Die Hamburger Sternbrücke, ein Kulturdenkmal und zentraler Verkehrsknotenpunkt, steht vor einem radikalen Wandel. Nach jahrzehntelangen Diskussionen wurde 2024 der Neubau der Brücke eingeleitet, der die Weichen für eine modernisierte Infrastruktur stellen soll. Wir blicken auf eine bewegte Geschichte und die umstrittenen Entscheidungen zurück.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT
Die Sternbrücke in Altona, ursprünglich 1893 erbaut und zuletzt 1925/1926 neu errichtet, prägte über Jahrzehnte die urbane Landschaft Hamburgs. Die Brücke verband historische Stadtteile wie Sternschanze und Altona-Altstadt und überführte täglich rund 1.000 Züge sowie 48.000 Fahrzeuge. Mit ihren markanten Stahlstützen und den darunterliegenden Gewerberäumen – den sogenannten Kasematten – wurde sie zu einem kulturellen Treffpunkt.
Besonders die Clubs und Kneipen unter der Brücke, darunter die „Astrastube“ und das „Fundbureau“, machten die Sternbrücke zu einem kulturellen Ankerpunkt der Hamburger Szene. Doch der zunehmende Verkehr und der schlechte bauliche Zustand der Brücke führten zu einer langjährigen Debatte über ihren Abriss und die Zukunft des Standorts.
Der Planungsprozess: Ein Balanceakt zwischen Tradition und Modernisierung
Bereits seit 2005 plante die Deutsche Bahn den Abriss und Neubau der Brücke. Im Jahr 2023 wurden schließlich die ersten Vorarbeiten eingeleitet. Der Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahn-Bundesamtes, der im Februar 2024 erteilt wurde, markierte einen Meilenstein. Die neue Brücke, eine 108 Meter lange und 21 Meter hohe Stabbogenkonstruktion ohne Stützen im Straßenraum, soll nicht nur den Verkehrsfluss verbessern, sondern auch die Verkehrswende unterstützen.
Gleichzeitig wurden Maßnahmen zur Minimierung der Eingriffe in das Stadtbild ergriffen. So versprach die Deutsche Bahn, für die 86 gefällten Bäume insgesamt 215 neue zu pflanzen. Zudem wurden für die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner Ersatzwohnungen gefunden. Dennoch blieb der Neubau weiterhin umstritten: Kritikerinnen und Kritiker bemängelten den Verlust der historischen Brücke und die Auswirkungen auf das kulturelle Umfeld.
Abschied von den Kasematten und der Clubkultur
Mit Beginn der Bauarbeiten endete eine Ära für die beliebten Clubs unter der Sternbrücke. Zum Jahreswechsel 2023/2024 mussten die Betreiberinnen und Betreiber ihre Räumlichkeiten räumen. Die Stadt Hamburg unterstützte die Suche nach Ausweichquartieren, um die kulturelle Vielfalt zu erhalten. Dennoch bleibt ein bitterer Nachgeschmack bei vielen Kulturschaffenden, die den Verlust des ikonischen Standorts bedauern.
Die Deutsche Bahn betonte, dass die Verlängerung der Mietverträge bis Ende 2023 ein Entgegenkommen war, um den Clubbetrieb so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Ein Teil der Kasematten wird jedoch im Zuge der Bauarbeiten verfüllt und geht damit endgültig verloren.
Die neue Sternbrücke: Fertigstellung bis 2027?
Die neue Sternbrücke soll 2027 fertiggestellt werden und eine moderne, leistungsfähige Infrastruktur bieten. Mit dem Verzicht auf Stützen im Straßenraum sollen nicht nur die Verkehrsströme optimiert, sondern auch die Sicherheit für Radfahrende und Fußgängerinnen und Fußgänger verbessert werden.
Trotz der Fortschritte bleibt die Debatte über den Verlust des denkmalgeschützten Bauwerks lebendig. Für viele Hamburgerinnen und Hamburger war die Sternbrücke nicht nur ein Verkehrsknotenpunkt, sondern ein Symbol für die urbane Kultur der Stadt. Der Neubau bietet jedoch auch die Chance, einen zukunftsorientierten Raum zu schaffen, der Tradition und Moderne verbindet.
Quellen: Deutsche Bahn AG, NDR Hamburg