Der Berliner Senat hatte im Februar 2024 angekündigt, eine Verlängerung der Linie U8 ins Märkische Viertel prüfen zu wollen. Nun kommt das Vorhaben einen weiteren Schritt voran, die BVG sucht einen Generalplaner für das Verkehrsprojekt. Im Gespräch ist der Bau von drei neuen U-Bahnhöfen entlang der neuen Strecke.

Wird die Verlängerung der Linie U8 nach jahrzehntelangen Diskussionen nun endlich ernsthaft in Angriff genommen? / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Text: Björn Leffler

 

Berlins damalige Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) hatte Anfang 2024 angekündigt, eine Verlängerung der U8 prüfen zu wollen. Sie war damit nicht die erste Berliner Verkehrssenatorin, die sich mit diesem Vorhaben beschäftigte. Umgesetzt wurde der eigentlich bitter nötige Ausbau bislang nicht, nun liegt das Vorhaben in den Händen ihrer Nachfolgerin Ute Bonde.

Über eine Verlängerung der Linie U8 ins Märkische Viertel hinein wird seit mehreren Jahrzehnten diskutiert. Geschehen ist bis heute aber nichts. Seit der Fertigstellung des U-Bahnhofs Wittenau Mitte der 1990er Jahre muss ein Großteil der Bewohner des Märkischen Viertels – und das sind immerhin über 50.000 Menschen – in den Bus umsteigen, um den restlichen Weg entlang des Wilhelmsruher Damms zurücklegen zu können.

Märkisches Viertel: Verlängerung der U8 wird seit Jahrzehnten diskutiert

Egal welche Berliner Regierungskoalition sich in den vergangenen Jahren mit dem Weiterbau der U8 beschäftigte und wie vollmundig die Versprechungen waren – das Projekt wurde immer wieder nach unten priorisiert. Wirklich in Angriff genommen hat es keine der Berliner Regierungen, die seit dem Mauerfall politische Verantwortung getragen haben.

Wie ernst das Vorhaben nun vom aktuellen Berliner Senat genommen wird, bleibt abzuwarten. Die BVG will offenbar viele aufwendige U-Bahnprojekte anschieben, doch wie lang die Vorlaufzeiten selbst für kleine Bauvorhaben wie die Verlängerung der U3 sind, zeigt deutlich, mit welchem Vorlauf die Bürgerinnen und Bürger für eine Verlängerung der U8 zu rechnen haben.

Reinickendorf: Für das Verkehrsprojekt hat es bereits Machbarkeitsstudien gegeben

Bereits im Herbst letzten Jahres sagte Schreiner zum Thema: “Wir gucken uns das an und werden versuchen, die Strecke so schnell wie möglich voranzutreiben.” Tatsächlich gibt es bereits Vorarbeiten, auf denen der Berliner Senat aufbauen kann.

Im Februar 2021 wurden die Ergebnisse von Machbarkeitsstudien zu mehreren U-Bahnerweiterungen vom damaligen rot-grün-roten Senat vorgestellt. Bezüglich der U8 wurde festgestellt, dass der Weiterbau von etwa zwei Kilometern Trasse rund 329 Millionen Euro kosten würde.

Planspiele: Soll die U8 gleich bis zur geplanten Heidekrautbahn verlängert werden?

Dies stellt für den knapp bemessenen Berliner Landeshaushalt eine beträchtliche Summe dar, insbesondere da es am Endpunkt im Märkischen Viertel keinen klaren Anknüpfungspunkt zu anderen schienengebundenen Strecken gäbe. Als Reaktion darauf verabschiedete die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Reinickendorf einen Antrag, der vorsieht, die U8-Verlängerung bis zur Trasse der Heidekrautbahn zu führen.

Nun soll das Verkehrsprojekt einen entscheidenden Schritt weiterkommen, denn die BVG sucht nun ganz offiziell ein Planungsbüro, das im Auftrag des Unternehmens die nächsten Planungsschritte übernimmt. Diese Schritte umfassen alle Untersuchungen bis zum Beginn des anschließenden Planfeststellungsverfahrens.

Die BVG sucht einen Generalplaner für die Verlängerung der U8

Die Ausschreibung für die Generalplanungsleistungen wurde erst kürzlich veröffentlicht. Planungsbüros haben laut BVG nun bis zum 18. September Zeit, sich für das Projekt zu bewerben. Gleichzeitig legten die Verkehrsbetriebe auch einen konkreteren Zeitplan für das gesamte Projekt fest.

Laut den Projektunterlagen für den U-Bahnausbau soll die Verlängerung der U8 ins Märkische Viertel im Jahr 2039 in Betrieb genommen werden. Zunächst stehen allerdings umfangreiche Planungen an. Bis Ende 2025 soll die Grundlagenermittlung abgeschlossen sein. Darauf folgt die Vorplanung mit einer Untersuchung der Varianten und einer detaillierteren Kostenschätzung.

U8: BVG plant Fertigstellung des Weiterbaus bis Ende der 2030er Jahre

Bis Herbst 2027 soll schließlich die Entwurfsplanung für die bevorzugte Variante fertiggestellt werden. Ende 2028 will die BVG dann alle Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren vorliegen haben, wie Der Tagesspiegel berichtet. Noch ist unklar, welche genaue Strecke die Verlängerung nehmen wird.

In der Machbarkeitsuntersuchung wurden dazu drei verschiedene Varianten in Betracht gezogen. Die BVG wird nun jedoch konkreter und gibt in den Projektunterlagen an, dass etwa 2.200 Meter Tunnelstrecke mit drei neuen, barrierefreien U-Bahnhöfen geplant seien. In den Unterlagen werden die neuen U-Bahnhöfe Eichhorster Weg, Märkisches Zentrum und Senftenberger Ring Ost aufgeführt.

Drei mögliche neue U-Bahnstationen für die U8 sind im Gespräch

Diese möglichen neuen Stationen entsprechen der bevorzugten Variante aus der Machbarkeitsuntersuchung, die 2019 abgeschlossen wurde. Dass die Planungen für die U8 nun tatsächlich so konkret sind, ist für die Bewohner des Märkischen Viertels sicher eine gute Nachricht. Allerdings dürfte der erwartete Zeithorizont – eine Fertigstellung bis Ende der 2030er Jahre – kaum Begeisterung auslösen.

Vor allem wenn man berücksichtigt, wie viele Jahre bereits vergangen sind, ohne dass das Projekt tatsächlich weiterverfolgt wurde. Immerhin, der nächste Schritt ist gemacht. Es bleibt zu hoffen, dass die Umsetzung des Projekts in den folgenden Jahren stringent weiterverfolgt wird.

Im Märkischen Viertel ist in den vergangenen Jahren baulich viel passiert

Der mühselige Ausbau der Linie U8 darf nicht kaschieren, dass im Quartier im Norden Berlins in den vergangenen Jahren viel passiert ist. Das landeseigene Wohnungsbauunternehmen GESOBAU hat insgesamt 550 Millionen Euro investiert, um die Wohnungen energetisch zu sanieren.

Die vor mehreren Jahrzehnten gepflanzten Bäumen haben inzwischen eine stattliche Höhe erreicht – das heutige Märkische Viertel ist erstaunlich grün. Dennoch ist das Image der Wohnsiedlung ganz sicher ausbaufähig, was dem Quartier nicht immer gerecht wird. Die Großsiedlung wurde von 1963 bis zum Frühjahr 1974 gebaut und war mit ihren rund 17.000 Wohnungen für bis zu 50.000 Bewohnerinnen und Bewohner ausgelegt.

Die BVG rechnet mit 25.000 Fahrgästen täglich

Das im Volksmund “MV” genannte Quartier war die erste, große Neubausiedlung im damaligen West-Berlin. Erste Ideen zu einer städtebaulichen Neuordnung an dieser Stelle reichen bis in die frühen 1950er Jahre zurück. Hintergrund war die akute Wohnungsnot, die es in der Frontstadt in den Jahren und Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg genauso wie in Ost-Berlin gab.

Die BVG rechnet damit, dass täglich rund 25.000 Fahrgäste die neue Strecke ins Märkische Viertel nutzen würden, ein Großteil der Fahrgäste müsste nicht mehr am bisherigen Endbahnhof Wittenau in den Bus umsteigen, was eine enorme Zeitersparnis darstellen würde. Aber dass der Weiterbau der Linie U8 infrastrukturell sinnvoll ist, ist ja längst bekannt. Nun geht es darum, das Vorhaben auch umzusetzen, auch wenn es lange dauern wird.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Seit der Fertigstellung des U-Bahnhofs Wittenau Mitte der 1990er Jahre müssen die Bewohner des Märkischen Viertels – und das sind immerhin über 50.000 Menschen – in den Bus umsteigen, um den restlichen Weg entlang des Wilhelmsruher Damms zurücklegen zu können. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Open Street Map

Quellen: BVG, Berliner Woche, Berliner Morgenpost, Wikipedia, Der Tagesspiegel, RBB

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