Im Gutspark Neukladow in Berlin-Spandau soll ein neues Kulturzentrum entstehen. Dafür wird eine jahrzehntealte Ruine abgerissen – und das historische Ensemble rund um das Gutshaus schrittweise saniert und neu genutzt.

Der in den 1950er-Jahren von der Arbeiterwohlfahrt errichtete Casino-Trakt steht seit 1995 leer und ist mit Eisengittern versperrt. / © Foto: Wikimedia Commons, A.Savin, CC BY-SA 3.0

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Im Gutspark Neukladow soll der ehemalige Casino-Trakt abgerissen werden. Das in den 1950er Jahren von der Arbeiterwohlfahrt errichtete Gebäude steht seit 1995 leer und wurde zuletzt vermehrt von Jugendlichen für illegale Technopartys genutzt – insbesondere während der Corona-Pandemie.

Laut Spandaus Kulturstadträtin Carola Brückner (SPD) bestehen Sicherheitsbedenken, weshalb der Abriss schnellstmöglich erfolgen soll. Ein kleiner Teil des Gebäudes könne gegebenenfalls erhalten bleiben, um eine spätere Bebauung nicht auszuschließen. Die Kosten liegen Schätzungen zufolge zwischen 50.000 und 100.000 Euro, doch eine gesicherte Finanzierung und eine Ausschreibung stehen noch aus.

Museum und Café statt Casino-Neubau: Das ist nun im denkmalgeschützten Haupthaus geplant

Im Haupthaus des Gutsparks, das einst Otto von Bismarcks Mutter bewohnte, soll künftig ein Kunstmuseum entstehen. Gezeigt werden soll die „Spandauer Gemälde- und Möbelsammlung aus der Gründerzeit“. Die ursprünglich für einen Casino-Neubau bewilligten 2,9 Millionen Euro sollen nun in das Museum fließen. Ein entsprechender Umwidmungsantrag sei im Februar bei der Lottostiftung eingereicht worden, so Brückner. Eine Entscheidung steht jedoch noch aus, wie die Berliner Morgenpost berichtet.

Im Souterrain des Gebäudes sind neben einem barrierefreien Zugang auch ein Museumscafé sowie Sanitärräume vorgesehen. Das Ausflugscafé und der Biergarten im Erdgeschoss werden aufgegeben, da der bisherige Betreiber seine Tätigkeit nicht fortsetzen möchte.

Verwalterhaus erhält Kunstgalerie: Sanierung für 200.000 Euro noch in diesem Jahr

Auch das benachbarte Verwalterhaus soll künftig kulturell genutzt werden. Eine ursprünglich angedachte gastronomische Nutzung scheiterte an den baulichen Gegebenheiten. Nun ist dort eine kommunale Galerie geplant, die auch für andere Veranstaltungsformate offenstehen soll. Mit dem Auftrag ist das Architekturbüro BASD betraut, das bereits an Sanierungsprojekten wie Schloss Biesdorf und Clärchens Ballhaus mitgewirkt hat.

Das Verwalterhaus hat bereits ein neues Dach erhalten, doch Fenster und Türen fehlen noch. 2025 soll die äußere Hülle mit 200.000 Euro aus Landesmitteln saniert werden. Für den Innenausbau seien zusätzlich eine Million Euro nötig, wie es im Tagesspiegel heißt. Zudem will der Bezirk auch die historische Gartenstruktur des Parks wiederherstellen. Ab 2026 sind ein Blumengarten, ein Rosengarten mit Pergola geplant. Bereits 2020 war ein ähnliches Kulturkonzept im Rahmen eines regionalen Förderprojekts vorgesehen; es scheiterte jedoch an der Finanzierung, wie die Berliner Morgenpost mitteilt.

Die Geschichte des Gutsparks Neukladow: Vom preußischen Lehngut zum Kulturstandort am Wannsee

Der Gutspark Neukladow gilt als kulturhistorisch bedeutender Ort am Rande Berlins. Um 1800 ließ der damalige Pächter Anastasius Ludwig Mencken das Haus im Stil der Gilly-Schule errichten. Inmitten eines großzügigen Landschaftsparks gelegen, entwickelte sich das ehemalige Lehnschulzengut nördlich des historischen Dorfkerns von Kladow über die Jahrzehnte zu einem bedeutenden Anwesen.

Ende des 19. Jahrhunderts übernahm Robert Guthmann das Gut. Sein Sohn Johannes Guthmann ließ das Haus 1909 durch den Architekten Paul Schultze-Naumburg umbauen und machte es zu einem Treffpunkt der Kunstszene. 1928 ging das Gut in den Besitz der Stadt Berlin über. Ab den 1930er-Jahren nutzte zunächst das Militär, später die Arbeiterwohlfahrt das Gelände. Nach Jahrzehnten des Leerstands begann 2006 eine neue Phase: Das Bezirksamt Spandau entwickelt den Gutspark seither schrittweise zu einem öffentlich zugänglichen Kultur- und Erholungsort weiter.

Quellen: Bezirksamt Spandau, Tagesspiegel, Berliner Morgenpost

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One Comment

  1. Andak Of 1. April 2025 at 08:11 - Reply

    Schön…Wieder eine Perle mehr…

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