Die Zukunft der Trabrennbahn Karlshorst ist ungewiss. Während Bezirk und Eigentümer eine Randbebauung des Geländes als Rettung für den traditionsreichen Standort sehen, gibt es aus der Bevölkerung Widerstand. Im Zentrum der Debatte stehen Fragen zu Stadtentwicklung, Wohnraumbedarf und Naturschutz.

Viele Gebäude der Trabrennbahn Karlshorst befinden sich mittlerweile nicht mehr in einem guten Zustand. Wie es mit dem Areal weitergeht, wird schon lange diskutiert. / © Foto: Wikimedia Commons, Michael G. Schroeder, CC BY-SA 3.0

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© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, A.Savin, LAL-1.2

 

Die Rennbahn Karlshorst ist ein Stück Berliner Geschichte. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1884 hat sie viele Wandlungen durchlaufen: Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ der sowjetische Stadtkommandant Bersarin die Anlage umbauen und erweitern, in der DDR wurde sie staatlich betrieben. Nach der Wiedervereinigung drohte zunächst das Aus, bis die Rennbahn schließlich durch kluge Entscheidungen und ein volksnahes Konzept erhalten bleiben konnte.

Doch schon seit einer Weile ist die Zahl der Renntage drastisch gesunken, und wirtschaftlich ist die Anlage kaum noch tragbar. Der Betreiber, der Pferdesportpark (PSP), hat bereits vor zehn Jahren begonnen, Teile des 37 Hektar großen Geländes zu verkaufen, um den Betrieb zu sichern. Mit den Einnahmen konnte die Infrastruktur teils saniert werden, doch eine langfristige Lösung fehlt.

Wohnungen und Gewerbeflächen: Eigentümergemeinschaft plant Randbebauung

Um den Standort zu stabilisieren, setzten Bezirk und Eigentümer schon 2021 auf ein städtebauliches Konzept, das eine Randbebauung vorsieht. Etwa 500 Wohnungen und Gewerbeflächen sollen demnach im Westen und Norden des Geländes entstehen.

Der Betreiber hatte im vergangenen Jahr erklärt, darin eine Chance zu sehen, nicht nur den Trabrennsport zu erhalten, sondern auch die Infrastruktur zu verbessern und neue Nutzungskonzepte wie eine Boulderhalle oder Tennisplätze zu verwirklichen. Zudem verspreche man sich durch die neue Bebauung mehr Belebung und Sicherheit auf dem Areal.

Kritik aus der Bevölkerung: „Bauspekulation statt Gemeinwohl“

Die Pläne stoßen jedoch seither auf Widerstand. Der Verein Karlshorst e.V. kritisierte, dass das Gelände ursprünglich als gemeinnützige Sportfläche erworben wurde und nun unter dem Vorwand der Wirtschaftlichkeit nach und nach verkauft werde.

Der Vorsitzende Götz Frommer sieht darin eine klare Bauspekulation und betonte gegenüber dem RBB, dass die Trabrennbahn als Erholungsgebiet erhalten bleiben müsse. Die Fläche sei als Sport- und Grüngebiet ausgewiesen und solle nicht für Wohnungsbau genutzt werden.

Bezirk setzt auf Änderung des Flächennutzungsplans, Naturschutz und Stadtentwicklung im Konflikt

Trotz anfänglicher Bedenken wurde im Jahr 2022 unter der Leitung des damaligen Senators für Stadtentwicklung, Andreas Geisel, ein Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans eingeleitet. Geisel hatte betont, dass eine wirtschaftlich tragfähige Zukunft der Trabrennbahn ohne bauliche Entwicklung kaum realistisch sei.

Das Bezirksamt Lichtenberg erklärte, in der geplanten Bebauung eine Möglichkeit zu sehen, sowohl Wohnraum zu schaffen als auch den Pferdesport langfristig zu sichern. Fachgutachten sollten klären, wie die bestehenden Biotope erhalten werden können. Kritikerinnen und Kritiker zweifeln jedoch daran, dass eine Bebauung und der Schutz der Natur in Einklang zu bringen sind.

Die Zukunft der Trabrennbahn in Karlshorst: Wie geht es weiter?

Derzeit seien für die nächsten vier bis fünf Jahre noch ausreichend Mittel vorhanden, um den Rennbetrieb aufrechtzuerhalten. In dieser Zeit sollen weitere Gutachten erstellt und die Beteiligung der Öffentlichkeit gewährleistet werden.

Der Betreiber hofft weiterhin auf eine schnelle Umsetzung der Planungen, um langfristige Einnahmequellen zu erschließen und die Trabrennbahn zu sichern. Doch die Proteste aus der Bevölkerung lassen vermuten, dass die Zukunft des Areals noch keineswegs entschieden ist.

Quellen: Visit Berlin, RBB, Karlshorst e.V.