Die Verkehrsplanung in Berlins Mitte stagniert: Wichtige Projekte wie der Masterplan Friedrichstraße und die Umgestaltung des Checkpoint Charlie fallen den Sparzwängen des Berliner Senats zum Opfer – ohne Alternativen. Was bedeutet das für Berlins historische Mitte?

Sparzwang statt Innovation: Die Umgestaltung der Berliner Mitte, von der Friedrichstraße bis zum Checkpoint Charlie, rückt in weite Ferne. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Eines der zentralen Verkehrsprojekte der Berliner Innenstadt hat der Berliner Senat den aktuellen Sparzwängen geopfert. Die Rede ist vom Masterplan für Berlins Mitte, der auch eine Umgestaltung der Friedrichstraße einschloss. Laut der aktuellen Investitionsplanung sind bis 2028 hierfür allerdings keine finanziellen Mittel eingeplant. De facto bedeutet dies, dass in der Friedrichstraße der Status Quo konserviert werden soll.

Dabei war noch im vergangenen Jahr von der Entwicklung eines großen Verkehrskonzepts durch den Berliner Senat die Rede. Wer sich derzeit an der Kreuzung Unter den Linden / Friedrichstraße bewegt, findet dort vor allem in den Rush-Hour-Zeiten am Morgen und ab dem späten Nachmittag ein mitunter dichtes Gewirr aus unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern vor: Autofahrer, Fahrradfahrer, Busse, Fußgänger und eine ganze Menge E-Roller-Fahrer buhlen vor allem in der engen Friedrichstraße um den knappen Platz.

Nur kurze Zeit nach dem Regierungswechsel öffnete im Mai 2023 die damals neue Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDUdie Friedrichstraße wieder für den Autoverkehr und kündigte damals an, ein umfassendes Verkehrskonzept erarbeiten zu wollen, welches alle Betroffenen – vor allem die ansässigen Einzelhändler – mit einbeziehen sollte.

Friedrichstraße: Im Mai 2023 kündigte Manja Schreiner ein umfassendes Verkehrskonzept an

Schreiner machte damit aber vorerst einmal klar, welche Linie zukünftig in der Friedrichstraße gelten soll und betonte, dass die Öffnung für den Autoverkehr keine kurzfristige sein wird. „Wenn wir im Herbst starten, können wir nächstes Jahr fertig sein. Aber es muss auch länger dauern dürfen“, betonte die Senatorin damals in einem Interview mit der Berliner Morgenpost.

Nicht der zeitliche Rahmen, den die Politik setze, sei entscheidend, sondern das, was die Diskussion ergebe. Indirekt schwörte sie die Stadtbevölkerung damit womöglich schon darauf ein, dass in den kommenden Jahren keine Fußgängerzone in der Friedrichstraße zu erwarten sein wird – dies hat der Berliner Senat nun im Zuge der Haushaltsverhandlungen zementiert.

Wie geht es mit der Umgestaltung des Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße weiter?

Dabei ist das Verkehrskonzept für die Friedrichstraße ja nicht das einzige Projekt in der Mitte Berlins, welches zumindest auf eine Fortsetzung hofft: die Neuplanung des Stadtraums rund um den Checkpoint Charlie, der sich in der südlichen Friedrichstraße an der Grenze zu Kreuzberg befindet, wartet noch immer auf einen Abschluss.

Bereits im Februar 2023 sollte ein Wettbewerb mit sieben Architekturbüros für die geplante Umgestaltung des Checkpoint Charlie starten. Die zuvor in mehreren Monaten erarbeiteten Leitlinien sollten den Architekten dabei enge Grenzen setzen – und bargen eine Menge  Konfliktpotenzial. Doch bis heute fehlt eine städtebauliche Vision für den Umbau des Checkpoint Charlie.

Der Checkpoint Charlie ist heute, wie eh und je, ein ausgesprochen beliebter Tourismus-Hotspot – und ein tägliches, großes Verkehrschaos. Und noch immer dominieren Gastronomiestände, Merchandising-Stände und fliegende Händler die Szenerie – von Weiterentwicklung ist hier derzeit nichts zu sehen. Man muss wohl kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass wohl auch diese städtebauliche Planung, nach vielen Jahren der Vorbereitung, vom Berliner Senat einkassiert wird – zumindest der landeseigene Teil des Projekts, dessen Eigentümerstruktur durchaus kompliziert ist.

Berliner Senat wollte ein Verkehrskonzept für die gesamte Berliner Mitte erarbeiten

Der Berliner Senat jedoch versicherte noch im vergangenen September auf Nachfrage, dass beide Themen (Friedrichstraße und Checkpoint Charlie) weiterverfolgt würden – und zwar gemeinschaftlich. Die Senatsverwaltungen für Verkehr sowie für Stadtentwicklung arbeiteten demnach an einem Masterplan für die Berliner Mitte nach den Richtlinien der Regierungspolitik, der bis 2026 abgeschlossen werden sollte.

Der Plan zielte auf die Verbesserung der Verkehrsführung und Stadtraumgestaltung zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor ab, um die Aufenthaltsqualität zu steigern und den Ansprüchen einer modernen europäischen Metropole zu genügen, wie es hieß. Im Fokus stand demnach eine ganzheitliche Verkehrsplanung, die Stadtentwicklung und Mobilität rund um den Gendarmenmarkt, die Friedrichstraße und den Checkpoint Charlie vereinen sollte.

Unter den Linden, Friedrichstraße, Checkpoint Charlie: Verkehrs-Masterplan auf Eis gelegt

Der im vergangenen Jahr angekündigte Masterplan für die Bereiche Friedrichstraße, Unter den Linden, Checkpoint Charlie und Gendarmenmarkt, der das Verkehrsaufkommen und die Verkehrsströme vollkommen neu ordnen und die Friedrichstraße neu beleben sollte, ist nun erst einmal vom Tisch. Ob das Thema in den kommenden Jahren noch einmal neu aufgegriffen wird, ist überdies äußerst fraglich.

So versäumt es der Berliner Senat, die Verkehrsplanung in Berlins historischem Zentrum neu zu ordnen, denn auch der ursprünglich angedachte Umbau des Boulevards Unter den Linden – von dem auch schon sehr lange nichts mehr zu hören war – wird wohl dem Sparzwang zum Opfer fallen. Die Verkehrspolitik des Berliner Senats, die vor allem beim Ausbau des Radwegenetzes sowie beim öffentlichen Nahverkehr spart, könnte kaum weniger innovativ daherkommen.

 

Berlins historische Mitte bleibt im Stillstand: Der Berliner Senat hat zentrale Verkehrsprojekte auf Eis gelegt. Welche Vision bleibt für Friedrichstraße und Checkpoint Charlie? / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Bezirksamt Mitte, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt

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5 Comments

  1. Max 16. Januar 2025 at 09:58 - Reply

    Gut so, wir haben eh kein Geld.

  2. Tobias Baumann 16. Januar 2025 at 18:15 - Reply

    Das bewahrt uns wenigstens noch ein paar Jahre vor weiteren albernen, ärgerlichen und teuren Verbauungen und Verpollerungen. Es bedeutet also für die Berliner Mitte genau nichts. Gute Entscheidung!

    • Ewald Karl 17. Januar 2025 at 15:17 - Reply

      Tja, damit werden die letzten Geschäfte diese letzte „Einkaufsmeile“, die noch wie in den Fünfzigern von Autoverkehr bedieselt wird, verlassen.

  3. Peter Enis 17. Januar 2025 at 08:32 - Reply

    Eine Straße mehr in der sich die Autos gegenseitig im Weg stehen können, CDU Verkehrspolitik halt! Brum brum, Auto, Auto. Aber erst große Ankündigungen machen, man kann alles besser als der vorherige Senat!

    • Klaus Richter 17. Januar 2025 at 11:00 - Reply

      So ist es.

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