In Steglitz-Zehlendorf könnte es bald ein neues Angebot der Kältehilfe geben. Geplant ist eine Notunterkunft im Sockel des Steglitzer Kreisels, die mehr Plätze als die bisherige Einrichtung in Wannsee bieten soll. Doch noch sind nicht alle Details geklärt.
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In Steglitz-Zehlendorf könnte es bald ein neues Angebot für obdachlose Menschen im Winter geben. Sozialstadtrat Tim Richter (CDU) überraschte die Bezirksverordneten in der März-Sitzung mit der Ankündigung, dass eine Notunterkunft im Sockelgebäude des Steglitzer Kreisels entstehen soll, so Tagesspiegel.
Diese wäre eine Alternative zu der bisherigen Einrichtung in der Bergstraße in Wannsee, die aufgrund eines geplanten Abrisses nicht weiter betrieben werden kann. Dort standen bislang 32 Plätze zur Verfügung, die mit der neuen Unterkunft nicht nur ersetzt, sondern sogar erweitert werden könnten.
Obdachlosigkeit in Steglitz-Zehlendorf: Pläne für Kältehilfe noch nicht final beschlossen
Besonders in den letzten Monaten war das Bezirksamt für den fehlenden stationären Standort der Kältehilfe in Steglitz kritisiert worden. Erst im Januar hatte der Kreisverband Steglitz-Zehlendorf von Bündnis 90/Die Grünen ein umfassendes Konzept gegen Obdachlosigkeit, mehr Kältehilfeplätze, eine bessere soziale Wohnhilfe sowie den Ausbau von Streetwork und medizinischer Versorgung gefordert. Ebenfalls hatten sie sich für den Rückbau „defensiver Architektur“ und zusätzlichen Fördermitteln zur Finanzierung der Maßnahmen eingesetzt. Die neu angekündigten Pläne könnten nun ein erster Schritt sein.
Der geplante Standort am Steglitzer Kreisel liegt verkehrsgünstig an der Schloßstraße und wäre somit für hilfesuchende Menschen besser erreichbar als der bisherige Standort in Wannsee. Richter betonte, dass die neue Unterkunft die richtige Lage und eine höhere Kapazität biete. Konkrete Details zum geplanten Kältehilfe-Projekt wollte der Sozialstadtrat auf Nachfrage des Tagesspiegels jedoch noch nicht nennen. Laut Richter seien das Sozialamt, die Koordinierungsstelle der Berliner Kältehilfe sowie die Adler Group als Eigentümerin des Kreisels und potenzielle Betreiber der Unterkunft in Gesprächen. Er bestätigte jedoch, dass alle beteiligten Parteien gewillt seien, die Einrichtung umzusetzen. Dennoch sei bisher kein Vertrag unterzeichnet worden.
Kältehilfe an der Schloßstraße: Finanzierung und Laufzeit
Geplant ist, dass die Notunterkunft saisonal von Oktober bis April 2027 betrieben wird. Die Finanzierung würde über einen Tagessatz von 27 Euro pro belegtem Bett erfolgen, den der Senat an den jeweiligen Betreiber auszahlt. Sollte die Adler Group das Gebäude verkaufen, würde ein Nutzungsvertrag unabhängig vom Eigentümer weiterhin Bestand haben. Laut Richter sei sich die Adler Group ihrer sozialen Verantwortung für den Bezirk bewusst.
Steglitzer Kreisel: Der ewige Ort der Zwischennutzung?
Die geplante Kältehilfe-Einrichtung wäre nicht die erste temporäre Nutzung im Steglitzer Kreisel. Bereits seit Dezember bietet das Kulturprojekt „Zeit ist knapp“ (ZIK) im ehemaligen Globetrotter-Laden Indoor-Freizeitangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Diese Zwischennutzung soll den stillgelegten Raum beleben, bis langfristige Pläne für das Gebäude umgesetzt werden. Die Notunterkunft der Kältehilfe könnte im Sockel des Steglitzer Kreisels entstehen und wäre über die parallel zu den S-Bahn-Gleisen verlaufende Kuhligkshofstraße erreichbar.
Ursprünglich sollte im Steglitzer Kreisel das Hochhaus „Überlin“ entstehen, das rund 330 Eigentumswohnungen beherbergen sollte. Doch das Bauprojekt der Adler Group geriet durch fehlende Genehmigungen und finanzielle Schwierigkeiten ins Stocken. Daher sind verschiedene Zwischennutzungen in Planung, bis eine dauerhafte Lösung gefunden wird. Die geplante Kältehilfe könnte eine dieser vorübergehenden Nutzungen sein.
Quellen: Der Tagesspiegel, zeitistknapp.de, Adler Group, CG Gruppe, Bündnis 90/Die Grünen