Nach Jahren der Verzögerung rückt ein Ende der Sanierung des denkmalgeschützten Paracelsus-Bades in Reinickendorf nun in greifbare Nähe. Während die letzten denkmalschutzrechtlichen Hürden genommen wurden, bleibt der Weg zur Wiedereröffnung 2026 ein Beispiel für die strukturellen Herausforderungen bei der Instandhaltung öffentlicher Bäder in Berlin.
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Die Sanierung des Paracelsus-Bades in Berlin-Reinickendorf nähert sich einem entscheidenden Meilenstein. Laut Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung, Korinna Stephan (B‘90/Grüne), sind sämtliche denkmalschutzrechtlichen Anforderungen abschließend geklärt. Die Berliner Bäderbetriebe (BBB) bestätigen, dass aus Sicht des Denkmalschutzes keine weiteren Hürden bestehen, die die geplante Wiedereröffnung im Jahr 2026 gefährden könnten.
Das 1960 eröffnete Bad steht unter Denkmalschutz, was besondere Anforderungen an die Sanierung stellt. Dennoch betont die Bezirksstadträtin, dass Denkmalpflege nicht zwangsläufig zu Verzögerungen führen müsse – vorausgesetzt, sie werde von Beginn an konsequent in die Planungen integriert. Der Baufortschritt soll nun zügiger vorangehen, nachdem jahrelange Verzögerungen den ursprünglichen Zeitplan hinfällig machten.
Paracelsus-Bad in Reinickendorf: Dauerbaustelle mit wachsenden Kosten
Bereits 2018 begannen erste vorbereitende Maßnahmen, bevor das Paracelsus-Bad im Jahr 2019 für eine umfassende Sanierung geschlossen wurde. Ursprünglich war vorgesehen, die Anlage innerhalb von zwei Jahren für rund acht Millionen Euro zu modernisieren und anschließend wieder in Betrieb zu nehmen. Inzwischen jedoch belaufen sich die Kosten laut BBB auf rund 36 Millionen Euro, wie der Tagesspiegel im Januar berichtete.
Die Gründe für die Verschiebung des Eröffnungstermins sind vielfältig: Während der Arbeiten wurden schwerwiegendere Schäden an der Bausubstanz entdeckt, insbesondere an der Stahlkonstruktion und der Fassade. Auch zusätzliche Auflagen beim Brand- und Denkmalschutz führten zu umfangreichen Anpassungen. Selbst die historischen Fenster der Anlage mussten kostenintensiv restauriert werden. Doch nun dürfte den Arbeiten bis zur geplanten Eröffnung 2026 nichts mehr im Wege stehen.
Freibad in Reinickendorf: Wird das Paracelsus-Bad um ein Außenbecken erweitert?
Ein weiteres Projekt, das derzeit geprüft wird, ist die mögliche Erweiterung des Bades um ein modernes Außenbecken. Dieses Vorhaben könnte nicht nur den Freizeitwert steigern, sondern auch helfen, die hohe Nichtschwimmerquote in Reinickendorf zu senken. Eine Machbarkeitsstudie bestätigte zwar bereits Anfang des Jahres die technische Umsetzbarkeit, verwies jedoch auch auf den zusätzlichen Investitionsbedarf. Eine Entscheidung steht noch aus.
Berliner Bäder: Schwimmen lernen wird zur Standortfrage
Die Situation des Paracelsus-Bades steht exemplarisch für den Zustand vieler Hallenbäder in Berlin. Wie eine Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) schon im Januar zeigte, musste bundesweit ein Drittel der Kommunen Sportstätten aufgrund baulicher Mängel schließen. Auch in Berlin sind zahlreiche Hallenbäder außer Betrieb – teils seit Jahren.
Insbesondere für Schulen und Sportvereine in Reinickendorf war das Paracelsus-Bad über Jahrzehnte ein unverzichtbarer Ort für Schwimmunterricht und Freizeitnutzung. Der Ausfall der Einrichtung hat die ohnehin angespannte Situation im Bezirk weiter verschärft. Die Stadträtin betont in einer Pressemitteilung die Bedeutung der Wiedereröffnung für den Stadtteil und verweist auf die enge Zusammenarbeit mit den Bauherren, um gesetzeskonform und pragmatisch Lösungen zu finden. Wie es mit den Renovierungsarbeiten bis zum nächsten Jahr tatsächlich voranschreitet, bleibt weiterhin abzuwarten.
Quellen: Bezirksamt Reinickendorf von Berlin, Berliner Bäder-Betriebe, Berliner Morgenpost, Tagesspiegel, RBB