Mit 150 Millionen Euro soll die Fertigstellung des ambitionierten Bauprojekts “FÜRST” in der Berliner City West gesichert werden. Auf der Baustelle sind zwar Bautätigkeiten zu erkennen, doch so richtig Fahrt aufgenommen hat das Projekt noch nicht. Derweil steht ein benachbartes Bauvorhaben kurz vor der Fertigstellung.

Mit einer Finanzspritze von 150 Millionen Euro soll das Bauvorhaben “FÜRST” am Kurfürstendamm vollendet werden. Ein Londoner Gericht machte im März 2024 den Weg für den Restrukturierungsplan frei. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler

 

Es waren nur selten guten Nachrichten, die man in den vergangenen eineinhalb Jahren über das ambitionierte Bauprojekt “FÜRST” am Kurfürstendamm in Berlin-Charlottenburg zu lesen bekam. Das Projekt gehört zu den größten derzeit laufenden Bauvorhaben in der Berliner City West.

Das Um- und Neubauprojekt wird auf dem Gelände des einstigen Kudamm-Karrees entwickelt und soll den architektonischen Mief der der 1970er Jahre, der das Quartier für lange Jahre geprägt hat, durch ein modernes und offenes Baukonzept ersetzen.

Das Bauprojekt “FÜRST” füllt einen gesamten Häuserblock aus

Das Projekt füllt einen gesamten Häuserblock aus. Sowohl am Kurfürstendamm auf der Nordseite des Projekts sowie an der südlich angrenzenden Lietzenburger Straße hatte bereits der Hochbau der künftigen Gebäude begonnen.

Nachdem das Projekt lange nicht in Gang kam, war vor allem im Jahr 2022 ein stetiger Baufortschritt zu erkennen, die zukünftigen Gebäude wuchsen stetig in die Höhe. Doch seit dem Sommer vergangenen Jahres waren auf der markanten Baustelle kaum noch Bauarbeiter zu sehen, wie mehrere Hauptstadt-Medien übereinstimmend berichteten.

Ein Hilfspaket von 150 Mio. Euro soll das Projekt “FÜRST” retten

Schließlich hieß es aber im Oktober 2023, das Bauvorhaben solle fortgeführt werden, denn ein entsprechendes Hilfspaket sei auf den Weg gebracht worden. Eine Investorengesellschaft gab die Rettung des Projekts bekannt: Das  Restrukturierungskonzept sehe eine zusätzliche Finanzierung in Höhe von mehr als 150 Millionen Euro für die Fertigstellung vor.

Im März 2024 hatte ein Londoner Gericht entschieden, dass die neuen Eigentümer ihren Restrukturierungsplan wie geplant umsetzen dürfen. Vorangegangen war dem Prozess war ein heftiger Streit über die Finanzierung, der schließlich dazu führte, dass die Gelder für den Weiterbau blockiert wurden und auf der Baustelle am Berliner Kurfürstendamm weiterhin Stillstand herrschte.

Ein Londoner Gericht bestätigte im März 2024 den Rettungsplan für das Bauprojekt

Neuer Eigentümer ist das Unternehmen Project Lietzenburger Straße HoldCo S.á r.l. mit Sitz in Luxemburg sein. Dahinter sollen unter anderem die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder, mehrere deutsche Versorgungskassen sowie ein britischer Hedgefonds stehen. Der bisherige Eigentümer des Projekts, die Aggregate Holding, ist nicht mehr an der Umsetzung des Projekts beteiligt.

Und nun? Viel Bewegung war seit dem Urteil im ersten Quartal des laufenden Jahres auf der Baustelle zwischen Lietzenburger Straße und Kurfürstendamm noch nicht zu sehen – aber immerhin Bürgermeister Kai Wegner (CDU) schaute einmal für einen pressewirksamen Fototermin vorbei.

City West: Wird auf der Baustelle des “FÜRST” tatsächlich gebaut?

Die Bauherren hatten versichert, dass spätestens ab Mai 2024 wieder sichtbare Aktivitäten auf der Baustelle zu sehen sein würden. Wenn man die Baustelle derzeit besucht, ist tatsächlich auch Baulärm zu vernehmen, die Kräne über den unfertigen Gebäuden sind in Bewegung.

Vor allem auf der Seite zum Kurfürstendamm sind allerdings keine wirklichen Arbeiten an den Gebäuden zu sehen, auf der “Rückseite” des Projekts, an der Lietzenburger Straße”, sind immerhin einige Bauleute zu sehen.

Bauherren versichern: Keine Verzögerungen beim Bauprojekt “FÜRST”

Auf Nachfrage der Berliner Morgenpost teilte ein Sprecher des Projekts allerdings mit, dass es beim Projekt derzeit keine Verzögerungen gebe.
Bereits zahlreiche Arbeiten seien durchgeführt worden, die auf der Baustelle nicht unmittelbar sichtbar wären, heißt es.

Dazu zählen unter anderem verschiedene Planungsarbeiten. In den kommenden Wochen werden die Bauarbeiten auf der Baustelle, basierend auf den abgeschlossenen Planungen, zunehmend sichtbarer werden, versichern die Bauherren.

Im Sommer sollen mehr Bautätigkeiten auf der Baustelle des “FÜRST” sichtbar werden

Laut des Sprechers haben die Bauarbeiten in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. Man gehe derzeit davon aus, dass die Bauarbeiten im Juni zunehmend sichtbar werden.

Sichtbare Arbeiten wurden wie angekündigt bereits im Mai fortgesetzt. So wurden erhebliche Mengen an Baumaterial auf die Baustelle geliefert, und bestimmte Bereiche der Baustelle wurden geräumt, um das benötigte Baumaterial vor Ort unterzubringen.

Büroprojekt an der Lietzenburger Straße 76 vor der Fertigstellung

Während der Weiterbau des “FÜRST” derzeit zwar offenbar begonnen hat, aber noch nicht richtig in Fahrt gekommen ist, ist ein direkt benachbartes Bauprojekt an der Lietzenburger Straße bereits weit fortgeschritten.

Das Büroprojekt, welches an der Hausummer 76 entsteht, wird vom Unternehmen das projekt Projektmanagement, Consulting & Services GmbH verantwortet. In dem Neubau soll es zukünftig eine Büronutzung vom Erdgeschoss bis zur sechsten Etage geben.

Gewerbeflächen: Büronutzung vom Erdgeschoss bis zur 6. Etage

Zusätzlich sollen im Erdgeschoss noch Flächen für Einzelhandel geschaffen werden. Das Projekt soll nach Aussagen der Projektentwickler durch ein allseitig intensiv begrüntes Gestaltungskonzept hervorstechen – was in der aktuellen Fassadengestaltung allerdings noch nicht zu sehen ist.

Aber was nicht ist, kann ja noch werden. So soll wohl eine großflächige Begrünung der Dachflächen, des Innenhofes sowie der Straßenfassade an der Lietzenburger Straße erfolgen. Die Innenhoffassaden von Vorderhaus und Seitenflügel schließen jeweils bündig an die bestehenden Nachbargebäude an.

Neubau für 122 möblierte Apartments hat noch nicht begonnen

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war ein weiteres Bauvorhaben geplant, welches bislang allerdings nicht begonnen hat, was unschwer zu erkenne ist. Nach Plänen von Mark Kocher Architekten, die Büros in Zürich und Berlin unterhalten, soll an der Hausnummer 79/81 ein Neubau für 122 möblierte Apartments errichtet werden.

Für das Projekt wurde eine bestehende Hotel­anlage aus den 1960er Jahren abgerissen. Neben den Apartments sollen auch Flächen für einen Gastronomie- und Cafébetrieb entstehen. Zukünftige Zielgruppe für die Bauherren sind Urlaubs­gäste oder Geschäfts­leute, die einen kurzen oder längeren Aufent­halt in Berlin planen.

Nach dem Abriss des Bestandsgebäudes ist auf dem Baufeld bislang allerdings nicht viel passiert. Südlich der riesigen “FÜRST”-Baustelle tut sich derzeit also eine weitere Brachfläche auf, auf der nicht mehr als Unkraut wächst. Wann das Projekt starten soll, ist derzeit aber nicht bekannt.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Eines von mehreren Bauprojekten in der Lietzenburger Straße: Der Neubau eines Bürogebäudes an der Hausnummer 76 steht kurz vor der Fertigstellung. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Auf diesem Baufeld an der Lietzenburger Straße sollen 122 möblierte Apartments entstehen, nach Plänen des Büros Marc Kocher Architekten. Doch bislang hat der Bau nicht begonnen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Open Street Map

Quellen: CELLS Group, Berliner Morgenpost, Berlin Bauboom, Architektur Urbanistik Berlin, Deal Magazin, BILD, Der Tagesspiegel, Die Himmelsschreiber, Handelsblatt, Aggregate, das projekt Projektmanagement, Consulting & Services GmbH, Mark Kocher Architekten