Wohnungsbau am Molkenmarkt: Ab 2029 soll die erste Bauphase starten, um dringend benötigte Wohnungen und Gewerbeflächen zu schaffen. Die WBM will insgesamt 140 Wohnungen in Berlins historischer Mitte errichten – doch der Zeitplan sorgt für Kritik von der Initiative Offene Mitte Berlin.
© Visualisierung Titelbild: Bernd Albers Architekten / Silvia Malcovati
Text: Wolfgang Leffler
Es kommt Bewegung in die Charta Molkenmarkt in Berlin-Mitte, einer der Gründungsorte Berlins, der mit einem aufwändigen Planungs- und Wettbewerbsverfahren wiederbelebt werden soll – doch der Weg zum Wohnungsbau ist langwierig. Berlins Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt informierte gemeinsam mit Herrn Lars Domeyer, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) über die aktuellen Entwicklungen zum Vorhaben, in deren Mittelpunkt die Bebauungsleitlinien standen.
Basierend auf den bisherigen Planungsergebnissen wurden die gestalterischen Anforderungen an die Gebäude und den Freiraum für die anschließenden Wettbewerbsverfahren vorgestellt. Der erste von drei Architekturwettbewerben – drei Bauabschnitte quasi – soll im Januar 2025 für die Häuserblöcke A und B starten, danach soll der Wettbewerb für den dritten Bauabschnitt –Häuserblock C – starten, wobei hier noch Gespräche mit der Wohnungsbaugesellschaft Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als zukünftigen Betreiber anstehen.
WBM investiert 220 Millionen für den Wohnungsbau am Berliner Molkenmarkt
Die Planungen für die Häuserblöcke A und B sind laut Lars Domeyer von der WBM am konkretesten fortgeschritten, wo in acht Häusern auf insgesamt 28.000 Quadratmeter vermietbare Fläche entstehen sollen, davon 20.000 Quadratmeter für Gewerbe und 8.000 Quadratmeter für Wohnzwecke. Insgesamt 140 landeseigene Wohnungen sollen im Zuge des Vorhabens entstehen.
Im ersten Schritt sollen allein im Häuserblock B einhundert Wohnungen entstehen. Von diesen 140 Wohnungen werden zirka 50 Prozent durch Fördergelder mitfinanziert werden. Die WBM, als Auftraggeber und Bauherr und übrigens auch als Eigentümerin des Nikolaiviertels, investiert in beiden Häuserblöcken A + B, die gegenüber der Rückseite der Rathauspassagen liegen, insgesamt 220 Millionen Euro
Wohnungsbau am Molkenmarkt: Baustart soll im Jahr 2029 erfolgen
Gebaut werden soll ab 2029 und die ersten Mieterinnen und Mieter werden voraussichtlich im Jahr 2032 einziehen können. Die für die Auslobung der Architekturwettbewerbe erforderlichen Blocksteckbriefe werden für die nun anstehenden Konkretisierungen der ersten acht Häuser und für weitere Wettbewerbe der nachfolgenden Blockbebauungen in sogenannte Gebäudesteckbriefe vorgegeben.
Darin finden sich dann Vorgaben zu den einzelnen Häusern zur Gestaltung der Sockel, der Dächer oder Dachzonengestaltung und dem Fassadenputz in den Obergeschossen. Sämtliche Häuser sollen in Skelettbauweise errichtet werden. Petra Kahlfeldt geht davon aus, dass aufgrund der archäologischen Bestandsaufnahme keine weiteren Verzögerungen für den ersten in Angriff zu nehmenden Häuserblock B entstehen sollten – so der Stand heute.
Erster Architekturwettbewerb für Neubauten am Molkenmarkt startet Anfang 2025
Um Tempo in das Vorhaben zu bringen und keine weiteren Fristen verstreichen zu lassen, muss ein Team des Architekturbüros Maeckler aus Frankfurt/Main nun die bereits erwähnten Gebäudesteckbriefe für die ersten acht Häuser im Block B erstellen. Im Januar 2025 soll der erste Architekturwettbewerb für die zukünftige Bebauung am Molkenmarkt in Berlins historischem Zentrum durchgeführt werden.
Die Initiative Offene Mitte Berlin reagierte kritisch auf die Ankündigung des Berliner Senats, vor allem was den nun kommunizierten Zeitplan angeht: „Am 12. Dezember 2024 teilte Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt mit, dass die Bauarbeiten für das neue Stadtquartier am Molkenmarkt frühestens 2029 beginnen sollen. Dieser Zeitplan bedeutet, dass der Baustart abermals um mindestens drei Jahre verschoben wurde. Noch am 22. August 2023 hatte Senator Christian Gaebler erklärt, dass der Baustart in dieser Legislaturperiode, also 2026, erfolgen soll. Die am Molkenmarkt geplanten 450 Wohnungen werden also noch später fertig werden.“
Baustart ab 2029: Initiative Offene Mitte Berlin kritisiert erneute Verschiebung des Baubeginns am Molkenmarkt
Und weiter: „Diese Verzögerung ist eine schlechte Nachricht für die vielen Wohnungssuchenden in Berlin. Aus Sicht der Initiative Offene Mitte Berlin gibt es für diese Verzögerungen keinerlei Rechtfertigungen. Der Umbau der Straßen ist bereits erfolgt. Die archäologischen Grabungen werden spätestens 2026 abgeschlossen werden. Berlin verfügt somit über hervorragende Baugrundstücke in zentraler Lage, auf denen zügig die dringend benötigten Wohnungen errichtet werden könnten.“
So fordert die Initiative, dass der Baustart für die neuen Wohnungen ab 2026 beginnen solle und nicht erst ab 2029. Wenn 2025 der erste Architekturwettbewerb durchgeführt werden soll, die ersten Mieterinnen und Mieter aber erst ab 2032 in ihre Wohnungen ziehen können, ist am Molkenmarkt tatsächlich ein besonders langer Atem gefragt. Warum der Berliner Senat den Bau der neuen Wohnhäuser auf die lange Bank schiebt, bleibt tatsächlich fraglich.
Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM), Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Architekturbüros Maeckler, Initiative Offene Mitte Berlin