Zwei Jahre nach dem plötzlichen Bruch des „AquaDoms“ präsentiert sich das Radisson Hotel in Berlin-Mitte mit einer spektakulären grünen Alternative. Der 24 Meter hohe „Living Tree“ soll nicht nur eine nachhaltige Lösung sein, sondern auch ein neues Wahrzeichen für Gäste und Besucher sein. Die grüne Installation ist aber nicht das einzige, was im Hotel umgestaltet wurde – wir werfen einen ersten Blick in die neue Lobby.

Der legendäre „AquaDom“ bleibt in Erinnerung, doch das Radisson Hotel setzt mit dem „Living Tree“ auf eine grüne Zukunft. Mit modernster Technik und einem einzigartigen Lichtkonzept entsteht eine völlig neue Art von Hotellobby. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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Dass das im Dezember 2022 in Berlin-Mitte geplatzte Aquarium “AquaDom”, welches in der Hotellobby des Radisson-Hotels an der Karl-Liebknecht-Straße untergebracht war, nicht wieder aufgebaut werden sollte, war längst bekannt. Dies gaben die Gebäudeeigentümer gegenüber der Deutschen Presseagentur bereits im Mai 2023 bekannt, nur wenige Monate nach dem Unglück.
„Auch ohne die Ursachen für das Bersten des Aquadoms zu kennen, schließen wir ein neues Groß-Aquarium für den Standort aus“, sagte damals Unternehmenssprecher Fabian Hellbusch der dpa. Hellbusch verantwortet die Kommunikation des Eigentümers Union Investment Real Estate GmbH.
Hotel-Eigentümer wollten keinen Wiederaufbau des „AquaDoms“ im Radisson
Der Aufwand, ein solches Objekt wieder aufzubauen, sei nach Auskunft des Unternehmens unverhältnismäßig hoch, die Kosten wären zudem schwer kalkulierbar. Anschließend hatte das Unternehmen erstmals die Pläne zur Umgestaltung der Lobby öffentlich gemacht.
Die Wiedereröffnung des Hotels sollte nach ursprünglichen Planungen bis Ende 2024 erfolgen. Bis dahin sollte ein 16 Meter hoher, bis ins sechste Stockwerk reichender und rund 120 Quadratmeter umfassender Vertikaler Garten errichtet werden.
Ein „Living Tree“ für das neu gestaltete Radisson Hotel in Berlin-Mitte
Das Design der „Living Tree“ genannten Konstruktion mit einem hochragenden Stamm – knapp sieben Meter im Durchmesser – wird abgerundet durch eine abstrakte Baumkrone, welche bis unter das transparente Dach des Atriums reicht, in 24 Meter Höhe und 20 Meter in ihrem Durchmesser.
Die natürliche Bepflanzung soll nach Wünschen der Hoteleigentümer nicht nur ein besonderes Aufenthaltserlebnis gewährleisten, sondern über die integrierte Bewässerung auch für ein angenehmes Raumklima sorgen. Was bislang nur in Form einer Visualisierung zu sehen, können sich Gäste des Hotels nun auch in der Realität ansehen – denn die Radisson-Gruppe hat ihren Hotelstandort im östlichen Zentrum Berlins wiedereröffnet.
Rechtzeitig zur „Berlinale“: Hotel Radisson empfängt seine Gäste im runderneuerten Haus
Die Eröffnung erfolgte etwas später als ursprünglich geplant, aber immerhin rechtzeitig zur derzeit stattfindenden Berlinale. Damit einhergehend erfolgte eine umfassende Umgestaltung der Lobby, die durch den Unfall von vor zwei Jahren komplett zerstört worden war. Das vollständig modernisierte Foyer des Hotels präsentiert sich nun in zeitgemäßem Design und verfügt über eine neu integrierte und hochwertig gestaltete Bar.
Sowohl Hotelgäste als auch externe Besucher sind hier willkommen, wie das Hotelmanagement versichert. Der großzügige Bereich bietet zahlreiche Sitzgelegenheiten und stilvolle Lounge-Möbel, die zum Verweilen einladen. Zur Höhe der Investitionskosten äußerte sich die Hotelgruppe allerdings bislang nicht.
„Living Tree“ in Berlin-Mitte: 2.000 Pflanzen wurden an 36 vertikalen Lamellen angepflanzt
Neben den Ausgaben für den Umbau fielen natürlich auch erhebliche Verluste durch die zweijährige Schließung des renommierten Hauses nahe Berliner Dom, Marienkirche und Neptunbrunnen an. Der Umbau des Hotels war für alle Projektbeteiligten eine ausgesprochen komplexe Aufgabe. Ausgedacht hat sich das nun realisierte Konzept das Büro dan pearlman Markenarchitektur GmbH.
Bis zum Sommer 2024 waren rund 2.000 Pflanzen aus 22 Arten an 36 vertikalen Lamellen gepflanzt worden. Diese werden je nach Tageszeit unterschiedlich beleuchtet. Die grüne Installation prägt seit der Neueröffnung des Hotels den Empfangsbereich des Hotels. Besonders für Gäste der innenliegenden Zimmer soll sie ein visuelles Highlight bieten.
Bei der Umsetzung der grünen Installation spielte Nachhaltigkeit eine große Rolle
Nachhaltigkeit spielte bei der Planung eine zentrale Rolle – sowohl in Bezug auf den Ressourceneinsatz als auch auf Betrieb, Pflege und Wartung der Begrünung, die von Kletterern übernommen wird. Das Konzept bezieht dabei bewusst die tragende Bestandsstruktur des ehemaligen Großaquariums ein, wie es heißt.
Der rund zwölf Meter hohe Sockel des früheren „AquaDoms“, bestehend aus 150 Tonnen Beton, wurde daher erhalten. Damit blieb das darin gebundene CO₂ von etwa fünf Tonnen in der Struktur. Nun dient der Sockel als Fundament für den „Living Tree“ und bietet Platz für die eingebrachten Pflanzen und Bäume. Eine Nachnutzung sei nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern habe auch hohe Emissionen vermieden, die durch Abriss, Abtransport und Entsorgung entstanden wären, erläutert Lars Kirmse, Leiter Asset Management Nord bei Union Investment.
Verwendete Pflanzen wurden speziell für Indoor-Begrünung ausgewählt
Auch bestehende technische Infrastrukturen wie Technikräume und Abwasserrohre wurden in das neue Konzept integriert. Für die Beleuchtung kommt ein dynamisches Lichtkonzept mit steuerbaren LED-Strahlern zum Einsatz. Es soll auf diesem Wege unterschiedliche Lichtstimmungen ermöglichen und damit das Wachstum der Pflanzen unterstützen.
Die verwendeten Pflanzen wurden speziell für Indoor-Begrünung ausgewählt, sodass der „Living Tree“ ein autarkes Ökosystem bildet – jedenfalls in der Theorie. Wie gut sich die Konstruktion in der Praxis bewähren wird, kann in den kommenden Jahren gut beobachtet werden.
Laut Karen Klessinger, Kreativdirektorin und Expertin für Destinationsentwicklung bei dan pearlman, war es von Beginn an das Ziel, die noch nutzbaren Strukturen des ehemaligen Aquariums in das neue Konzept zu integrieren. Dies entspreche dem nachhaltigen Bauen im Bestand, für das sich ihr Unternehmen engagiert. Gleichzeitig sei eine neue „Visitenkarte“ für das Hotel geschaffen worden, die gestalterische, technische und wirtschaftliche Anforderungen vereinen soll.
Der ursprüngliche Sockel des Aquariums wurde erhalten und weiterverwendet
Die Entscheidung für die Weiterverwendung des Sockels war dem Vernehmen nach allerdings nicht nur ressourcenschonend und wirtschaftlich, sondern gewährleistete aus Sicht der Eigentümer wohl auch, dass der geplante Wiedereröffnungstermin des Hotels auch gehalten werden konnte, denn ein vollständiger Abriss und der Neubau einer alternativen Konstruktion wäre deutlich zeitintensiver gewesen.
In Bezug auf die Verwertung der rund 700 Acrylbruchstücke des ehemaligen Großaquariums wurde im vergangenen Jahr verkündet, dass es ein Konzept für eine Zweitverwertung gebe. Die 90 Tonnen Acrylglas-Reste sollten durch einen zertifizierten Entsorgungsfachbetrieb recycelt und dem Kreislauf wieder zugeführt werden.

Die verwendeten Pflanzen wurden speziell für Indoor-Begrünung ausgewählt, sodass der „Living Tree“ ein autarkes Ökosystem bildet – jedenfalls in der Theorie. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Einhergehend mit dem Bau des „Living Tree“ erfolgte eine umfassende Umgestaltung der Lobby, die durch den Unfall von vor zwei Jahren komplett zerstört worden war. Das vollständig modernisierte Foyer des Hotels präsentiert sich nun in zeitgemäßem Design und verfügt über eine neu integrierte und hochwertig gestaltete Bar. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: Union Investment Real Estate GmbH, Berliner Morgenpost, Berliner Woche, Architektur Urbanistik Berlin, Wikipedia, dpa, Keller Grundbau GmbH, Coral World Berlin GmbH, dan pearlman Markenarchitektur