Trotz viermonatigem Baustopp soll das Büro- und Wohnprojekt “Schöneberger Eck” bis Mitte 2025 abgeschlossen werden. Neben 6.700 Quadratmetern Büroflächen sollen auch 22 neue Mietwohnungen entstehen. Am Donnerstag wurde Richtfest für das zwölfstöckige Gebäude gefeiert.
© Fotos: Mo Wüstenhagen / ROCKSTONE Real Estate
Text: Björn Leffler
Pläne für eine Neubebauung des schmalen Grundstücks an der Martin-Luther-Straße in Schöneberg, das sogenannte “Barbarossa-Dreieck”, gab es bereits 1996, realisiert werden konnten sie vor knapp dreißig Jahren letztlich aber nicht.
Erst als der Immobilienentwickler ROCKSTONE Real Estate 20 Jahre später in das Projekt einstieg, bekam das Vorhaben neuen Fahrtwind – und hatte dennoch einige weitere Hürden zu nehmen, bis es tatsächlich in die bauliche Umsetzung ging.
“Schöneberger Eck”: Erste Pläne für einen Bau auf dem Grundstück gab es schon 1996
Im Rahmen des Richtfestes am gestrigen Donnerstag gab Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann (Die Grünen) im Rahmen der Festreden die Anekdote zum Besten, dass er selbst ursprünglich für eine flachere Bebauung votiert hatte, nun aber mit dem Ergebnis sehr zufrieden sei.
Insgesamt zwölf Stockwerke hoch ist der Rohbau des Büro- und Wohnensembles “Schöneberger Eck” mittlerweile. Den Gästen des Richtfestes ergab sich die Möglichkeit, mit dem Baustellenfahrstuhl bis hinauf in das zehnte Geschoss zu fahren und einen Rundumblick auf den umliegenden Kiez zu genießen.
Das “Schöneberger Eck” dominiert den umliegenden Kiez optisch schon heute
Optisch dominiert das im Bau befindliche Gebäude den Stadtraum zwischen Martin-Luther-Straße, Speyerer Straße und Barbarossastraße schon heute – und bildet eine weithin sichtbare Landmarke.
Die Bauherren, die ROCKSTONE Real Estate und die GbR Kotek Semel, hatten über 200 Gäste auf die Baustelle geladen und boten ein umfangreiches musikalisches und gastronomisches Rahmenprogramm – und hatten auch Glück mit dem Wetter, die Sonne schien gnädig.
Zwischenzeitlich gab es einen viermonatigen Baustopp auf dem Gelände
Neben Jörn Oltmann steuerte auch Bezirksstadträtin Eva Majewski ein Grußwort bei. Beide betonten die große Bedeutung des Neubauprojekts für die Nachbarschaft und gingen in ihren Reden auch darauf ein, dass der zwischenzeitlich von den Anwohnern erzwungene Baustopp für die Bauherren zwar schmerzlich gewesen sei, es aber wichtig sei, dass auch die Nachbarschaft ihre Bedenken gegenüber dem Bauprojekt platzieren könne.
Worum ging es? Schon Ende 2023 waren Anwohner gerichtlich gegen das Bauvorhaben vorgegangen. Im November 2023 wurde der Eilantrag der Schöneberger Bürgerinitiative “Barbarossa-Dreieck” gegen die Baugenehmigung für das Hochhausprojekt vom Berliner Verwaltungsgericht noch abgelehnt.
Rockstone sicherte den Einbau von Schallschutzfenstern zu
Doch im Januar 2024 war die Initiative vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg erfolgreich. Das Gericht entschied, dass die “aufschiebende Wirkung des Widerspruchs der Antragsteller gegen die Baugenehmigung” des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg anzuordnen sei.
Durch das Gerichtsurteil kam es dann aber nicht zu einem völligen Baustopp. Nur eine von drei Baugenehmigungen wurde durch das Urteil vorläufig außer Kraft gesetzt. Die Baumaßnahmen an den nicht betroffenen Gebäudeteilen liefen also unvermindert weiter.
Nachdem ROCKSTONE schließlich zugesagt hatte, Schallschutzfenster für die betroffenen Anwohner einzubauen, hatte das Gericht den Bau wieder freigegeben. Trotz der Verzögerung von vier Monaten soll der Bau nach aktuellem Stand bis Mitte 2025 abgeschlossen werden.
6.700 Quadratmeter Büroflächen und 22 Mietwohnungen entstehen
Neben den Vertretern der Bezirkspolitik sprachen auch Ingmar Linde vom Generalunternehmer WOLFF & MÜLLER sowie die Bauherren Nathan Kotek, Rouven Semel, Dietrich E. Rogge und Florian Sakowski.
Im zwölfgeschossigen Bürogebäude sollen etwa 6.700 Quadratmeter Mietfläche entstehen. Die Stockwerke können flexibel in jeweils zwei Einheiten unterteilt werden, um den Bedürfnissen der Mieter gerecht zu werden, wie die Bauherren im Gespräch mitteilten.
Zwei neue Wohngebäude mit 1.600 Quadratmetern Nutzfläche entstehen
Zusätzlich entstehen zwei Wohngebäude mit insgesamt 22 neuen Mietwohnungen und insgesamt 1.600 Quadratmetern Wohnfläche. Diese zwei neuen Wohngebäude ergänzen künftig die bestehenden 42 Wohnungen auf dem Gelände. Die Ladenflächen werden um 600 Quadratmeter auf insgesamt 1.000 Quadratmeter erweitert.
Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss sind bereits an die Drogeriekette Budni und die Caritas vermietet. Wer die weiteren Gewerbemieter sein werden, wurde bislang noch nicht mitgeteilt.
44 Meter begrünte Fassade: Nachhaltiger Ansatz des Projekts
Die Bauherren betonten im Gespräch den nachhaltigen Ansatz des Projekts. Das Gebäude entspricht demnach dem KfW55-Standard und ist nach LEED-Platin zertifiziert, einem bedeutenden internationalen Nachhaltigkeitslabel für Immobilien.
Durch die Verwendung von CO2-reduziertem Beton konnte der CO2-Fußabdruck des Schöneberger Ecks schon während des Baus um 40 Prozent gesenkt werden. Eine weitere Besonderheit des Gebäudes soll eine 44 Meter hohe, vertikale Fassadenbegrünung sowie das begrünte Dach werden.
Schöneberg: Auf dem Grundstück hatte zuvor eine Tankstelle gestanden
Florian Sakowski, Geschäftsführer und Partner bei ROCKSTONE, erinnerte in seiner Rede daran, was sich vor der Umsetzung des Neubaus auf dem Grundstück befunden hat: “Auf einem ehemaligen Tankstellengrundstück entsteht ein modernes Mischquartier aus Wohnen, Einzelhandel und Büros, auf das Schöneberg stolz sein kann. Wir danken WOLFF & MÜLLER und den Bauteams für ihren Fleiß und ihren Einsatz. Ohne diesen wäre all dies nicht möglich.”
Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte es auf dem Grundstück eine historische Blockrandbebauung gegeben, die durch das Neubauprojekt wiederhergestellt wird – allerdings in anderer Höhe. Wie der Neubau die Umgebung prägen wird, wird man sich dann ab dem kommenden Jahr ansehen können.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Rockstone Real Estate, DGI Bauwerk Gesellschaft von Architekten mbH, Immobilien Aktuell, WOLFF & MÜLLER, Berliner Woche, Der Tagesspiegel, GbR Kotek Semel
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2. November 2024
Eigentlich ein Super-Konzept für kleine Restflächen, die es in ganz Berlin noch reichlich gibt
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Ein paar Stockwerke mehr und die 6700 qm Büroflächen könnte man reduzieren, so dass man ca. 60 Wohnungen unterbringt und immer noch eine gute MIschung hat.
Gut gestaltet als Landmarke wäre es für viele Ecken eine Bereicherung.
Das Gebäude fügt sich nicht in die Umgebungsbebauung ein, die oberen vier Stockwerke sind zu viel. Und architektonisch gibt das die Zweckbautenarchitektur aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wieder: Stockwerk auf Stockwerk mit umlaufenden Fensterbändern. Daran ändert auch der Versuch der Auflockerung durch die “bewegten” Fassadenvorsatzelemente nichts. Das unbefriedigende an der modernen Architektur ist der Grund, weshalb viele sich nach Rekonstruktion des Alten sehnen. Das müsste nicht sein, wenn Bauherren und Architekten bessere Qualität lieferten.