Für deutsche Unternehmen ist der Fachkräftemangel ein immer größer werdendes Problem. Dieser ist häufig auch darauf zurückzuführen, dass vor allem in deutschen Ballungszentren der nötige Wohnraum fehlt, um für mögliche Bewerber eine Option zu sein. So setzen Unternehmen wieder vermehrt auf den Bau sogenannter “Werkswohnungen”.

Um dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen, setzen deutsche Unternehmen wieder verstärkte auf den Bau von Beschäftigtenwohnungen – denn das Kriterium bezahlbarer Wohnraum ist ausschlaggebend beim Entscheidungsprozess von Bewerbern. / © Foto: depositphotos.com

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Text: Björn Leffler

 

Für deutsche Unternehmen ist der Fachkräftemangel ein immer größer werdendes Problem. Laut einem Bericht des Magazins Focus klagen mehr als die Hälfte deutscher Unternehmen über einen Bewerbermangel.

Dieser ist häufig auch darauf zurückzuführen, dass vor allem in deutschen Ballungszentren der nötige Wohnraum fehlt, um für mögliche Bewerber eine Option zu sein. Denn für potenzielle Arbeitnehmer ist die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum ein wichtiges Entscheidungskriterium.

Fachkräftemangel: ES fehlt an bezahlbaren Wohnungen

Da dies aufgrund der akuten Wohnungsnot vor allem in großen deutschen Städten wie Berlin, Hamburg, München oder Leipzig kaum noch gegeben ist, wandern mehr und mehr Arbeitskräfte in weniger dicht besiedelte Gebiete ab – oder kommen erst gar nicht in die Großstadt.

Die Berliner öffentliche Verwaltung hat dieses Problem schon seit längerem erkannt und will daher entsprechend gegensteuern, wie der Tagesspiegel berichtet. So soll es für bestimmte Gruppen zukünftig ein entsprechendes Wohnungsangebot geben.

Berliner Senat will Wohnungsangebot für Beschäftigte schaffen

Eigentlich wollten die Verwaltungen für Stadtentwicklung, Inneres und Finanzen bereits bis zum Herbst 2023 eine abgestimmte Gesamtkonzeption zur Revitalisierung des Beschäftigtenwohnens vorlegen. Bislang liegt ein solches Konzept zwar nicht vor, es soll aber fast fertig ausgearbeitet sein.

Die Senatsfinanzverwaltung sagte dem Tagesspiegel: “Wie und wo konkret Wohnraum für Beschäftigte gebaut und angeboten werden kann, befindet sich derzeit noch in der finalen Abstimmung einer interministeriellen Arbeitsgruppe.

Berlinovo baut 76 Wohnungen für die Charité in Prenzlauer Berg

Andere Berliner Unternehmen sind da schon einen Schritt weiter. Bereits Ende September 2023 übergab das Wohnungsbauunternehmen Berlinovo im Rahmen einer feierlichen Zeremonie den symbolischen Schlüssel für ein neues Wohnhaus an der Storkower Straße in Berlin-Prenzlauer Berg an den Klinikkonzern Charité.

Der landeseigene Universitätsklinikkonzern hat die entstandenen 76 Apartments langfristig gemietet und möchte diese seinen Beschäftigten zur Verfügung stellen, denn die Bereitstellung von Wohnraum ist auch in der Pflege ein entscheidendes Argument bei der Gewinnung von neuen Nachwuchs- und Fachkräften.

In deutschen Großstädten fehlen rund 1,9 Millionen Wohnungen

Nicht nur in Berlin, auch in anderen Städten wird das Thema Mitarbeiterwohnungen oder “Werkswohnungen” – ein eigentlich jahrzehntealtes Modell – wieder aktuell. Vor allem vor dem Hintergrund von rund 1,9 Millionen fehlenden Wohnungen in deutschen Großstädten.

In Stuttgart beispielsweise verfügt das ansässige Klinikum Stuttgart über ein Wohngebäude, welches Platz für insgesamt rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bietet. Im April 2024 wurden weitere 170 Wohnungen fertiggestellt.

“Wir brauchen eine Renaissance des Werkswohnungsbaus”

Wir brauchen eine echte Renaissance des Werkswohnungsbaus“, sagt Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), gegenüber dem Focus. Andreas Beulich, Bundesgeschäftsführer des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), sieht es ähnlich: “Die Chancen und Potenziale, die sich hier bieten, sollten wir nutzen.

In Berlin setzt auch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben auf den Bau von Mitarbeiterwohnungen. So entsteht etwa ein neues Wohnquartier im Berliner Norden. Die neuen Wohnungen sollen vorwiegend als Wohnraum für Bundesbeamte genutzt werden.

In Reinickendorf baut die BIMA Wohnungen für Bundesbeamte

Auch andere Landesunternehmen wie Vivantes setzen bereits seit Jahren darauf, ganze Wohnblöcke für ihre Beschäftigten zu reservieren. Da vor allem Klinikkonzerne mittlerweile verstärkt darauf setzen, Pflegekräfte im Ausland zu rekrutieren, müssen die Wohnverhältnisse für die nach Berlin kommenden Fachkräfte im Idealfall bereits geregelt sein.

Das Luxus-Hotel Kempinski in Berchtesgaden (Bayern) ist ein weiteres Beispiel aus dem Bundesgebiet für die Bereitstellung von Unterkünften für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Bundesweit gibt es rund 100.000 Wohnungen für Beschäftigte

Im Jahr 2023 wurden dort vier Personalhäuser mit insgesamt 64 neuen Wohnungen eröffnet. Auszubildende teilen sich Wohngemeinschaften und zahlen 185 Euro für ihre Zimmer. Fachkräfte können individuelle Wohnungen mit einer Größe von 31 Quadratmetern für jeweils 385 Euro pro Monat mieten.

Ob solche Werkswohnungen tatsächlich eine Antwort auf die Wohnungskrise in Deutschland sein können, bleibt abzuwarten. Ende der 1970er Jahre gab es deutschlandweit fast eine halbe Million solcher Beschäftigtenwohnungen. Heute sind es rund 100.000 Wohnungen, die zum Portfolio der Unternehmen gehören.

Quellen: Focus, Charité, Berlinovo, Deutscher Mieterbund, Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen