Ein unscheinbares Kontrollhäuschen in Friedrichshain an der East Side Gallery wird zum Fenster in die Geschichte der Berliner Mauer. Einst Teil der Grenzanlagen, erzählt es seit dem vergangenen Donnerstag als neues Besucherzentrum von der Teilung und den Herausforderungen des Lebens im damaligen Ost-Berlin.

Mitten an der berühmten East Side Gallery lädt ein unscheinbares Gebäude dazu ein, die Geschichte der Berliner Mauer neu zu entdecken. Ursprünglich als Kontrollpunkt und Wärmestube für Grenzbeamte errichtet, ist es seit der vergangenen Woche ein Ort des Erinnerns und Lernens. / © Foto: IMAGO / Funke Foto Services

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Äußerlich ist das Gebäude, welches in der vergangenen Wochen an der Berliner East Side Gallery im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg eröffnet worden ist, sehr unscheinbar. Doch seine historische Bedeutung hat dazu geführt, dass der unscheinbare Kastenbau seit vielen Jahren unter Denkmalschutz steht.

Das Gebäude, welches sich am östlichen Ende der East Side Gallery befindet und das nach der deutschen Wiedervereinigung lange Zeit als Kiosk genutzt wurde, dient seit dem vergangenen Donnerstag als neues Besucherzentrum für eine der meistbesuchten Touristenattraktionen der deutschen Hauptstadt.

East Side Gallery: Neues Besucherzentrum eröffnet in einstigem Kontrollhäuschen

Nach einer umfassenden Sanierung des Bauwerks steht es nun der Öffentlichkeit zur Verfügung. Das Gebäude wurde Ende der 1970er Jahre errichtet und diente ursprünglich als Durchgang durch die Grenzanlagen sowie als Wärmestube für Beamte der DDR-Volkspolizei. Dies teilten die Stiftung Berliner Mauer und die Wüstenrot Stiftung mit.

Obwohl der Bau der Berliner Mauer bereits am 13. August 1961 begann, ließ die DDR-Führung die Grenzanlagen immer wieder modernisieren und ausbauen. Hinter einem Teil der heutigen East Side Gallery befand sich ein Speicher des Kombinats Getreidewirtschaft, der durch den Bau der „Grenzmauer 75“ ab 1977 vom übrigen Gelände abgeschnitten wurde.

Pförtnerhaus in Friedrichshain kontrollierte Zugang zum Getreidekombinat

Das Pförtnerhaus kontrollierte damals den Zugang zum Kombinat, auch für die DDR-Grenzsoldaten. Die denkmalgerechte Sanierung des Baus kostete rund 345.700 Euro. Eine Informationssäule veranschaulichte am Donnerstag, dass innerhalb des Todesstreifens eine zweite Mauer errichtet wurde.

Diese zweite Mauer sollte verhindern, dass Personen, die sich innerhalb der bis zu 20 Meter breiten Zone zur Mühle bewegen durften, zur Spree gelangten und von dort auf die Westseite flüchteten. Notwendig wurde dieses infrastrukturelle Konstrukt durch die komplizierte Lage der Mühle.

Osthafenmühle auf dem Gelände des Todesstreifens: Komplizierte Infrastruktur wurde errichtet

Denn die damalige Osthafenmühle befand sich unglücklicherweise genau in dem Gebiet, das später zum Todesstreifen werden sollte. Als eine der größten Mühlen der DDR spielte sie jedoch eine zentrale Rolle in der Versorgung der Hauptstadt mit Mehl.

Ab 1969 wurde sie dem Kombinat Getreidewirtschaft Osthafenmühlen zugeordnet und beschäftigte rund 150 Arbeiter. Trotz ihrer unverzichtbaren Funktion stellte die Lage im Grenzbereich eine erhebliche Herausforderung dar – und machte den Bau eines Kontrollhäuschens und der zweiten Mauer innerhalb des Todesstreifens notwendig.

Die Berliner East Side Gallery: 1,3 Kilometer lange Open Air Galerie an der Spree

Die heutige East Side Gallery in Friedrichshain ist eine Open-Air-Galerie auf dem längsten erhaltenen Abschnitt der Berliner Mauer in der Mühlenstraße, zwischen dem Ostbahnhof und der Oberbaumbrücke entlang der Spree.

Nach der Öffnung der Mauer wurde dieses 1.316 Meter lange Teilstück im Frühjahr 1990 von 118 Künstlern aus 21 Ländern gestaltet. In über 100 Gemälden kommentierten sie die politischen Umbrüche von 1989/90. Aufgrund städtebaulicher Eingriffe ist die Galerie heute nicht mehr vollständig erhalten, und die ursprünglichen Werke wurden 2009 durch Repliken ersetzt.

Die Galerie befindet sich an der sogenannten Hinterlandmauer, die das Grenzgebiet nach Ost-Berlin abschloss. Hier verlief die Mühlenstraße, eine wichtige Verkehrsachse nach Süden. Wegen der baulichen Gegebenheiten glich die Hinterlandmauer in diesem Abschnitt optisch der äußeren Mauer, war jedoch etwas höher.

Quellen: Stiftung Berliner Mauer, Wüstenrot Stiftung, Berliner Morgenpost, IMAGO, Funke Foto Services, Tag 24, Wikipedia