Vom Friedhof zum Medienhaus: Wie „Publix“ den Journalismus stärken will

Neukölln: Das neu eröffnete Medienhaus „Publix“ an der Hermannstraße bietet Raum für gemeinnützigen Journalismus, Coworking-Spaces und kulturellen Austausch und will ein Zeichen gegen Desinformation und für unabhängige Information setzen.

Neu eröffnet: Die Cafeteria im Journalismus-Haus “Publix” an der Neuköllner Hermannstraße. / © Foto: KEVIN FUCHS FOTOGRAFIE

© Fotos: KEVIN FUCHS FOTOGRAFIE
Text: Björn Leffler

An der Neuköllner Hermannstraße 84-90 in Berlin-Neukölln hat die Schöpflin-Stiftung einen Neubau für gemeinnützigen Journalismus errichtet, in unmittelbarer Nähe des Tempelhofer Feldes. Am Rande des Friedhofs “Jerusalem V” sind zwei neue Gebäude entstanden.

Ursprünglicher Eigentümer des Grundstücks direkt am Friedhof war der evangelische Friedhofsverband, der in den vergangenen Jahren viele Flächen, die nicht mehr für Bestattungen gebraucht werden, veräußert hat. Die Schöpflin Stiftung, deren Hauptsitz sich in Lörrach befindet, engagiert sich nach eigener Aussage für “kritische Bewusstseinsbildung, eine lebendige Demokratie sowie eine vielfältige Gesellschaft”. 

Journalismus-Projekt “Publix”: Ein Gebäude für Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit

Stiftungsgeschäftsführer Tim Göbel sagte bereits während der Bauphase über den Neubau für gemeinnützigen Journalismus: „Das Gebäude soll für Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit stehen, neue Gründungen fördern und freien Journalisten einen Platz bieten, an dem sie ohne Druck arbeiten und Netzwerke knüpfen können.“ Beide Gebäude sind in unmittelbarer Nähe zum Friedhofseingang realisiert worden.

Betreiber des Neubaus ist die Publix gGmbH, und “Publix” heißt auch das Gebäude. Das journalistische Modellprojekt präsentiert sich als Zentrum für Journalismus und Öffentlichkeit, das sich auf Wissenstransfer, Vernetzung und Innovation konzentrieren will. Dort soll die Rolle des Journalismus in der Demokratie neu diskutiert und an internationalen Lösungen gearbeitet werden, um die Krise der öffentlichen Information und Meinungsbildung zu bewältigen.

Die Rolle des Journalismus in der Demokratie soll neu diskutiert werden

Obwohl “Publix” sich als einzigartig in Deutschland und Europa beschreibt, bleibt abzuwarten, inwieweit es sich tatsächlich von anderen bestehenden Initiativen abhebt und konkrete Ergebnisse liefern kann. Mit dem rot verkleideten Neubau an der Hermannstraße ist den Initiatoren zumindest äußerlich ein beachtenswertes Medienhaus gelungen.

Maria Exner, Intendantin von “Publix” sagt dazu: “Demokratie kann nur dort bestehen, wo sich Menschen aus vielen verlässlichen Quellen informieren und eine eigene Meinung bilden können. Diese Grundlage der Demokratie ist in Gefahr. Misstrauen, Desinformation und Hatespeech greifen um sich. Guter Journalismus braucht jetzt Unterstützung. Publix will alle zusammenbringen, die entschlossen für den Wert unabhängiger Information eintreten. Publix sieht sich als Haus der Zuversicht. Als ein Ort, an dem sich der Journalismus für morgen neu erfinden kann.”

“Publix”: Sechs Etagen mit Büros, Coworking-Spaces, Ton- und Videostudios

Das ist ein hoch anspruchsvoller aber lobenswerter Ansatz in Zeiten, in denen vor allem renommierte Medien immer stärker ins Kreuzfeuer der Kritik geraten sind. In dem Neubau auf dem ehemaligen Friedhofsgelände sind auf sechs Etagen Büros, Coworking-Spaces, Ton- und Videostudios, Veranstaltungsräume sowie eine öffentliche Kantine untergebracht.

Im Dachgeschoss befinden sich mehrere Atelierwohnungen, die für Kurzzeitaufenthalte von Gästen und Exil-Journalisten genutzt werden können. Das Projekt kostete insgesamt rund 25 Millionen Euro. Rund zwei Drittel der laufenden Kosten werden bereits durch eigene Einnahmen, etwa aus Mieten und Veranstaltungen, gedeckt. Zusätzliche finanzielle Unterstützung kommt von der schweizerischen Mercator-Stiftung und der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

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Quellen: Publix gGmbH, Der Tagesspiegel, Architektur Urbanistik Berlin, Bezirksamt Neukölln, Schöpflin Stiftung, Mercator-Stiftung, Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius