Ein neuer Brunnen und umfangreiche Begrünungen sollen den südlichen Schlossplatz am Humboldt Forum klimagerechter machen. Das Projekt zielt darauf ab, die Hitze auf der bisher versiegelten Fläche zu reduzieren und die Aufenthaltsqualität zu steigern. Zudem soll der Platz größer werden, zulasten des Straßenraums. Schon im kommenden Jahr soll es losgehen.

Auf dem Schlossplatz vor dem Humboldt Forum sollen in den kommenden Jahren mehrere Baumgruppen und ein neuer Brunnen realisiert werden. Zudem soll die bestehende Straße zur Fußgängerzone umgewidmet werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler

 

Nicht erst seit dem erfolgreich abgeschlossenen Wiederaufbaus des Berliner Stadtschlosses in Form des Humboldt Forums wird über eine mögliche Rückführung des Neptunbrunnens an seinen historischen Standort diskutiert. Der Berliner Senat hatte in den vergangenen Jahren jedoch konstant andere Pläne verfolgt. Im Zuge der Planung für die “Rathausforum” genannte Fläche in Mitte war festgelegt worden, dass der Neptunbrunnen an seinem jetzigen Standort vor dem Roten Rathaus verbleiben solle.

Am Humboldt Forum hingegen soll ein neuer, moderner Brunnen errichtet werden. Ziel ist es, die derzeit vollständig versiegelte Fläche, die vor allem in den Sommermonaten große Hitze erzeugt, baulich weiterzuentwickeln.

Humboldt Forum: Südlicher Schlossplatz soll klimagerecht umgestaltet werden

Neben dem Neubau eines Brunnens sollen auch zusätzliche Bepflanzungen entstehen, um den Platz attraktiver zu machen und die Aufenthaltsqualität zu steigern. Der Neptunbrunnen selbst, der mittlerweile stark sanierungsbedürftig ist, wird also nicht an seinen ursprünglichen Standort zurückkehren.

Aus den bisher nur vage formulierten Plänen zur Umgestaltung des Platzes ist nun ein konkretes Projekt geworden, welches im Rahmen einer AIV-Veranstaltung heute Abend im Humboldt Forum im Detail vorgestellt werden soll. Vorab wurde jedoch bereits bekannt, dass dem südlich gelegenen Schlossplatz eine signifikante Neuausrichtung bevorsteht.

Mehr Bäume und mehr Sitzgelegenheiten sollen  auf dem Berliner Schlossplatz realisiert werden

Seit November 2023 hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in Zusammenarbeit mit der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss sowie dem Bezirksamt Mitte, unter Einbeziehung der European School of Management and Technology (ESMT) und der Hochschule für Musik Hanns Eisler, eine Machbarkeitsstudie zum klimagerechten Umbau des Freiraums an der Südseite des Humboldt Forums durchgeführt.

Die European School of Management und die Musikhochschule Hanns Eisler grenzen südlich an den Schlossplatz, lediglich getrennt durch eine Verbindungsstraße, die um den Schloßplatz herumführt und über die Rathausbrücke in Richtung Nikolaiviertel und Alexanderplatz führt – jedenfalls tut sich das noch heute.

Nach der Fertigstellung des Humboldt Forums stand der vollständig versiegelte Schlossplatz in der Kritik

Erst vor kurzem wurde die Studie mit einem gemeinsam erzielten Ergebnis erfolgreich abgeschlossen, wie die Senatsverwaltung mitteilte. “Seit dem freiräumlichen Realisierungswettbewerb von 2012/2013 haben sich die Anforderungen an blau-grüne Infrastruktur, an Verschattung und Regenwassernutzung sowie Verdunstungskühle im Freiraum stark verändert. Für die Platzfläche mit den beiden Vorbereichen der Hochschulen wurden deshalb Potenziale für eine klimanagepasste und hitzeresiliente Platzgestaltung zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität für Besuchende und Studierende erarbeitet,” heißt es in einer offiziellen Pressemitteilung des Senats.

Die vollständig versiegelten Flächen auf der Südseite des Humboldt Forums waren in den vergangenen Jahren häufig kritisch angemerkt worden, da vor allem in den Sommermonaten schattenspendende Elemente fehlten und sich der Asphalt enorm aufheizte. Dies soll nun baulich angepasst werden, und das verhältnismäßig kurzfristig.

Stadtschloss: Ab 2025 sollen 20.000 Quadratmeter Fläche neu gestaltet werden

Die oben erwähnte Machbarkeitsstudie zur klimagerechten Umgestaltung dieses Freiraums umfasst eine Fläche von rund 20.000 Quadratmetern. Davon entfallen etwa 13.000 Quadratmeter auf das Land Berlin und 7.000 Quadratmeter auf die Stiftung Humboldt Forum. Die ursprünglichen Planungen der bbz Landschaftsarchitekten wurden im Zuge der Studie weiterentwickelt, um neue gestalterische Freiräume zu nutzen.

Das Büro hatte bereits 2013 einen Wettbewerb zur Gestaltung der Freiflächen rund um das Humboldt Forum gewonnen, vor allem auf der Nordseite wurden vielfältige Grünflächen und Baumpflanzungen realisiert, auf der zum Lustgarten zugewandten Seite der Schloss-Rekonstruktion. Nun soll auch der südliche Vorplatz deutlich grüner und abwechslungsreicher werden.

Humboldt Forum: Drei Baumreihen sollen ab dem kommenden Jahre gepflanzt werden

Geplant ist eine Begrünung des Platzes mit Baumgruppen und Pflanzbereichen, die Schatten spenden und die Biodiversität fördern sollen. Sitzgelegenheiten sollen zudem die Aufenthaltsqualität für die Besucher und Passanten erhöhen. Am Standort des historischen Neptunbrunnens soll die oben erwähnte neue Brunnenanlage entstehen, für deren Gestaltung ein Wettbewerb angestrebt wird.

Der Neubau des Brunnens wird allerdings mit einer Umgestaltung der umliegenden Straßen einhergehen, um die Erreichbarkeit und Barrierefreiheit des gesamten Areals zu verbessern. Das bedeutet, dass nach aktuellem Planungsstand die Straße zwischen Schleusenbrücke und Rathausbrücke komplett umgewidmet werden soll.

Umwidmung von Straßenraum: Der Schlossplatz wird nach Süden erweitert

Um die Fläche homogen und fußgängerfreundlich gestalten zu können, soll die Straße in eine Fußgängerzone umgestaltet werden. Erste Begrünungsmaßnahmen sind bereits für 2025 vorgesehen. Dann wird ein erster Teil der geplanten Baumreihen gepflanzt. Im weiteren Entwicklungsprozess sollen dann der Brunnen-Neubau und die Umwidmung der Umgehungsstraße erfolgen, wodurch die Baumreihen noch einmal vergrößert werden sollen.

Ein externes Beratungsgremium aus Landschaftsarchitekten begleitete den bisherigen Prozess, doch einen Haken gibt es doch: die Finanzierung der Maßnahmen muss noch geklärt werden, da mehrere Projektbeteiligte an der Konzeption und Umsetzung beteiligt sind. Dazu laufen derzeit die Verhandlungen zwischen den Verantwortlichen.

Petra Kahlfeldt hat “große Erwartungen” an den neu gestalteten Schlossplatz

Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt äußerte sich wie folgt zum jetzigen Ergebnis: “Nach einem intensiven und fruchtbaren Verfahren blicke ich mit großen Erwartungen auf den Schlossplatz, der durch die neue Gestaltung deutlich an Aufenthaltsqualität für die Anrainer und die Gäste unserer Stadt gewinnen wird.

Auch Hans-Dieter Hegner, Vorstand Technik der Stiftung Humboldt Forum zeigte sich erfreut: “Wir sind dankbar, dass die Senatsbauverwaltung mit uns intensive Überlegungen für einen klimafreundlichen und attraktiven Platz im Süden des Humboldt Forums angestellt hat und begrüßen den Vorschlag von bbz Landschaftsarchitekten. Der südliche Schlossplatz muss an Aufenthaltsqualität und Funktionalität gewinnen. Das ist im Interesse der Stadt, der Anrainer und Besucher. Ziel muss es sein, die gewünschten grünen Inseln zeitnah zu erstellen.”

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

In zwei Phasen soll der südliche Schlossplatz vor dem Humboldt Forum umgestaltet werden. Dazu gehört der Bau einer neuen Brunnenanlage, die Pflanzung von insgesamt drei Baumreihen und die Umwidmung des bestehenden Straßenraums. Phase 2 zeigt, dass der Straßenraum umgewidmet und der Schlossplatz nach Süden hin vergrößert werden soll. / © Visualisierung: bbz Landschaftsarchitekten

Weniger Stein, mehr Grün: Bauminseln sollen Schatten spenden, große Flächen des Platzes sollen entsiegelt werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

 

Auf der dem Lustgarten zugewandten Nordseite wurden bereits vielfältig gestaltete Grünflächen realisiert, verantwortlich dafür war das Büro bbz Landschaftsarchitekten. Dies soll nun auch die Realisierung der Grünflächen auf dem Schlossplatz im Süden verantworten. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Quellen: AIV, bbz Landschaftsarchitekten, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Bezirksamt Mitte, Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, European School of Management and Technology (ESMT), Hochschule für Musik Hanns Eisler