Auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof soll im Sommer eine neue Willkommensschule für geflüchtete Kinder und Jugendliche entstehen. Die Bildungsverwaltung plant ein Containergebäude mit Platz für 144 Schülerinnen und Schüler, um das Recht auf Bildung sicherzustellen. Doch das Vorhaben sorgt für politische Kontroversen.

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Nach einer einjährigen Verzögerung soll eine Willkommensschule auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof im Sommer 2025 endlich eröffnet werden. Die Bildungsverwaltung plant ein Containergebäude mit Platz für 144 Schülerinnen und Schüler, um das Recht auf Bildung für geflüchtete Kinder sicherzustellen. Ursprünglich war der Start bereits für das laufende Schuljahr vorgesehen. Nun wurden die Pläne und die benötigten Mittel in Höhe von 11,4 Millionen Euro dem Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses zur Abstimmung vorgelegt. Der Tagesspiegel hat hierzu bereits einen exklusiven Einblick in das als vertraulich gekennzeichnete Dringlichkeitsschreiben erhalten.

So berichtet der Tagesspiegel, dass der Schulstandort als Provisorium gedacht ist: Die Container sollen auf einem Parkplatz nahe der Geflüchtetenunterkunft errichtet werden und bis 2028 genutzt werden können. Laut Bildungsverwaltung könnten die Mietverträge bei Bedarf um weitere vier Jahre verlängert werden. Die größte Ausgabeposition sind die Planungs- und Herrichtungskosten von fünf Millionen Euro.

Akuter Mangel in Tempelhof-Schöneberg: 720 Schulplätze werden benötigt

Der Hintergrund für die Errichtung ist der akute Mangel an Schulplätzen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Ein Bericht der Bildungsverwaltung weist ein Defizit von 720 Plätzen aus. Wegen fehlender Kapazitäten können geflüchtete Kinder nicht in Regelklassen integriert werden, erklärt die Verwaltung. Bereits jetzt sei die geplante Willkommensschule ausgelastet, da in der Geflüchtetenunterkunft Tempelhof aktuell 148 schulpflichtige Personen leben.

Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Maja Lasić, äußerte gegenüber dem Tagesspiegel die Forderung, dass solche separierten Standorte nur als Übergangslösungen dienen dürfen. Sie plädiert für den Ausbau dezentraler Kapazitäten, die sowohl geflüchteten als auch länger in Berlin lebenden Kindern zugutekommen sollen. Auch der Berliner Flüchtlingsrat und weitere Organisationen kritisieren das Konzept. Sie befürchten eine Ausgrenzung der Kinder und eine fehlende Integration ins reguläre Schulsystem.

Umstrittene Willkommensschulen: Politische Kontroversen um das Konzept

Willkommensschulen sind politisch umstritten. Während Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) auf die Überlastung des Regelbetriebs verweist, fordern die Grünen, die Linke und die SPD stärkere Investitionen in reguläre Schulstrukturen. Der Fokus auf Containerschulen stoße auf Widerstand, da die Kinder so von anderen Berliner Schülerinnen und Schülern isoliert würden.

Die Bildungsverwaltung betont jedoch, dass angesichts der angespannten Situation kurzfristige Lösungen notwendig seien. So erklärte ein Sprecher, dass es gute Bewerberinnen und Bewerber für den Unterricht in Willkommensklassen gebe und eine Dauerausschreibung für Lehrkräfte vorliege. Ob die Pläne die langfristigen Herausforderungen lösen können, bleibt jedoch offen.

Quelle: Tagesspiegel