Der Abriss des Cantianstadions im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg geht trotz Umweltprotesten und rechtlichen Herausforderungen weiter. Der Berliner Senat zeigt sich fest entschlossen, den Rückbau des alten DDR-Stadions zeitnah abzuschließen. Zwei der historischen Flutlichtmasten sollen allerdings erhalten bleiben, und Stadion-Nostalgiker können sich eigenständig Sitzschalen des alten Stadions abmontieren.

Der Abriss des Cantianstadions in Prenzlauer Berg soll nach Plänen des Berliner Senats innerhalb eines Jahres durchgeführt werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Text: Stephanie Engler

 

Die Bauverwaltung unter der Leitung von SPD-Senator Christian Gaebler verfolgt einen straffen Zeitplan: Bis spätestens Sommer 2025 soll das Stadion im Jahnsportpark abgerissen sein, sodass der Weg für den Bau der Nachfolge-Arena frei wird. Das neue Stadion mit einer Kapazität von 20.000 Plätzen wird als drittgrößtes Stadion Berlins geplant. Der aktuelle Zeitplan wurde in einer parlamentarischen Anfrage des Grünen-Abgeordneten Andreas Otto bestätigt.

Umweltschützer bemühen sich jedoch, das Projekt per Eilantrag am Verwaltungsgericht zu stoppen. Eine endgültige Entscheidung könnte bereits in der kommenden Woche getroffen werden und würde maßgeblich den Fortgang des Abrisses beeinflussen.

Jahnsportpark: Kritik von Bürgerinitiativen und Politikern an Abrissplänen des Senats

Einige Elemente des Cantianstadions sollen erhalten bleiben und in das neue Baukonzept integriert werden, wie die Berliner Morgenpost berichtet. So sollen die markanten Lichtmasten, die über Jahrzehnte das Bild des Sportparks prägten, auch im künftigen Stadionumfeld wieder Platz finden. Zudem wurden bereits bunte Sitzschalen des Stadions entfernt und im Stade Napoléon in Reinickendorf verbaut, um einen symbolischen Teil der DDR-Architektur zu bewahren.

Die Bürgerinitiative Jahnsportpark sowie Vertreter aus dem linken und grünen politischen Spektrum stehen dem Abriss kritisch gegenüber. Der Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar (Die Grünen) bemängelt insbesondere, dass die Pläne zur Neugestaltung des Sportparks nach dem Abriss unzureichend finanziert seien. Er kritisiert die Haltung des Senats, erst abzureißen und dann über die Nachnutzung nachzudenken. Diese Vorgehensweise sei problematisch, da keine langfristige Planung für das restliche Gelände vorliege.

Prenzlauer Berg: Hohe Kosten belasten das Großprojekt im Jahn-Sportpark

Denn die Kosten für den Abriss und Neubau des Stadions sind mit derzeit geschätzten 188 Millionen Euro fast doppelt so hoch wie ursprünglich veranschlagt. Diese Kostenerhöhung erklären Unterstützer des Projekts, darunter Politiker der Berliner CDU und SPD sowie der Landessportbund Berlin, mit den mehrfachen Anpassungen der Baupläne seit der ersten Projektidee im Jahr 2014. Die Förderer des Projekts sehen die höheren Kosten als gerechtfertigt, da das neue Stadion höchste Standards erfüllen soll.

Der Senat plant, den Jahnsportpark in ein modernes, barrierefreies Sportzentrum zu verwandeln, das nicht nur für den Breiten- und Vereinssport, sondern auch für größere Wettkämpfe geeignet ist. Das geplante Stadion soll die Anforderungen an Inklusion und Barrierefreiheit vollständig erfüllen und damit auch neuen Standards im Sportbereich entsprechen.

Erinnerungsstücke zum Mitnehmen: Senat bietet Bürgerinnen und Bürgern Sitzschalen an

Während Unterstützer des Projekts diese Entwicklung als Fortschritt sehen, bleibt die Zukunft des Jahnsportparks aufgrund der anhaltenden Proteste und rechtlichen Unsicherheiten weiter umstritten. Um den Anwohnern die Möglichkeit zu bieten, Erinnerungen an das Stadion zu bewahren, ruft Stefan Gelbhaar zu einer Aktion auf, bei der Bürger sich Sitzschalen oder andere Bestandteile des alten Stadions sichern können.

Die Senatssportverwaltung hat hierzu genehmigt, dass bis Ende Oktober einzelne Sitzschalen demontiert und mitgenommen werden dürfen. Wer ein solches Erinnerungsstück erwerben möchte, muss die Demontage selbstständig vornehmen.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Quellen: NaturFreunde Berlin, Der Tagesspiegel, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, O+M Architekten GmbH, Berliner Morgenpost, LOR Landschaftsarchitekten, Bürgerinitiative Jahnsportpark, Fachhochschule Erfurt, Verein Pfeffersport