Im Zuge der geplanten Sanierung des Berliner ICC sollen Investoren die Möglichkeit erhalten, zwei neue Gebäude auf den angrenzenden Flächen zu errichten. Diese Neubauten sollen das Projekt wirtschaftlich absichern und den Standort ergänzen, wie Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey auf der Immobilienmesse EXPO Real Estate in München ankündigte.

Eine kulturelle Nutzung für das ICC? Die Initiative ICCA hat bereits ausführlich dargelegt, wie eine derartige Nutzung des ICC aussehen könnte. / © Visualisierung: ICCA

© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler

 

Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) war eigens nach München gereist, um eines der anspruchsvollsten Berliner Stadtentwicklungsprojekte der letzten zehn Jahre zu präsentieren und dessen Fortgang – im Idealfall – zu beschleunigen.

Ihr Ziel: die umfassende Sanierung und Transformation des stark sanierungsbedürftigen Internationalen Congress Centrums (ICC) in Berlin-Charlottenburg. Dieses Projekt, das sie von ihrem Vorgänger Stephan Schwarz übernommen hat, bewirbt sie nun auf der Immobilienmesse EXPO Real Estate, um private Investoren für die komplexen Umbau- und Modernisierungspläne zu gewinnen.

Franziska Giffey stellt ICC-Sanierungskonzept bei der EXPO Real Estate in München vor

In einem kurzen Pressegespräch stellte sie am Montagnachmittag den anwesenden Journalistinnen und Journalisten den Fahrplan für die kommenden Jahre vor und skizzierte das Vorhaben in seinen Grundzügen. Für das ICC soll demnach ein umfassendes Konzept erarbeitet werden, welches in dem denkmalgeschützten Gebäude zukünftig wieder eine Nutzung für große Veranstaltungen, Kongresse, Kultur- oder Innovationsprojekte möglich machen soll.

Gezielt wird dabei von vornherein auf Nutzungsmöglichkeiten wie Einzelhandel, Rechenzentren oder Casinos verzichtet – auch eine einstmals aufgeworfene Nutzung als Zentral- und Landesbibliothek ist laut Giffey definitiv vom Tisch. Die Stadt Berlin sucht dennoch ganz bewusst nach einem offenen Nutzungskonzept, das internationalen Investoren flexible Gestaltungsspielräume bieten soll und lediglich durch wenige, strategische Regulierungen begrenzt wird.

Bis Mitte 2026 soll die Entscheidung über das zukünftige ICC-Nutzungskonzept fallen

Noch in dieser Legislaturperiode soll eine Entscheidung darüber getroffen werden, was aus dem ICC wird. Der Startschuss für den internationalen Wettbewerb soll Ende November 2024 fallen. Der Berliner Senat plant im Zuge des Vorhabens, Investoren die Möglichkeit zu geben, auf dem Parkplatzgelände vor der Messe Berlin zusätzlich ein Gebäude zu errichten, das das Gesamtprojekt ideal ergänzen könnte. Auch das Parkhaus des ICC steht nicht unter Denkmalschutz und könnte demnach ebenfalls abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Das ICC, das 1979 eröffnet wurde, war einst eines der größten und modernsten Kongresszentren weltweit. Es prägte die (West-) Berliner Stadtsilhouette mit seiner markanten Architektur und stand viele Jahre im Mittelpunkt internationaler Kongressaktivitäten. Aufgrund seiner architektonischen und historischen Bedeutung steht das Gebäude inzwischen unter Denkmalschutz und musste 2014 aufgrund seines zunehmend schlechten Zustands und der immens hohen Sanierungskosten geschlossen werden.

Die Anforderungen an eine moderne Kongressinfrastruktur hatten sich stark verändert, und das Gebäude war für seine ursprünglich konzipierten Funktionen kaum noch geeignet. Seitdem steht das Gebäude bis auf wenige Ausnahmen leer und muss umfassend saniert werden.

Potenzielle Bauflächen für Investoren auf Parkplatz und an der Stelle des heutigen ICC-Parkhauses

Giffey machte im Gespräch klar, dass der Senat Partner sucht, die das Gebäude sanieren und einer neuen Nutzung überführen. Damit sich diese Sanierung lohnt, sollen die Investoren die Grundstücke des bisherigen Parkhauses sowie des Parkplatzes, der sich am südlichen Ende des ICC befindet, mit neuen Gebäuden bebauen dürfen, um das aufwendige Projekt gegenfinanzieren zu können. Allerdings muss eine solche Bebauung den Vorgaben des Denkmalschutzes entsprechen.

Mit dem Start des Wettbewerbs Ende November soll einerseits feststehen, wie hoch der Sanierungsbedarf für den zukünftigen Projektpartner sein wird und wie eng die Vorgaben des Landesdenkmalamtes für eine Bebauung der zwei Grundstücke sein werden. Die Wirtschaftssenatorin machte sehr deutlich, dass die Höhe der zu erwartenden Investitionen definitiv nicht aus dem Berliner Finanzhaushalt gestemmt werden kann, weshalb sehr bewusst auf eine Kooperation mit einem privaten Investor gesetzt wird.

Berlin will eine Sanierung des ICC aus Landesmitteln nicht stemmen – und setzt daher auf private Investoren

Daher setzt die Stadt gezielt auf private Investoren, die das Projekt vorantreiben sollen. Das Gebäudeensemble soll im Rahmen eines 99-jährigen Erbbaurechts vergeben werden, wodurch dem Investor eine langfristige Planungssicherheit gewährleistet werden soll. Um möglichst kreative und innovative Lösungsansätze zu fördern, wird ein wettbewerblicher Dialog angestrebt.

In der ersten Phase können sämtliche Konzepte eingereicht werden  und werden von einer Jury – die Zusammensetzung der Gruppe wird ebenfalls erst im November verkündet – bewertet. In einer zweiten Phase werden mehrere ausgewählte Konzepte dann im Detail weiterentwickelt und diskutiert. Das landeseigene Unternehmen BIM übernimmt die Projektumsetzung im Auftrag des Berliner Senats.

Charlottenburg: ICC-Sanierung soll soll im Rahmen eines 99-jährigen Erbbaurechts realisiert werden

Bis Mitte 2026 soll dann eine endgültige Entscheidung getroffen werden, welche Nutzung zukünftig im ICC umgesetzt werden kann. Giffey betonte, dass allein aufgrund der Größe des Gebäudes und seiner Kubatur und Beschaffenheit auch mehrere Nutzungskonzepte nebeneinander in dem Gebäudekomplex untergebracht werden können.

Möglich sind allein aufgrund der Historie des Gebäudes sowie der Nähe zur Messe Berlin auch Synergien mit dem dortigen Messestandort, der immer häufiger an Kapazitätsgrenzen stößt und sukzessive größere Veranstaltungsorte sucht. Eine Grundvoraussetzung für die Wahl eines der Konzepte ist dies laut Giffey aber nicht.

ICC Berlin: Teil-Reaktivierung zum 50-jährigen Jubiläum 2029?

Die Wirtschaftssenatorin betonte, dass derzeit noch nicht absehbar sei, bis wann eine vollständige Sanierung des riesigen Gebäudes abgeschlossen werden kann. Giffey gab aber zu, dass es ein mögliches Ziel des zukünftigen Investors sein könnte, bis 2029 zumindest einen Teil des Gebäudes wieder nutzbar zu machen.

Das Datum ist nicht völlig irrelevant, denn es markiert immerhin das 50-jährige Jubiläum des Gebäudes, welches im April 1979 feierlich eröffnet worden war. Wenn das noch immer beeindruckende Gebäude ein halbes Jahrhundert nach seiner Eröffnung auf dem Weg zurück  zu altem Glanz wäre, wäre das für den Berliner Senat ganz sicher eine gute Nachricht – denn so wäre eine der größten Problemimmobilien des vergangenen Jahrzehnts auf dem Weg zur Reaktivierung.

Sanierung des ICC mithilfe privater Investoren – Vorbild für den Flughafen Tempelhof?

Bei der landeseigenen Tempelhof Projekt GmbH sollten sie das anstehende ICC-Wettbewerbsverfahren aufmerksam verfolgen, denn die landeseigenen Immobilien gleichen sich in ihrer Beschaffenheit und der Komplexität ihrer Nutzbarkeit auf unheilvolle Art und Weise.

Am Dreieck Funkturm soll nun die enge Kooperation mit privaten Investoren der Ausweg aus einem jahrelangen Investitionsstau sein. Vielleicht ist es auch ein gangbarer Weg für das riesige Flughafengebäude in Tempelhof, interessante Vorschläge für eine mögliche Nutzung gibt es ja bereits.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

 

Quellen: Berliner Immobilienmanagement GmbH, EXPO Real Estate, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Messe Berlin

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2 Comments

  1. […] Quelle: Entwicklungsstadt Berlin […]

  2. […] Sénatrice de l’Intérieur Iris Spranger (SPD) elle a dit après la réunion du Sénat qu’elle était très heureuse que ces exceptions existent. Ils sont aussi un signe de reconnaissance pour les policiers et les pompiers. […]

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