Der Südhafen in Berlin-Spandau wird umfassend modernisiert. Bereits 2025 beginnen die ersten Bauarbeiten, die den Hafen für künftige logistische Anforderungen rüsten sollen. Neben der Erneuerung der Gleisanlagen umfasst das Vorhaben den Neubau der Schulenburgbrücke sowie die Umgestaltung angrenzender Kreuzungsbereiche. Das Großprojekt wird mit fast 100 Millionen Euro finanziert und soll bis 2030 abgeschlossen sein.

Ein zentrales Element bei der Südhafen Umgestaltung ist die Schulenburgbrücke. Das marode Bauwerk von 1909 soll durch eine moderne Bogenkonstruktion ersetzt werden und damit mehr Platz für Rad- und Fußverkehr bieten. / © Foto: Wikimedia Commons, Georgfotoart, CC BY-SA 4.0

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Der Südhafen Spandau wurde zwischen 1906 und 1911 errichtet und war der erste Hafen der Region mit direktem Gleisanschluss. Über die Jahrzehnte hinweg diente er als Umschlagplatz für verschiedene Waren, darunter Brennstoffe für West-Berlin während der Zeit der deutschen Teilung. Heute ist der Südhafen nach dem Westhafen der zweitgrößte Hafen Berlins und spielt eine zentrale Rolle im regionalen Güterverkehr.

Die geplante Modernisierung ist Teil einer langfristigen Strategie des Berliner Senats, um den Gütertransport verstärkt auf Schienen- und Wasserwege zu verlagern. Ziel ist es, die Straßen zu entlasten, den Westhafen zu ergänzen und eine umweltfreundlichere Logistik zu etablieren. Der Ausbau des Südhafens wurde bereits 2021 beschlossen, nun stehen die ersten konkreten Maßnahmen an.

Neubau im Spandauer Südhafen: Schulenburgbrücke als zentrales Element

Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts ist der Neubau der Schulenburgbrücke, die den Ober- und Unterhafen voneinander trennt. Das ursprüngliche Bauwerk stammt aus dem Jahr 1909 und ist den heutigen Verkehrsanforderungen nicht mehr gewachsen. Eine statische Untersuchung im Jahr 2008 ergab, dass die Brücke erhebliche Mängel aufweist und ihre Tragfähigkeit nicht mehr den aktuellen Normen entspricht. Demzufolge wurde eine Lastbeschränkung von 18 Tonnen verhängt, und die Treppenanlagen der Brücke sind bereits gesperrt.

Die neue Brücke wird als moderne Bogenkonstruktion errichtet, die sich an das historische Erscheinungsbild anlehnt. Besonders der zunehmende Rad- und Fußverkehr soll dabei berücksichtigt werden: Die Fahrbahnfläche für den motorisierten Verkehr wird verkleinert, um mehr Platz für Radwege und Fußgängerbereiche zu schaffen. Beidseitig sind separate Wege mit einer Breite von jeweils 2,3 bis 2,5 Metern vorgesehen.

Erneuerung der Gleisanlagen für den Güterverkehr soll leistungsfähige Verbindung schaffen

Neben dem Neubau der Schulenburgbrücke wird auch das Zuführungsgleis zwischen dem Güterbahnhof Ruhleben und dem Südhafen Spandau umfassend erneuert. Die bestehende Trasse wird modernisiert und an die veränderte Infrastruktur im Bereich Schulenburgstraße/Tiefwerderweg/Am Oberhafen angepasst. Ziel ist es, eine leistungsfähige Verbindung zwischen Hafen und Schienennetz zu schaffen, die den Gütertransport langfristig effizienter gestaltet.

Während der Bauarbeiten soll eine Behelfsbrücke den Verkehr aufrechterhalten, sodass der Hafenbetrieb weitgehend störungsfrei weiterlaufen kann. Konkrete Details zur Verkehrsführung während der Bauzeit befinden sich noch in Planung. Es wird jedoch angestrebt, Einschränkungen für den öffentlichen Verkehr sowie für Unternehmen im Hafengebiet so gering wie möglich zu halten.

1.600 Meter neue Gleise: Das sind die geplanten Bauarbeiten für langfristige Sicherheit und Stabilität der Strecke

Die Modernisierung der Gleisanlagen umfasst den Bau von insgesamt 1.600 Metern neuer Gleise, um die Anbindung des Südhafens an das Berliner Schienennetz zu verbessern. Dabei wird nicht nur die bestehende Trasse erneuert, sondern auch die gesamte Bahninfrastruktur modernisiert. Dazu gehören die Sanierung des Schotterbetts, der Austausch von Schienen und Schwellen sowie umfangreiche Arbeiten an Tunnel- und Trogbauwerken, um die langfristige Sicherheit und Stabilität der Strecke zu gewährleisten.

Ein weiterer zentraler Bestandteil des Projekts ist die Integration der neuen Gleisanlagen in den Verkehrsknotenpunkt Schulenburgstraße/Tiefwerderweg/Am Oberhafen. Diese Anpassungen sollen den Warenverkehr zwischen Hafen, Schiene und Straße optimieren und so einen reibungslosen Umschlag ermöglichen. Der Südhafen wird bereits intensiv für den Transport verschiedenster Güter genutzt, insbesondere für große Mengen Papier. Nach Abschluss der Modernisierung wird mit bis zu 14 Güterzügen pro Tag gerechnet, wodurch der Hafen noch besser in das Berliner Logistiknetz eingebunden und der Straßenverkehr entlastet wird.

Für mehr Verkehrssicherheit: Neugestaltung der Kreuzungsbereiche um Schulenburgbrücke

Ein weiteres zentrales Teilprojekt ist die Umgestaltung der Kreuzungsbereiche auf beiden Seiten der Schulenburgbrücke. Derzeit gelten diese als unübersichtlich und wenig verkehrssicher. Die drei möglichen Varianten, die derzeit zur  Diskussion stehen, sollen die Verkehrsführung effizienter gestalten und die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden verbessern:

  1. Vierarmige Kreuzung: Eine durchgängige Schulenburgstraße mit Anbindungen an den Tiefwerderweg und die Straße Am Oberhafen.
  2. Alternative vierarmige Kreuzung: Eine direkte Verbindung zwischen Schulenburgstraße und Tiefwerderweg mit leicht veränderten Straßenverläufen.
  3. Kreisverkehr: Ein fünfarmiger Kreisverkehr mit einem Durchmesser von 35 Metern, der alle zulaufenden Straßen integriert und durch Fahrbahnteiler geordnet wird.

Für die Neugestaltung der Schulenburgstraße zwischen Tiefwerderweg und Ruhlebener Straße werden derzeit zwei Varianten diskutiert. In der ersten Option bleibt der einseitige Gehweg erhalten, während die Fahrbahn leicht verschmälert wird, um Platz für einen separaten Radfahrstreifen zu schaffen. Die zweite Variante sieht hingegen die Einrichtung von beidseitigen Radwegen vor, die durch Mehrzweckstreifen ergänzt werden. Diese sollen nicht nur Platz für Bäume bieten, sondern auch Parkmöglichkeiten entlang der Straße integrieren, um eine ausgewogene Nutzung des Verkehrsraums zu gewährleisten.

Temporäre Einschränkungen auf Verkehr und Anwohnende in mehreren Phasen

Während der Bauarbeiten wird es in mehreren Phasen zu temporären Einschränkungen kommen. Diese sollen jedoch so organisiert werden, dass die Auswirkungen auf den Verkehr und die Anwohnenden möglichst gering bleiben. Besonders der Schienenverkehr wird zeitweise betroffen sein, da die Gleisarbeiten abschnittsweise durchgeführt werden. Um den Betrieb für die ansässigen Unternehmen nicht übermäßig zu beeinträchtigen, sollen diese Unterbrechungen in enger Abstimmung mit den betroffenen Firmen geplant werden.

Auch im Straßenverkehr wird es Veränderungen geben, insbesondere an den Kreuzungsbereichen rund um die Schulenburgbrücke. Hier sind Maßnahmen vorgesehen, um Staus und Umleitungen zu minimieren und den Verkehrsfluss bestmöglich aufrechtzuerhalten. Der Hafenbetrieb wird während der gesamten Bauphase weiterlaufen, wobei provisorische Verkehrsführungen sicherstellen sollen, dass Gewerbetreibende uneingeschränkt erreichbar bleiben. Für Anwohnende außerhalb des Hafengebiets sind keine langfristigen Verkehrseinschränkungen vorgesehen, sodass die Belastung für die umliegenden Wohngebiete möglichst gering bleibt.

Gesamtkosten von rund 100 Mio. Euro, geplanter Bauabschluss bis 2030

Die Gesamtkosten für das Großprojekt belaufen sich auf rund 100 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgt größtenteils durch Mittel der Gemeinschaftsaufgabe der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) sowie durch Investitionen des Landes Berlin und der beteiligten Unternehmen.

Mit dem Baubeginn im Jahr 2025 beginnt eine neue Phase für den Südhafen – ein wichtiger Schritt hin zu einem modernen, leistungsfähigen und umweltfreundlichen Logistikstandort. Dabei sind die Bauarbeiten über mehrere Jahre in verschiedene Phasen aufgeteilt:

  • 2025: Beginn der Arbeiten an den Gleisanlagen
  • 2026: Start der Maßnahmen an den Kreuzungsbereichen
  • 2028: Baubeginn des Neubaus der Schulenburgbrücke
  • 2030: Abschluss der Hauptbaumaßnahmen

Umgestaltung des Spandauer Südhafens: Ein Großprojekt mit nachhaltiger Wirkung?

Der Ausbau des Südhafens Spandau ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte der kommenden Jahre in Berlin. Durch die Modernisierung der Hafenanlagen, die Verbesserung der Schienenanbindung und die Neugestaltung der Straßeninfrastruktur will man den Standort langfristig zukunftssicher machen.

Die Maßnahmen sind darauf ausgelegt, den Wirtschaftsverkehr effizienter zu gestalten und gleichzeitig Umweltbelastungen zu reduzieren. Besonders die Verlagerung von Gütertransporten auf die Schiene und die Wasserstraßen soll dazu beitragen, den CO₂-Ausstoß im Stadtgebiet zu senken. Wie sich das Vorhaben langfristig auf die Infrastruktur auswirkt, wird die Zukunft zeigen.

Quellen: Tagesspiegel, Berlin.de: Das Gesamtprojekt Südhafen Spandau