Die BVG startet in den kommenden Jahren ein riesiges Sanierungsprojekt für das über 100 Jahre alte U-Bahnnetz, beginnend mit der Strecke zwischen Mendelssohn-Bartholdy-Park und Uhlandstraße. Für die umfangreichen Arbeiten sind neun Teilprojekte geplant, darunter Tunnelsanierungen, Brückenneubauten und Elektronik-Upgrades.

Statische Probleme und 132 festgestellte Schäden erfordern den Abriss und Neubau der Brückenkonstruktion am Gleisdreieck. / © Fotos: depositphotos.com

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Die BVG wird in den nächsten Jahren weitere Großprojekte zur Sanierung des über einhundert Jahre alten U-Bahnnetzes in Angriff nehmen. Als erstes Sanierungsvorhaben wird die Strecke zwischen den Stationen Mendelssohn-Bartholdy-Park und Uhlandstraße bearbeitet. Betroffen sind die Linien U1 bis U4.

Die BVG hat dieses Großprojekt bereits öffentlich ausgeschrieben und wird nach dem Ende des Ausschreibungsverfahrens die Projektsteuerung einen fachlich profunden Unternehmen übertragen. Die Herausforderungen sind groß und anspruchsvoll, denn sie umfassen insgesamt neun Teilprojekte mit aufwändigen Tunnelsanierungen, dem Ersatz-Neubau zweier Brücken und der Errichtung eines elektronisch gesteuerten Stellwerkes. Die Fahrgäste der U-Bahnlinien müssen sich also auf jahrelange Einschränkungen im Fahrbetrieb einstellen.

BVG Großprojekt für 350 Millionen Euro: Baustart 2026, Abschluss 2030 bis 2032

Die genaue Bauzeit dieses Projekts ist schwer vorherzusagen, da sowohl die Anzahl der Teilvorhaben als auch der Sanierungsaufwand variieren können. Laut den Ausschreibungsunterlagen soll der erste Sanierungsbeginn im Jahr 2026 erfolgen. Der Großteil der Arbeiten wird 2027 stattfinden, wobei die Fertigstellung der Sanierungen auf 2030 bis 2032 datiert ist.

Die BVG veranschlagt für dieses Großvorhaben ein Budget von 350 Millionen Euro. Allerdings sollte man – andere Berliner Großprojekte haben das in der Vergangenheit immer wieder gezeigt – bei der Kalkulation Vorsicht walten lassen, denn noch befinden sich einige Teilprojekte in einer noch sehr frühen Planungsphase, so dass mit Ausschlägen nach oben zu rechnen ist. Allein die Sanierung des Stahlviadukts der U-Bahnlinie 2 zwischen den Stationen Mendelssohn-Bartholdy-Park und Nollendorfplatz – 1902 eröffnet – wird mit 122 Millionen Euro Kosten veranschlagt.

Park am Gleisdreieck: 132 Schäden erfordern Abriss und Neubau historischer Brückenkonstruktionen

Im Rahmen der Sanierungsarbeiten wird auch die aufgeständerte Brückenkonstruktion, die die U-Bahnlinien 1 und 3 über den Park am Gleisdreieck führt, betroffen sein. Mit dem Bau dieser eindrucksvolle Brückenkonstruktion, auch als Bauwerk XII bezeichnet, wurde im Jahr 1913 begonnen und letztendlich im Jahr 1926 in Betrieb genommen.

Nach über 100 Jahren intensivem Fahrbetriebs und einer im Verlauf des Jahrhunderts stetig zunehmenden Belastung ist aktuell die Zeit für einen Neubau reif. Statische Probleme mit der Standsicherheit des Bauwerks und weitere 132 festgestellte Schäden am Bauwerk können nicht mit einer noch so umfangreichen Sanierung behoben werden, so dass ein neue Brückenkonstruktion unausweichlich wird.

Einen dementsprechenden Antrag auf Abriss hat die BVG bereits im Jahr 2018 gestellt. Aus BVG-Kreisen wurde verlautbart, dass die erforderliche Genehmigung zum Neubau seitens des für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zuständigen Fachbereiches Denkmalschutz bereits seit 2020 vorliege. Auch die Dennewitzbrücke, ein ähnlicher Fall wie die Brückenkonstruktion über den Park am Gleisdreieck, soll durch eine neue Brückenkonstruktion ersetzt werden. Laut Plänen der BVG sollen beide Bauwerke in den Jahren 2028 bis 2030 errichtet werden.

Zwischen Nollendorfplatz und Wittenbergplatz: Weitere Sanierungsprojekte und Tunnelarbeiten

Zudem steht die Sanierung des U-Bahn-Tunnels zwischen den Stationen Nollendorfplatz und Wittenbergplatz an. Der Sanierungsaufwand für diesen Tunnel besteht zum einen in einer Erneuerung des Betoninnenmantels, der Instandsetzung der Außenkonstruktion und der Erneuerung der Tunnelabdichtungen

Auch der Tunnel der Linie 1 zwischen Kurfürstendamm und Uhlandstraße ist betroffen. Grundsätzlich ist die Endhaltestelle des U-Bahnhofs Uhlandstraße ein Fall für eine Generalsanierung, wo der Bahnsteigbelag erneuert und die Bahnsteighöhe dem Höhenniveau des Einstiegs bei den U-Bahn-Waggons angepasst werden soll. Dazu gehört letztendlich auch die Erneuerung der Brandschutztechnik und eine Sanierung des Bahnhofs nach Vorgaben des Denkmalschutzes.

Ziel des Großprojektes ist die langfristige Betriebssicherheit

Neben den bereits weiter oben ausgeführten Sanierungsarbeiten geht es bei allen anderen Teilprojekten auch immer um die statische Sicherheit bei den Tragkonstruktionen, den Korrosionsschutz, der Entwässerung und der Betonsanierung an den Tragpfeilern sowie den Bahnsteigbelägen. All diese aufwändigen Sanierungsarbeiten, die teilweise bei laufendem Betrieb stattfinden, gehen natürlich nicht ohne Streckensperrungen ab, so dass den Fahrgästen schon heute viel Geduld und Verständnis prognostiziert werden kann.

Sanierungsbedarf für das gesamte U-Bahnnetz: Kosten in Milliardenhöhe

Die Sanierung der U-Bahnstrecke zwischen Mendelssohn-Bartholdy-Park und Uhlandstraße ist nur der Anfang. Das gesamte Berliner U-Bahnnetz benötigt eine umfassende Sanierung, die auch die dazugehörigen U-Bahnhöfe umfasst.

Eine von der BVG beauftragte Studie zum IST-Zustand schätzt den Sanierungsaufwand für den Zeitraum 2024 bis 2032 auf rund 2,8 Milliarden Euro. Diese Summe verteilt sich auf Baumaßnahmen an Tunneln, Brücken, Bahnhöfen und Gleisen mit 1,7 Milliarden EURO und elektrotechnische Arbeiten an Signalanlagen, der Stromversorgung sowie der Kommunikationstechnik mit weiteren 1,1 Milliarden Euro.

Aufgrund hohen Alters: Höhere Sanierungskosten für U1 bis U4, U5 bis U9

Die BVG ist sich bewusst, dass das Berliner U-Bahnnetz mit allen Linien aufgrund des technischen Verschleißprozesses einem ständigen Erneuerungsbedarf unterliegt, so jedenfalls ihre Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus.

Aufgrund des hohen Alters fallen die Sanierungskosten für die Linien U1 bis U4, sowie  die Altbauabschnitte der Linien U5 bis U9 höher aus im Vergleich zu den nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Abschnitte. Das zurzeit noch laufende Sanierungs-Großprojekt des nördlichen Abschnitts der Linie U6 soll aller Voraussicht nach im Herbst 2026 abgeschlossen sein.

Quellen: BVG, Tagesspiegel

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One Comment

  1. Franz 10. Januar 2025 at 20:11 - Reply

    Alles gut und scjön. Im Moment baut die BVG schon seit über einem Jahr an einer Treppe im U-Bahnhof Nollendorfplatz sowie an einer Decke im Untergeschoss. Wird dieses Tempo fortgesetzt werden die im Beitrag angesprochenen Bauzeiten nicht jahrelang, sondern jahrzehntelang dauern. Ich be-dauere das schon jetzt sehr.

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