Die geplante Begrünung, großzügige Sitzbänke mit Spreeblick und eine potenzielle Nachrüstung einer Tramlinie sollen die neue Mühlendammbrücke in Berlin-Mitte laut Verkehrssenatorin Ute Bonde zu einem „Modellprojekt“ der Berliner Verkehrsplanung machen. Am Montag war offizieller Startschuss für den Abriss der alten Brücke, das neue Bauwerk wird deutlich schmaler daherkommen.
© Visualisierung Titelbild: Arup Deutschland GmbH, COBE A/S
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Nicht weniger als die „längste Parkbank Berlins“ versprach Ute Bonde am heutigen Mittwochmorgen im Rahmen des offiziellen Baustarts für das Projekt Mühlendammbrücke. Berlins Verkehrssenatorin (CDU) sprach in ihrer kurzen Laudatio davon, dass die neue Mühlendammbrücke nach ihren Wünschen zu einer von den Berlinerinnen und Berlinern geliebten Brücke werden sollte und nannte den geplanten Neubau ein „Modellprojekt“.
Auf den offiziellen Visualisierungen des Berliner Senats ist im Übrigen noch immer die ursprünglich geplante Tramlinie eingezeichnet, die vom Alexanderplatz zum Potsdamer Platz führen sollte, mittlerweile aber den drastischen Sparplänen der schwarzroten Regierungskoalition zum Opfer gefallen ist. Die Verkehrssenatorin bestätigte jedoch im persönlichen Gespräch, dass die Brücke so ausgelegt werde, dass das Projekt auch nachträglich noch ergänzt werden könne.
Berlin-Mitte: Neue Mühlendammbrücke ist für eine mögliche Tramlinie ausgelegt
Das bedeutet im Klartext, dass die neue Mühlendammbrücke, die das jetzige Bauwerk vollständig ersetzen wird, in Sachen Material und Statik so errichtet wird, dass eine Tramlinie darüber fahren könnte – auch wenn das Verkehrsprojekt vorerst nicht weiterverfolgt wird – doch wer weiß, wie das in einigen Jahren aussehen wird.
Als „Modellprojekt“ bezeichnete Bonde das Projekt wohl auch, weil auf der Mühlendammbrücke eine Neuaufteilung des Verkehrsraums geplant ist, mit breiten Spuren für Radfahrer und Fußgänger und einer extensiven Begrünung der Brücke. Zudem soll es auf beiden Seiten Sitzmöglichkeiten mit Blick auf die Spree geben.
Breite Flächen für Fußgänger, Radfahrende und extensive Begrünung der Brücke geplant
Was in den Renderings der verantwortlichen Büros Arup Deutschland GmbH und COBE A/S durchaus reizvoll aussieht, war am Mittwochmorgen noch recht schwer vorstellbar. Die verantwortliche Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt hatte die Hauptstadtmedien zum ersten Spatenstich geladen, doch das Wetter wollte nicht so recht mitspielen.
So tapsten viele Journalisten im Schlamm der derzeitigen Baustelle herum, während es von oben stetig nieselte. So brauchte es noch viel Vorstellungskraft, sich die „neue“ Mühlendammbrücke vorzustellen, während die ersten bauvorbereitenden Maßnahmen auf der Brücke aus den 1970er Jahren, die nun Stück für Stück abgetragen wird, bereits begonnen haben.
Mühlendamm: Seit Juli 2024 sind große Teile der in die Jahre gekommenen Brücke gesperrt
Diese Arbeiten laufen bereits seit dem Sommer, schon im Juli wurde das südöstliche Brückenteil gesperrt, wodurch der gesamte Verkehr über die andere Hälfte geführt wird. Später wurde die Brücke für den Fußgängerverkehr schließlich vollends gesperrt. Autofahrer können seitdem also nur noch eine Spur in beide Richtungen nutzen, ebenso die Fahrradfahrer – doch es ist für alle Verkehrsteilnehmer auf der Brücke spürbar eng.
Die Verkehrsführung soll nach Angaben der Verwaltung voraussichtlich bis Mitte 2027 bestehen bleiben. Bis dahin soll das erste neue Brückenteil fertiggestellt werden, sodass der Verkehr auf das neue Bauwerk verlegt werden kann. Auf die Berliner Autofahrer kommt also eine weitere langfristige Geduldsprobe zu. Rund 74.000 Fahrzeuge nutzen die Mühlendammbrücke täglich.
Für 80 Mio. Euro und deutlich schmaler: Bis 2028 soll die neue Mühlendammbrücke fertiggestellt werden
Nach langer Diskussion um den Neubau der Mühlendammbrücke, die sich vor allem um die Dimension des Bauwerks drehte, präsentierte der Senat im August 2021 den Siegerentwurf für das Projekt, der zwar eine neue Spuraufteilung auf der Brücke beinhalten sollte, in seiner Breite jedoch den heutigen Dimensionen des Bestandsbaus entsprach.
Auf die anhaltende Kritik zur Planung des Brückenneubaus hatte die Senatsverkehrsverwaltung schließlich reagiert, die Pläne wurden noch einmal überarbeitet. Bei der Mühlendammbrücke soll der Querschnitt um acht Meter schmaler werden und damit zukünftig gut 36 Meter betragen.
Die im Wettbewerb siegreichen Architektenteams sahen nach Auskunft der Verkehrsverwaltung keine Probleme in der Verschmälerung des geplanten Brückenbaus. Die Mühlendammbrücke soll nach aktuellem Stand bis frühestens 2028 oder 2029 fertiggestellt werden, rund 80 Millionen Euro soll das Projekt kosten.
Quellen: Bezirksamt Mitte, Arup Deutschland GmbH, COBE A/S, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
Was ist das bitte für eine Quatsch? Wer will sich denn direkt an einer vierspurigen Straße auf eine Bank setzen? Sowas sieht schön auf Projektskizzen aus und hört sich gut an, „Berlins längeste Bank direkt an der Spree“, in der Realität aber nicht viel wert. Sinnvoll wäre eine Tramlinie. Aber die hat man ja lieber gespart.