Die Fußball-Europameisterschaft 2024 brachte Berlin eine Stadtrendite von über einer Milliarde Euro ein – mehr als doppelt so viel wie ursprünglich erwartet. Ein weiteres Beispiel für den großen wirtschaftlichen Nutzen von Großveranstaltungen für die deutsche Hauptstadt.

Sechs EM-Spiele fanden im Sommer 2024 im Berliner Olympiastadion statt, inklusive Endspiel. Für die Stadt hat sich das Investment von 84 Millionen Euro ausgezahlt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Text: Björn Leffler

 

Im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2024, die in zehn deutschen Städten ausgetragen wurde, hatte es in der Hauptstadt über Monate hinweg viele Diskussionen über die Kosten gegeben, die der Berliner Senat für die Ausrichtung und Organisation der EURO in Berlin aufgerufen hatte.

Rund 84 Millionen Euro waren in den Aufbau von Fanzonen am Brandenburger Tor sowie am Reichstag geflossen, auch die Modernisierung des Olympiastadions und weiterer Bereiche des Olympiaparks waren in diesem Investment inbegriffen. Zudem wurden Kulturveranstaltungen gefördert, die während des vier Wochen dauernden Turniers im gesamten Stadtraum durchgeführt wurden.

EURO 2024: Berliner Senat investierte 84 Millionen Euro

Diese Investition hat sich für das Land Berlin definitiv gelohnt, wie der RBB berichtet. Denn demnach hat die Hauptstadt mit der Ausrichtung des prestigeträchtigen Turniers Senatsangaben eine sogenannte Stadtrendite von 1,017 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Das geht nach RBB-Angaben aus einem aktuellen Bericht des Berliner Senats an das Abgeordnetenhaus hervor, der dem Sender vorliegt. Der Senat hatte selbst mit einer Stadtrendite von etwas mehr als einer halben Milliarde Euro gerechnet. Somit wurden die finanziellen Erwartungen deutlich übertroffen.

Erwartungen übertroffen: Berlin erwirtschaftet Stadtrendite in Höhe von einer Milliarde Euro

Grundlage für diese Zahlen ist eine Analyse des Bundesinnenministeriums, die allerdings noch vorläufig ist. Eine endgültige Auswertung dazu soll es erst im kommenden Jahr geben. Alle zehn Ausrichterstädte haben demnach eine Wertschöpfung von rund sieben Milliarden Euro erzielt. Berlin, als Ausrichter von insgesamt sechs Partien und Austragungsort des Endspiels, hat mit gut einer Milliarde Euro die größte Wertschöpfung aller Ausrichterstädte erreicht.

Vor dem Turnier hatte es Diskussionen darüber gegeben, ob sich das Turnier für die Ausrichterstädte überhaupt lohnen würde, da der europäische Fußballverband, die UEFA, vor allem an den Einnahmen der Gastronomie- und Merchandising-Stände rund um die Stadien massiv mitverdiente.

Experten hatten eine Verdrängung von Touristen durch Fußballfans befürchtet

Befürchtungen, das EM-Turnier könnte sich zu einem Minusgeschäft für die Ausrichterstädte entwickeln, haben sich demnach nicht bestätigt – im Gegenteil. Vor dem Turnier hatten einige Branchenexperten noch die Befürchtung geäußert, dass die Fußball-EM keine nennenswerten Mehreinnahmen generieren könnte, unter anderem weil Fußball-Touristen andere Touristen verdrängen könnten. Zumindest in Berlin, einer Metropole die im europaweiten Vergleich zu den Städten mit den größten Hotelkapazitäten zählt, haben sich diese Befürchtungen überhaupt nicht erfüllt.

Der Begriff der “Stadtrendite” wurde ursprünglich im Kontext öffentlicher Wohnungsunternehmen verwendet, findet jedoch zunehmend auch in anderen Politikbereichen Anwendung. Die Kennzahl bezeichnet den kurz- und langfristigen Mehrwert öffentlicher Investitionen, beispielsweise bei der Förderung von Veranstaltungen oder beim Immobilienkauf.

Sport-Events spülen jährlich dreistellige Millionenbeträge in die Berliner Stadtkassen

In die Berechnung fließen Einnahmen aus Hotellerie, Gastronomie und Handel ein, ebenso wie Image- und Werbewerte sowie Investitionen in städtische Infrastruktur. Der Begriff dient oft als Argument, um Investitionen in Großveranstaltungen zu rechtfertigen und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu steigern.

Große Sportveranstaltungen spülen jährlich hohe dreistellige Millionenbeträge auf die Haben-Seite der Konten des Berliner Senats, der ja aktuell jeden Euro gut brauchen kann. Bei den Special Olympics im vergangenen Jahr mit über 300.000 Besuchern, die geschätzte 25.000 Übernachtungen in der Stadt und der angrenzenden nahen Region buchten, lag die Wertschöpfung im unteren dreistelligen Millionenbereich.

DFB-Pokalfinale bringt 50 Mio. Euro, der Berlin-Marathon bis zu 400 Mio. Euro

Gastronomie und Hotellerie klatschen kräftig in die Hände, ebenso beim jährlich stattfindenden DFB-Pokalfinale im Berliner Olympiastadion. In diesem Jahr wird das Olympiastadion zum 39.Mal Austragungsstätte dieses nationalen Fußball-Pokalwettbewerbs sein und mit erwarteten 74.000 Zuschauern bedeutet das für Berlin eine kalkulierte Wertschöpfung von rund 50 Millionen Euro.

Der am vergangenen Wochenende zum 50. Mal durchgeführte Berlin-Marathon, eine der bedeutendsten Laufveranstaltungen weltweit, welcher der deutschen Hauptstadt eine Menge an positivem Image und Wertschätzung aufgrund der nahezu perfekten Organisation und der ständig zunehmenden Teilnehmerzahl eingebracht hat, liegt bei der Wertschöpfung noch über den bei den Special Olympics genannten Zahlen.

Die Stadtrendite für den Berlin-Marathon liegt nach Angaben der Berliner Morgenpost üblicherweise zwischen 380 und 400 Millionen Euro, die Gesamtwertschöpfung der Special Olympics lag bei gut 255 Millionen Euro. Wichtige Argumente, wenn es künftig darum gehen wird, ob sich Berlin für sportliche Großveranstaltungen bewerben sollte – das Fernziel des Berliner Senats sowie des Deutschen Olympischen Sportbunds ist schließlich eine Bewerbung für die Olympischen Spiele im Jahr 2040.

 

Weitere Bilder zum Thema findet Ihr hier: 

Hochmoderne Veranstaltungsarena im Berliner Westend: das Olympiastadion Berlin. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Farbenfroh: Die Eröffnungsfeier der Special Olympics World Games 2023 im Berliner Olympiastadion. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Mit mehr als 58.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war der Berlin-Marathon in diesem Jahr die größte Marathon-Veranstaltung weltweit. / © Foto: IMAGO, Funke Foto Services