Nach jahrzehntelangem Leerstand erhält das historische Marinehaus am Köllnischen Park eine neue Funktion. Als Teil eines Museums- und Kreativquartiers wird das denkmalgeschützte Gebäude zu einem offenen Raum für Kunst, Wissenschaft und Stadtgesellschaft umgestaltet. Die Sanierung erfolgt nach einem Entwurf des dänischen Architekturbüros ADEPT und ist bereits seit 2024 im Gange.
© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, Jörg Zägel, CC BY-SA 3.0
Das Marinehaus am Köllnischen Park wurde 1908 als Vereinshaus für Mitglieder der Kaiserlichen Marine erbaut und erhielt nach dem Ersten Weltkrieg wechselnde Nutzungen. In den 1920er Jahren wurde das Gebäude in ein Bürohaus umgewandelt, nachdem die Berliner Kriegerheim GmbH, die es ursprünglich errichten ließ, Konkurs anmelden musste. Während des Zweiten Weltkriegs blieb das Marinehaus weitgehend unversehrt, nur ein rückwärtiger Gebäudeflügel ging verloren.
Nach Kriegsende wurde das Gebäude Sitz einer Versicherung und später ein Tuberkulosezentrum. Während der DDR-Zeit war es im Besitz des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB), der in den 1970er Jahren bauliche Veränderungen vornahm. Zwischen 1984 und 1987 wurde das Marinehaus modernisiert, wobei der markante Turmaufsatz abgerissen wurde. Nach der deutschen Wiedervereinigung ging das Gebäude 1993 in den Besitz des Landes Berlin über, blieb jedoch ungenutzt. Mehrere Konzepte für eine neue Nutzung scheiterten, und das Marinehaus stand über zwei Jahrzehnte leer.
Märkisches Museum und Marinehaus: Ab 2028 das Herzstück des Museums- und Kreativquartiers
Nun soll das historische Gebäude am Köllnischen Park wiederbelebt werden. Die Idee entstand im Rahmen eines umfassenderen städtebaulichen Projekts: dem Museums- und Kreativquartier am Köllnischen Park. Dieses Vorhaben umfasst neben der Sanierung des Marinehauses auch die Modernisierung des benachbarten Märkischen Museums. Ziel ist es, einen lebendigen Kulturstandort zu schaffen, der sich mit Berliner Stadtgeschichte auseinandersetzt und zugleich Raum für moderne, interdisziplinäre Formate bietet.
Mit der Entwicklung des Quartiers soll das Märkische Museum stärker für ein breiteres Publikum geöffnet werden, indem es durch neue Veranstaltungsräume und kreative Angebote ergänzt wird. Das Marinehaus spielt dabei eine zentrale Rolle als Ort des Austauschs zwischen Kunst, Wissenschaft und Stadtgesellschaft. 2017 wurde eine Finanzierungsvereinbarung unterzeichnet, die den Weg für die Umsetzung des Projekts freimachte.
Sanierung und architektonisches Konzept: Erste Bauarbeiten begannen bereits 2024
Der Umbau des Marinehauses erfolgt nun nach den Plänen des Architekturbüros ADEPT aus Kopenhagen. Das zentrale Gestaltungselement ist das „Haus-im-Haus“-Prinzip: Innerhalb der historischen Fassade wird eine moderne, flexible Struktur eingefügt, die Arbeitsräume, Ateliers, Veranstaltungs- und Präsentationsflächen umfasst. Dadurch bleibt die denkmalgeschützte Außenhülle erhalten, während gleichzeitig zeitgemäße Nutzungsmöglichkeiten geschaffen werden.
Laut dem Stadtmuseum Berlin haben die Bauarbeiten bereits begonnen. Die Sanierung erfolgt dabei in enger Abstimmung mit der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die als Bauherrin für das Projekt verantwortlich ist. Das Konzept sieht vor, dass das Marinehaus zu einem offenen, dynamischen Ort wird, in dem Künstlerinnen und Künstler, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Bürgerinnen und Bürger in Werkstätten, Studios und Diskussionsräumen zusammenkommen. Die Hauptbaumaßnahmen sollen laut Plan bereits 2027 abgeschlossen sein.
Ein neuer kultureller Treffpunkt für Berlin: Das sind die Nutzungspläne für das Marinehaus
Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten wird das Marinehaus das Märkische Museum ergänzen und als Zentrum für transdisziplinäre und experimentelle Formate dienen. Hier sollen langfristige Kooperationen zwischen Kunst, Wissenschaft und Stadtgesellschaft gefördert werden. Neben Ausstellungen und Performances sind auch Workshops, Diskussionsrunden und Bildungsangebote geplant.
Mit dem Museums- und Kreativquartier am Köllnischen Park soll ein neuer, lebendiger Kulturstandort entstehen, der historische und zeitgenössische Perspektiven auf Berlin miteinander verbindet. Das Marinehaus wird damit nicht nur als architektonisches Denkmal erhalten bleiben, sondern auch als ein dynamischer Ort des Austauschs und der kreativen Zusammenarbeit neu belebt.
Quellen: Stadtmuseum Berlin, Wikipedia, Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt