Detailverhandlungen zum Kaufvertrag führen.

 

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Quelle: Hamburger Abendblatt, NDR, Immobilien Zeitung