Vom Forschungslabor zur Denkfabrik: Das denkmalgeschützte Robert-Koch-Forum in Berlin-Mitte, einst Wirkungsstätte bahnbrechender Wissenschaftler, wird umfassend saniert und entwickelt sich zu einem Zentrum für Bildung, Innovation und akademischen Austausch. Doch der Umbau ist mit großen Herausforderungen verbunden – und zieht sich hin. Jetzt lesen mit ENTWICKLUNGSSTADT PLUS.

Das historische Robert-Koch-Forum in Berlin-Mitte wird aufwendig saniert und zu einem Zentrum für Bildung und Innovation – doch der Umbau bringt große Herausforderungen mit sich. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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In der Dorotheenstraße 94, unweit des Bundestags und umringt von zahlreichen Liegenschaften des Bundes, befindet sich ein historisch bedeutendes Bauensemble, welches derzeit für eine zukünftig neue Nutzung ertüchtig wird. Die Rede ist vom Robert-Koch-Forum. Das Bauwerk ist ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex, der unter der Bezeichnung Naturwissenschaftliche und medizinische Institute der Königlichen Universität Berlin geführt wird.

Die harmonisch in spätklassizistischen Formen gestalteten Bauwerke gelten bis heute als herausragendes architektonisches Erbe des 19. Jahrhunderts und werden zu den bedeutendsten Werken der Schinkel-Nachfolge gezählt. Der Gebäudekomplex wurde zwischen 1873 und 1883 auf Initiative des Physikers Hermann von Helmholtz für die naturwissenschaftlichen, medizinischen und technischen Institute der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) errichtet.

Berlin-Mitte: Historisches Robert-Koch-Forum wird aufwendig saniert und umgebaut

Zu den bedeutenden Forschern, die hier arbeiteten, gehörten Robert Koch, der 1882 im großen Hörsaal seine Entdeckung des Tuberkulose-Erregers präsentierte, sowie die Physiker Max Planck, James Franck, Gustav Hertz, Walther Nernst und Wilhelm Wien. Die Gebäude des Physikalischen Instituts wurden im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und nach 1955 – mit Ausnahme des Eckgebäudes an der Bunsenstraße – abgetragen.

In den 1960er Jahren bezog das Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Epidemiologie das ehemalige Physiologische Institut, während das frühere Direktorenwohnhaus an der westlichen Ecke zum Sitz des Hygiene-Instituts der DDR wurde. An der Ostecke war das Institut für Pharmakologie und Toxikologie untergebracht, während der verbliebene Teil des Physikalischen Instituts als II. Chemisches Institut der Humboldt-Universität genutzt wurde.

Nach der Wiedervereinigung wurde auf einem Teil des Grundstücks das ARD-Hauptstadtstudio errichtet

Nach der Wiedervereinigung und dem Bonn-Berlin-Gesetz entstand ab 1996 auf dem Gelände des ehemaligen Physikalischen Instituts das ARD-Hauptstadtstudio, das 1999 eröffnet wurde. Eine Gedenktafel an der Fassade erinnert an namhafte Physiker wie Max Planck und Walther Nernst.

2006 übergab die Charité das erhaltene Robert-Koch-Forum an den Liegenschaftsfonds Berlin, der es 2009 an die Arcadia Berlin Stiftung verkaufte. Geplante Hochschulprojekte scheiterten, sodass Berlin das Gebäude 2016 für rund 15 Millionen Euro zurückkaufte.

Seit 2017 nutzt die Einstein Center Digital Future einen Teil des historischen Komplexes

Seit 2017 nutzt das Einstein Center Digital Future einen sanierten Gebäudeteil. Ab 2026 soll die Hertie School mit über 900 Studierenden Hauptmieter des 12.500 Quadratmeter großen Areals werden. Der Universitätsverbund Berlin University Alliance soll ebenfalls Räumlichkeiten beziehen.

Die Sanierung des Gebäudes hat sich allerdings als große Herausforderung herausgestellt. Bei Beginn der Schadstoffsanierung im Februar 2020 wurde in Nachkriegseinbauten Asbest entdeckt. Die geplante Nutzung durch die Berlin University Alliance erforderte zudem Umplanungen und Neubauten.

Robert-Koch-Forum: Aufwendige Sanierung und steigende Baukosten

Der „Große Saal“ musste auf mindestens 15 Meter tiefen Pfählen neu gegründet werden – erschütterungsfrei, um das benachbarte ARD-Hauptstadtstudio nicht zu beeinträchtigen. Zusätzlich mussten strenge Vorgaben des Denkmalschutzes berücksichtigt werden. Rund 60 Millionen Euro investiert das Land Berlin in die Modernisierung des Gebäudes (deutlich mehr als ursprünglich geplant), die noch immer anhält und erst im kommenden Jahr abgeschlossen werden soll.

Der Umbau erfolgt nach einem Konzept des Büros Eller + Eller Architekten. Cornelia Woll, Präsidentin der Hertie School, sagt dazu: „Mit dem neuen Campus der Hertie School auf dem Gelände des Robert-Koch-Forums wird die Hertie School ihr Profil als eine der führenden Hochschulen für gute Regierungsführung und moderne Staatlichkeit in Europa weiter ausbauen. Wir wollen diesen historischen Ort wieder mit Leben füllen. Der Campus in traditionsreicher Umgebung soll zu einem lebendigen Ort der Ideen und Begegnungen werden. Im Herzen der Hauptstadt, am Puls von Politik, Wirtschaft und Kultur.

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Quellen: berlin.de, Einstein Center Digital Future, Wikipedia, Hertie School, Eller + Eller Architekten