Die aufwendige Reaktivierung der Dresdner Bahn im Berliner Süden befindet sich mittlerweile auf der Zielgeraden. Trotz langer Auseinandersetzungen steht der Abschluss des Projekts Ende 2025 bevor, was Reisende schneller zum BER und in Richtung Dresden, Prag und Wien bringen soll.

Die Reaktivierung der Dresdner Bahn: Mit einem optimierten Takt zum Flughafen und kürzeren Reisezeiten bietet das Projekt viele Vorteile für Berlin und seine Gäste. / © Foto: Deutsche Bahn AG

© Foto Titelbild: Deutsche Bahn AG
Text: Björn Leffler

 

Nach über 20 Jahren Planung, Diskussionen und Klagen soll der Wiederaufbau der Dresdner Bahn im Berliner Süden bis Ende 2025 abgeschlossen werden. Dies bestätigte Alexander Kaczmarek, der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, kürzlich in einem Interview mit der Berliner Morgenpost.

Die S-Bahn-Strecke wurde für die neuen Fernbahngleise verschoben und ist auf der neuen Trasse fast fertig. Auch bei der Fernbahn fehlen nicht mehr viele Teile, der Anschluss ans Südkreuz ist in Arbeit. Und an der Buckower Chaussee wird ein toller Bahnhof entstehen, mit einer direkten Umsteigemöglichkeit zum Bus. Insgesamt sehe ich bei dem Projekt keine großen Probleme mehr. Im Dezember 2025 werden die Sektkorken knallen,“ gibt sich Kaczmarek im Gespräch betont optimistisch.

Die reaktivierte Dresdner Bahn führt durch den Süden des Bezirks Tempelhof-Schöneberg

Kaczmarek erläuterte auch den direkten Nutzen des Bauprojekts für die Berlinerinnen und Berliner sowie die Gäste der Hauptstadt: „Die Regionalbahn zum Flughafen fährt im Moment eine Schleife über den Außenring, das gehört dann der Vergangenheit an. Über die Dresdner Bahn dauert die Fahrt 20 Minuten vom Hauptbahnhof, außerdem bekommen wir einen 15-Minuten-Takt zum BER. Und die Strecke wird die Fahrtzeit nach Dresden verkürzen und die Anhalter Bahn entlasten, über die auch die ICE-Sprinter nach München fahren. Das ist für die Stabilität des Bahnverkehrs wichtig.

Zwei neue Gleise werden nach der Eröffnung der Strecke parallel zur bestehenden S-Bahn-Strecke vom Südkreuz bis Blankenfelde verlaufen, was die Fahrzeiten für Fernzüge Richtung Dresden, Prag, Wien und Budapest ab Dezember 2025 deutlich verkürzen soll. Der Wiederaufbau der Dresdner Bahn gilt als eines der langwierigsten Bahnprojekte in Deutschland, vor allem aufgrund von Streitigkeiten zwischen der Deutschen Bahn und Anwohnern über Bauweise und Lärmschutz.

Die Bürgerinitiative „Lichtenrade Dresdner Bahn“ wehrte sich erfolglos gegen das Bahnprojekt

Die Bürgerinitiative „Lichtenrade Dresdner Bahn“ sieht durch die Baupläne ihre Befürchtung bestätigt, dass die Trasse dichte Wohngebiete zerschneiden und die Lebensqualität der Anwohner mindern wird. Die Strecke, die 1875 eröffnet und 1930 von S-Bahn und Fernbahn gemeinsam genutzt wurde, musste nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise abgebaut werden, bevor der Mauerbau 1961 die Verbindung endgültig kappte.

Nach der Wiedervereinigung gehörte der Wiederaufbau der Fernbahngleise zu den Modernisierungsprojekten für Berlin. Der Wunsch der Anwohner nach einer Tunnelstrecke wurde aus Kostengründen abgelehnt, da die Mehrkosten auf bis zu 230 Millionen Euro geschätzt wurden und die Bauzeit um sechs Jahre verlängert hätten. Alle Klagen für eine Tunnellösung, zuletzt 2017 vor dem Bundesverwaltungsgericht, wurden abgewiesen.

Lichtenrade: Ein Tunnelbau für die Dresdner Bahn wurde aus Kostengründen abgelehnt

Kaczmarek äußerte sich im Übrigen noch zu einem weiteren Projekt der Deutschen Bahn, welches zuletzt immer wieder verschoben worden ist: der Bau der City-S-Bahn zwischen Gesundbrunnen und Hauptbahnhof. Zuletzt hieß es, die Strecke werde noch 2024 eröffnet, nun soll es das erste Quartal 2025 werden, was auch Kaczmarek bestätigt: „Die Strecke ist praktisch fertig. Gerade läuft noch der Innenausbau, aber die Arbeiten werden im Dezember abgeschlossen sein. Nur die Abnahmen und Prüfungen werden erst im nächsten Jahr stattfinden können. Ich bin aber zuversichtlich, dass das im ersten Quartal erledigt ist.

Damit werden im kommenden Jahr zwei Bahnprojekte abgeschlossen, die einen enorm langen Vorlauf hatten, und dem Image des Bahnkonzerns mehr geschadet als genutzt haben dürften. Die Erreichbarkeit des Flughafens BER wird mit dem Abschluss des Dresdner-Bahn-Projekts dann immerhin erheblich verbessert – wenn nichts mehr dazwischen kommt.

 

Quellen: Deutsche Bahn AG, Berliner Morgenpost, Bürgerinitiative „Lichtenrade Dresdner Bahn“

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4 Comments

  1. a.tripitz 29. Oktober 2024 at 13:28 - Reply

    Innerstädtisch eine feine Sache, wieder ein Baustein mehr…Aber In der Fläche entlastet nur noch eins: Transrapid für alle…mit eigenem separatem Netz und Bahnhöfen, runter von den Gleisen und der ICE sowie der Inlandflugverkehr gehören dann geschlachtet.

  2. Phobos 29. Oktober 2024 at 20:41 - Reply

    „Wenn nichts mehr dazwischen kommt.“

  3. Martin Schmidt 29. Oktober 2024 at 23:59 - Reply

    Tach!
    Was hat der Bewohner von Lichtenrade von der Reaktivierung der Dresdener Bahn.
    Nichts.
    Nur mehr Lärm, ein zerschnittender Bezirk mit Schallschutzmauern, und eine Bahnkreuzung weniger (ein Bahnübergang wurde für Fahrzeuge geschlossen), ein Bahnhofsgebäude (wozu gibt es Denkmalschutz!) was abgerissen wurde für einen Baukran, Berlins größte Badewanne oder Eisbahn(die Unterführung am Bahnhof ist recht steil im Winter bleibt man stecken und im Nachbardorf ist Land unter in der Vergleichs Unterführung).
    Die Tunnellösung wäre das beste gewesen, ist der Politik, die Bewohner, nur modisches Beiwerk?
    Als der Flughafen Klön/Bonn gebaut wurde, ist mit großen Aufwand ein Landesgestüt untertunnelt worden, damit die Hengste ihre Ruhe haben
    Schön Tach noch
    Martin

  4. Arne 29. Dezember 2024 at 14:45 - Reply

    Die Fahrt zum Flughafen wird für viele Berlinerinnen und Berliner mit der Neuregelung länger dauern als früher. Denn es werden keine Regionalbahnen mehr über die Stadtbahn zum Flughafen fahren.

    Die Fahrten von Charlottenburg und Zoo, aber vor allem die von Friedrichstraße, Alexanderplatz und Ostbahnhof werden deutlich mehr Zeit kosten als vorher. Nach Ende 2025 soll nur noch die deutlich langsamere S9 über die Stadtbahn zum Flughafen fahren.

    Ohne Not stellt der VBB schnelle Direktverbindungen zum Flughafen ein, von Bahnhöfen die allein für sich das Einzugsgebiet einer Großstadt besitzen.

    Wie schön, dass eine Fahrt vom Hauptbahnhof zum BER nur noch 20 Minuten dauert. Nur wohnt am Hauptbahnhof fast niemand. Und die Umsteigezeiten in den FEX sowie Fahrtzeiten zum/vom Hbf werden bei der Kalkulation auch nicht berücksichtigt.

    Der VBB sollte nach Ende 2025 DRINGENDST wieder Regionalbahnen auf der Stadtbahn zum Flughafen fahren lassen. Eine Verkehrsplanung, die solche Verbindungen einstellt, ist einfach unverschämt und skandalös.

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