Die nachhaltige Neugestaltung der Hagenauer Straße im Kollwitzkiez in Prenzlauer Berg sollte zum klimaorientierten Modellprojekt im Bezirk Pankow werden. Doch weil Fördergelder fehlen, wird der Umbau der baumlosen, engen Straße abgesagt. Für die Anwohnerinitiative „Klimastraße Hagenauer” ein herber Rückschlag.

Klimaorientierter Umbau abgesagt: Die nachhaltige Neugestaltung der Hagenauer Straße in Prenzlauer Berg wird vorerst auf Eis gelegt. / © Foto: depositphotos.com

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Text: Björn Leffler

 

Ein klimaorientiertes Pilotprojekt des Bezirksamtes Pankow, welches im Kollwitzkiez in Prenzlauer Berg umgesetzt werden sollte, ist nach Informationen des Tagesspiegel vorerst auf Eis gelegt worden. Es ging um eine nachhaltige Um- und Neugestaltung der Hagenauer Straße, die in direkter Nähe zur Kulturbrauerei liegt, zwischen Danziger Straße und Sredzkistraße.

Die Hagenauer Straße ist die einzige Straße im Kollwitzkiez, die bislang ohne jeglichen Baumbestand auskommen muss. Zudem sind die Bürgersteige eng und der Großteil des Straßenraums ist dem Autoverkehr gewidmet. So befinden sich in dem etwa 190 Meter langen Straßenabschnitt Parkplätze für rund 100 Autos.

Kollwitzkiez: Bezirksamt Pankow wollte die Hagenauer Straße nachhaltig umgestalten

Nach Ansicht des Bezirks Pankow leidet darunter vor allem die Aufenthaltsqualität sowie die Infrastruktur für Fußgängerinnen und Fußgänger. Auch für Radfahrende ist eine Durchquerung der Straße mit wenig Freude verbunden. Zudem heizt sich die Straße im Sommer wegen der vollständigen Versiegelung und dem fehlenden Grün stark auf.

Deshalb sollten verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der thermischen Situation untersucht und umgesetzt werden. Ziel des Bezirks Pankow war es, die Hagenauer Straße zu einer Klimastraße umzugestalten und die Gestaltung des Stadtraums im Zusammenhang mit den durch den Klimawandel veränderten Ansprüchen zu realisieren.

Bezirk Pankow ließ Machbarkeitsstudie für nachhaltigen Umbau der Hagenauer Straße entwickeln

In einer Machbarkeitsstudie ließ der Bezirk daher mit Unterstützung der Verkehrsverwaltung verschiedene Lösungsansätze für die Entwicklung der Hagenauer Straße zur besagten Klimastraße untersuchen.

Mit der Erstellung der Machbarkeitsstudie wurden das Büro bgmr Landschaftsarchitekten GmbH sowie die Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH beauftragt. Das Büro bgmr Landschaftsarchitekten ist auf das Thema Multifunktionale Straßenraumgestaltung urbaner Quartiere spezialisiert und hat in Berlin unter anderem bereits an der Umsetzung der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt sowie am Werkstattverfahren Blankenburger Süden oder der Charta für das Berliner Stadtgrün mitgearbeitet.

Prenzlauer Berg: Begrünung von Hausfassaden, Sickerflächen und Kühlungsmöglichkeiten sollten entstehen

Beim Transformationsprojekt in der Hagenauer Straße sollte es um mehrere Schwerpunktthemen gehen: So sollten die Aufenthaltsqualität und Bewegungsmöglichkeiten verbessert und die Begrünung von Hausfassaden und Dächern ermöglicht werden. Auch Sickerflächen und Kühlungsmöglichkeiten für Hitzesommer sollten  geschaffen und energiesparende Energiequellen etabliert werden.

Nun aber die Kehrtwende, das Bezirksamt Pankow hat das Projekt zur Umgestaltung der Hagenauer Straße zu Berlins erster “Klimastraße” abgebrochen. Grund dafür ist, dass die benötigten 2,5 Millionen Euro zur Umsetzung des Vorhabens nicht beschafft werden konnten. Die oben erwähnte Machbarkeitsstudie sah eine klare Priorisierung zugunsten der Verkehrssicherheit und Klimawirkung vor.

Machbarkeitsstudie: Ein Großteil der 100 Parkplätze in der Hagenauer Straße sollten entfallen

Dabei sollten die meisten der rund 100 Parkplätze entfallen und durch eine verkehrsberuhigte Straße mit Schrittgeschwindigkeit, begrünte Fassaden und neue Grünflächen ersetzt werden. Das Bezirksamt teilte kürzlich zwar in einem Bericht an die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) mit, dass ein Umbau der Hagenauer Straße mit den in der Studie beschriebenen Inhalten möglich wäre, dennoch seien die Kosten zur Umsetzung der favorisierten Variante zu hoch.

Zwei Förderanträge beim Bund zur weiteren Planung wurden abgelehnt, und aufgrund der personellen Engpässe im zuständigen Amt werde von weiteren Anträgen derzeit abgesehen.

Keine Fördergelder: Konzept für die Hagenauer Straße wird nicht weiter verfolgt

Die bisherigen Planungen wurden damit auf Eis gelegt, und es bleibt unklar, ob die Studie zukünftig für ähnliche Projekte verwendet werden könnte. Stattdessen plant das Bezirksamt eine kleinere, abgespeckte Version des Projekts. Im Jahr 2025 sollen bauliche Gehwegvorstreckungen an der Einmündung Sredzkistraße und in der Mitte der Hagenauer Straße entstehen, auf denen Fahrradbügel installiert werden.

Eine weitere Begrünung der Straße ist derzeit jedoch nicht vorgesehen, sodass die ambitionierten Pläne für eine grüne “Klimastraße” vorerst nicht verwirklicht werden. Für die Anwohnerinitiative „Klimastraße Hagenauer”, welche die klimaorientierte Umgestaltung der Straße ursprünglich angestoßen hatten, ist die Entscheidung ein herber Rückschlag. Nur ein kleiner Bruchteil der von den Anwohnern geforderten Umgestaltungen wird umgesetzt.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Hagenauer Straße, Prenzlauer Berg

 

Quellen: Bezirksamt Pankow, Der Tagesspiegel, bgmr Landschaftsarchitekten GmbH, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH, Anwohnerinitiative „Klimastraße Hagenauer”

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