Ein Pilotprojekt der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft STADT UND LAND mit zwei als „Nachhaltigkeitspiloten“ bezeichneten Wohnhäusern entsteht im Neuköllner Ortsteil Britz, wissenschaftlich begleitet von mehreren Universitäten. Geplant sind 36 Mietwohnungen, die zum einen in einem Holzbau und zum anderen in einem Ziegelbau eingerichtet werden sollen. Bereits in der Bauphase soll sich der Technikeinsatz auf das Notwendigste beschränken, um Abfälle und CO2-Emissionen zu reduzieren.

Ein von mehreren Universitäten begleitetes, im „Low-Tech“-Verfahren konzipiertes Wohnprojekt soll bis Anfang 2025 in Berlin-Britz entstehen. / © Visualisierung: Bruno Fioretti Marquez mit ZRS Architekten, STADT UND LAND

© Visualisierungen: Bruno Fioretti Marquez mit ZRS Architekten, STADT UND LAND

 

Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft STADT UND LAND verantwortet im Neuköllner Ortsteil Britz, an der Adresse Alt-Britz 107 unweit des Buckower Damms, ein Wohnungsbauprojekt der besonderen Art, bei der das Thema Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen soll.

Eine derartige Herangehensweise an Neubauprojekte versprechen mittlerweile ja quasi alle Bauträger und Immobilienentwickler, aber bei dem Bauvorhaben im Berliner Süden kann man tatsächlich von einer Besonderheit sprechen.

In Alt-Britz entstehen zwei neue Wohnhäuser in nachhaltiger Bauweise

Bei dem geplanten Wohnprojekt sollen zwei als „Nachhaltigkeitspiloten“ bezeichnete Wohnhäuser entstehen, wissenschaftlich begleitet von der TU Berlin, der Universität Stuttgart und der TU Braunschweig.

Geplant sind im Rahmen des Vorhabens insgesamt 36 neue Mietwohnungen, die zum einen in einem Holzbau und zum anderen in einem Ziegelbau eingerichtet werden sollen. Die beiden Gebäude werden dabei eine bereits bestehende Wohnanlage ergänzen. Am gestrigen Mittwoch wurde Richtfest für das Bauvorhaben gefeiert.

Neukölln: Richtfest für Pilotprojekt der Wohnungsbaugesellschaft STADT UND LAND

Alexander Slotty, Staatssekretär für Bauen, äußerte sich im Rahmen der Zeremonie wie folgt: „Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse. (…) Das Projekt zeigt, wie in Zukunft umwelt- und ressourcenschonend und dabei kostengünstiger gebaut werden kann.“ Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel äußerte sich ebenfalls positiv: „Mit diesem Pilotprojekt wird bezahlbares und barrierefreies Wohnen im Heute und gleichzeitig langfristig für die Zukunft gedacht. Insofern begrüße ich diesen Gebäudezuwachs hier im Alt-Britzer Kiez sehr.

Natascha Klimek, Geschäftsführerin der STADT UND LAND, begründete das Projekt: „Wir bauen am Limit. Die Rohstoffreserven schwinden und die Deponieräume werden knapper, während die Klimaschutzziele ambitioniert sind. Im Bauwesen verursachen die aktuell eingesetzten Baustoffe über 50 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, 52 Prozent des Abfallaufkommens und 90 Prozent des Verbrauchs mineralischer Ressourcen. Ein wesentlicher Ansatz zur Reduzierung dieser Zahlen liegt in gezielten baulichen Maßnahmen. Dieses Projekt leistet einen entscheidenden Beitrag, indem wir durch den Einsatz natürlicher Rohstoffe wie Holz, Ziegel und Lehm in der Gebäudehülle die CO₂-Emissionen um mindestens 50 Prozent im Vergleich zu konventioneller Bauweise senken.

Zwei Wohnhäuser in Holz- und Ziegelbauweise werden bis 2025 entstehen

Ziel des Projektes ist es also, aufzuzeigen, wieviel CO2 durch die Verwendung von ökologischen Baustoffen wie beispielsweise Holz, Lehm und Recycling-Materialien im Vergleich zu konventionellen Baustoffen – bei eingehaltenen Anforderungen des Wärme-, Schall- und Brandschutzes – eingespart werden kann, um dadurch für die Zukunft grundsätzliche Erkenntnisse für die Umsetzung im Geschosswohnungsbau zu erhalten.

Die Lagen, Grundrisse, Gestalt und Geschossigkeit der Gebäude sollen dabei tatsächlich identisch sein, um belastbare Vergleichsergebnisse während des Baus erzielen zu können. Der Baustart für das Projekt erfolgte im September 2023, Anfang 2024 begann schließlich der Hochbau. Von den geplanten 36 Mietwohnungen sollen 18 barrierefrei sein.

Der Technikeinsatz soll auf das Notwendigste beschränkt werden

Das hintere Haus auf dem Grundstück wird klassisch gemauert, während das vordere Haus als Holzbau errichtet und in großen Teilen in der Werkstatt vorgefertigt wird. Anschließend werden die Holzbauelemente auf die Baustelle geliefert und vor Ort zusammengebaut.

Bereits in der Bauphase soll sich der Technikeinsatz auf das Notwendigste beschränken. So sollen sich Abfälle und CO2-Emissionen vermeiden lassen, jedenfalls größtenteils. Auf aufwendige Gebäudetechnik sowie Klima- und Lüftungstechnik soll bewusst verzichtet werden. Stattdessen sollen Baumaterialien, Oberflächen und eine klimaangepasste Gebäudegestaltung für ein angenehmes und gesundes Raumklima sorgen.

Auf Klima- und Lüftungstechnik wird bewusst verzichtet

Zum Beispiel sollen Feuchträume so platziert werden, dass sie mit der Fassade abschließen und sie mit feuchtigkeitsaufnehmenden und  -abgebenden Wänden aus natürlichen Materialien versehen werden.

Anders also als Feuchträume, die sich im Gebäudekern befinden und hermetisch abgedichtet sind, kann dann auf eine aufwändige Belüftungstechnik verzichtet werden. Dieser sogenannte „Low-Tech-Ansatz“ soll zudem die künftigen Betriebskosten durch den geringeren Aufwand für Instandhaltung senken – so die Theorie, die sich in der Praxis allerdings noch bewähren muss.

Mehrere Universitäten begleiten das Wohnprojekt in Neukölln

Die Fertigstellung der neuen Wohnhäuser soll im Laufe des Jahres erfolgen. Unterstützt wird das Projekt durch die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz sowie durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Daher war auch Verkehrssenatorin Ute Bonde beim Richtfest zu Gast: „Die „Nachhaltigkeitsprojekte“ stehen klar im Einklang mit den Zielen des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms 2030 und bieten zukunftsweisende Impulse für den klimaneutralen Neubau.

Zusätzlich wird das Projekt, wie bereits oben erwähnt, von mehreren universitären Einrichtungen begleitet. Prof. Elisabeth Endres vom Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur an der TU Braunschweig, Prof. Eike Roswag-Klinge vom Natural Building Lab der TU Berlin und Prof. Piero Bruno vom Institut Wohnen und Entwerfen der Universität Stuttgart beobachten das Forschungsprojekt wissenschaftlich. Sie analysieren, messen, bewerten und vergleichen die Gebäude bei ihrer Errichtung und ihrem anschließenden Betrieb.

Gäste beim Richtfest in Alt-Britz: v.l.: Ingo Malter, Geschäftsführer STADT UND LAND, Prof. Piero Bruno, IWE Uni Stuttgart, Prof. Eike Roswag-Klinge, Technische Universität Berlin, Sabine Djahanschah, Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Martin Hikel, Bezirksbürgermeister von Neukölln, Dr. Christoph Landerer, Vorsitzender des Aufsichtsrates STADT UND LAND, Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Alexander Slotty, Staatssekretär für Bauen, Natascha Klimek, Geschäftsführerin STADT UND LAND. / © Foto: Christian Kruppa, STADT UND LAND

 

© Visualisierung: Bruno Fioretti Marquez mit ZRS Architekten, STADT UND LAND

Quellen: Bruno Fioretti Marquez, ZRS Architekten, STADT UND LAND, Architektur Urbanistik Berlin

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