Der Streit um die Bebauung des ehemaligen Güterbahnhofs Greifswalder Straße in Prenzlauer Berg spitzt sich zu. Investor Christian Gérôme will den Bezirk Pankow verklagen, da seine Baupläne erneut abgelehnt wurden. Doch der Bezirk verfolgt eigene Pläne für das Areal – und setzt auf eine Schulnutzung.

Christian Gérôme plant seit Jahren Neubauten am Thälmann-Park im Prenzlauer Berg, doch das Bezirksamt verweigert die Zustimmung. Jetzt setzt der Investor auf eine Klage, um seine Pläne doch noch realisieren zu können. / © Foto: Wikimedia Commons, Max schwalbe, CC BY-SA 4.0
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Der jahrelange Konflikt um die Bebauung des ehemaligen Güterbahnhofs Greifswalder Straße könnte vor Gericht enden. Investor Christian Gérôme plant dort Wohnungsbau und wolle den Bezirk Pankow laut Tagesspiegel auf Schadenersatz verklagen. Er sehe sich durch die wiederholte Ablehnung seiner Bauanträge in seinen Rechten verletzt. Pankow hingegen verfolgt eigene Pläne für das Areal und setzt auf die Errichtung einer Schule.
Gérôme hatte das Grundstück 2011 von der Deutschen Bahn erworben und plante zunächst 600 Wohnungen. Diese wurden jedoch nicht genehmigt. Nach Jahren des Streits stellte er Mitte 2024 einen neuen Bauantrag für rund 90 Wohnungen – und auch dieser wurde abgelehnt. Das Bezirksamt erklärte dem Tagesspiegel, dass das Verfahren allerdings noch nicht abgeschlossen sei, da sich der Antrag aktuell im Widerspruchsverfahren befinde.
Bezirksamt Pankow lehnt Antrag ab: Bauhöhen und Wohnqualität als Streitpunkte
Die Ablehnung des Antrags hatte das Bezirksamt im vergangenem Herbst unter anderem mit dem Baugesetzbuch begründet: Die geplanten achtgeschossigen Neubauten seien zu hoch und würden nicht in das Umfeld passen. Das Gebiet sei nicht Teil des Ernst-Thälmann-Parks, in dem Hochhäuser mit bis zu 20 Stockwerken stehen, sondern orientiere sich an den niedrigeren Hallen des ehemaligen Güterbahnhofs. Laut einem Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin aus dem Jahr 2018 könnte jedoch auch die Hochhausstruktur der angrenzenden Thälmann-Siedlung als Maßstab dienen.
Zusätzlich gibt es Bedenken hinsichtlich der Wohnqualität: Aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft zur Ringbahnstrecke sehe der Bezirk Probleme für gesunde Wohnverhältnisse.
Alternative Nutzung: Pankow hält an Idee für Errichtung einer Oberschule fest
Der Bezirk verfolgt eine andere Nutzung des Areals. Pankow möchte eine dringend benötigte Oberschule errichten und hatte deshalb Gespräche mit Gérôme über einen Grundstückstausch geführt. Ein kommunales Grundstück an der Lilli-Henoch-Straße könnte für die Schule genutzt werden, ist jedoch zu klein. Ein Tausch mit dem Investor scheiterte jedoch, da dieser sich nicht auf das Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung einlassen wollte, welches einen Anteil von 30 Prozent Sozialwohnungen vorsieht.
Um dennoch eine Schule zu realisieren, prüfe der Bezirk nun, ob sie zunächst eigenständig und in abgespeckter Form auf dem städtischen Areal errichtet werden könne. Die Machbarkeitsstudie für einen Schulbau laufe bereits. Später wolle man versuchen, einen Teil des Geländes von Gérôme zu erwerben. Laut Tagesspiegel diskutiert Pankow mit der Senatsverwaltung, ob auf dem Areal private Neubauten entstehen oder ob das Land Berlin Flächen für Schulaußenbereiche kaufen sollte.
Seit Jahrzehnten umstritten: Historische Entwicklung des Thälmann-Parks
Die Entwicklung des Areals ist seit Jahrzehnten umstritten. Nach der Jahrtausendwende stieg das Interesse von Investoren am Thälmann-Park. Trotz der damaligen Vorbehalte gegen Plattenbauten wurden dort neue Wohnanlagen gebaut. Bereits 2014 wurde das Gebiet unter Denkmalschutz gestellt, um die städtebauliche Struktur der 1980er Jahre zu erhalten.
Ein Bebauungsplan für weitere Wohnungen wurde 2014 und 2015 diskutiert, doch eine Bürgerinitiative verhinderte die Umsetzung, da keine ausreichende soziale Infrastruktur eingeplant war. Im Rahmen der Erweiterung der Grundschule am Planetarium wurde 2019 ein Aufstellungsbeschluss des Bezirksamts Pankow zu einem Bebauungsplan gefasst, um die Entwicklung des Areals unter Einbeziehung der Bürger voranzutreiben.
Erneute Klage beim Verwaltungsgericht angekündigt: Wie geht es am Thälmann-Park weiter?
Die juristische Auseinandersetzung scheint nun unausweichlich. Gérôme wirft dem Bezirk laut Tagesspiegel Verzögerungstaktik vor und hält die Ablehnung seines Antrags für nicht nachvollziehbar. Er habe daher eine erneute Klage beim Verwaltungsgericht angekündigt und wolle Schadenersatzforderungen geltend machen. Gleichzeitig betont er seine Kompromissbereitschaft.
Ende Februar soll es einen weiteren Verhandlungstermin zwischen den Parteien geben. Ob letztendlich Wohnungen oder eine Schule auf dem Gelände entstehen, bleibt damit weiter ungewiss.
Quellen: Der Tagesspiegel, Wikipedia, Wohnungsbaugenossenschaft Zentrum eG, Christian Gérôme, Thoban Voss Architekten
„Zusätzlich gibt es Bedenken hinsichtlich der Wohnqualität: Aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft zur Ringbahnstrecke sehe der Bezirk Probleme für gesunde Wohnverhältnisse“
Das sollte man den ca. 200000 Berlinern verklickern die direkt an der S-Bahn wohnen. Dringend aufs Land ziehen.