Der Hamburger Senat hat entschieden: Der Vollhöfner Wald wurde kürzlich als Naturschutzgebiet „Vollhöfner Weiden“ ausgewiesen. Damit soll ein wertvolles Stück Natur erhalten bleiben. Doch die Diskussion um den Umgang mit grünen Flächen in der Hafenregion geht weiter.

Der Vollhöfner Wald ist eine der größten zusammenhängenden Waldflächen der Süderelbmarsch und wurde kürzlich als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Nun wurde teilweise dennoch gerodet. / © Foto: NABU Hamburg / Anne Ostwald
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© Foto Titelbild: NABU Hamburg / Caren Detje
Es war ein bedeutender Moment für den Naturschutz in Hamburg: Der Senat hat beschlossen, den Vollhöfner Wald in Altenwerder aus der Hafennutzung zu entlassen und als Schutzgebiet auszuweisen. Jahrzehntelang konnte sich das rund 45 Hektar große Gebiet ungestört entwickeln. Nun soll es offiziell vor wirtschaftlicher Nutzung bewahrt werden.
Ursprünglich war geplant, den Wald für neue Logistikhallen zu roden. Dagegen formierte sich breiter Protest – allen voran vom NABU Hamburg. Mehr als zehn Jahre lang kämpften Umweltverbände und Bürgerinitiativen für den Erhalt des „Völli“. Über 15.000 Protestmails und zahlreiche öffentliche Aktionen führten schließlich zum Umdenken in der Politik.
Lebensraum für zahlreiche bedrohte Arten: Vollhöfner Wald wird erstes Prozesschutzgebiet Hamburgs
Der Vollhöfner Wald ist eine der größten zusammenhängenden Waldflächen der Süderelbmarsch. Seine Mischung aus Laub- und Auwäldern bietet Lebensraum für zahlreiche bedrohte Arten wie den Kleinspecht, die Mückenfledermaus und das Fluss-Greiskraut. Auch seltene Käferarten, die nur in unberührten Wäldern mit hohem Totholzanteil vorkommen, wurden hier nachgewiesen.
Mit der Unterschutzstellung wird der Wald zum ersten Prozessschutzgebiet Hamburgs. Das bedeutet, dass die Natur sich selbst überlassen bleibt, ohne forstwirtschaftliche Eingriffe. Der NABU Hamburg sieht dies als wichtigen Schritt für den Artenschutz und als Signal für eine nachhaltigere Stadtentwicklung.
Naturschutzinitiativen sind empört: Unerwartete Rodungen im Naturschutzgebiet
Trotz der kürzlichen Ausweisung als Naturschutzgebiet berichtet die Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald jüngst von großflächigen Rodungen. Im Westteil des Schutzgebiets fielen laut Initiative über ein Hektar junger Wald sowie ein geschütztes Waldameisennest schwerem Gerät zum Opfer. Zudem sei am Ufer der Alten Süderelbe ein neuer Fahrweg angelegt worden, wodurch man Vegetation und Lebensräume massiv beschädigt habe.
Durch die Anzeige einer Aktivistin konnten die Arbeiten vorerst gestoppt werden. Erste Hinweise würden auf Planungen der Hamburg Port Authority (HPA) hinweisen – jedoch ohne ersichtliche Genehmigung.
Kritik an Naturverlusten in Altenwerder: BUND fordert Bewahrung weiterer Flächen
Der BUND Hamburg weist darauf hin, dass gleichzeitig andere ökologisch wertvolle Flächen in Altenwerder weichen sollen. Insbesondere die Gebiete Altenwerder Kirchtal und Altenwerder Bullerrinne könnten industrieller Nutzung zum Opfer fallen.
Sabine Sommer, Vorsitzende des BUND Hamburg, betont, dass der Schutz des Vollhöfner Waldes zwar ein wichtiger Erfolg sei, aber nicht über die weiteren Eingriffe in die Natur hinwegtäuschen dürfe. Sie fordert die Politik auf, auch diese Flächen zu bewahren und den zunehmenden Verlust unversiegelter Naturgebiete im Hafenbereich zu stoppen.
Ein Meilenstein mit offenem Ausgang: Diskussionen um Grünflächen in der Hafenregion gehen weiter
Mit der Entscheidung für den Vollhöfner Wald wollte Hamburg ein Zeichen für den Naturschutz setzen. Doch die Diskussion um den Umgang mit grünen Flächen in der Hafenregion geht weiter. Ob es sich bei den unerwarteten Rodungen tatsächlich um Planungen der Hamburg Port Authority (HPA) handelt und wie dort weiterverfahren wird, bleibt abzuwarten.
Umweltverbände appellieren an die Stadt, langfristige Strategien zum Erhalt der letzten unberührten Naturräume zu entwickeln – nicht nur in Altenwerder, sondern in ganz Hamburg.
Quellen: NABU Hamburg, BUND Hamburg, Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald