In Berlin-Oberschöneweide plant der Immobilienentwickler Trockland die Revitalisierung des ehemaligen DDR-Rundfunkgeländes zwischen Nalepastraße und Rummelsburger Landstraße. Acht namhafte Architekturbüros sollen dafür eine visionäre Mischung aus Neubauten und revitalisierter Bausubstanz erschaffen. Nun steht fest, welche Büros das außergewöhnliche Gelände in den kommenden Jahren gestalten dürfen.

Draufsicht auf ein außergewöhnliches Areal: Für das Berliner Projekt „Funkytown“ entwerfen acht namhafte Architekturbüros eine Mischung aus Neubauten und revitalisierter DDR-Bausubstanz. Das Quartier soll als kreativer Hotspot Studios, Ateliers, Eventflächen und Gastronomie vereinen, nun beginnt die Entwicklung des Geländes. / © Visualisierung: Trockland Funkytown GmbH
© Visualisierungen: Trockland Funkytown GmbH
Eine der größten, seit vielen Jahren ungenutzten Brachfläche im Südosten Berlins liegt zwischen der Rummelsburger Landstraße und dem heutigen „Funkhaus Berlin“ an der Nalepastraße. Am Grenzverlauf der Bezirke Lichtenberg und Treptow-Köpenick liegt das Grundstück, welches lediglich mit einem alten DDR-Plattenbau bebaut ist.
Aus diesem längst maroden Gebäude funkte unter anderem der DDR-Jugendsender „DT64“ knapp 30 Jahre lang Kultur und Hits, Debatten und Kunst in die Haushalte einer ganzen Generation. Auf dem benachbarten Grundstück befindet sich das größtenteils denkmalgeschützte „Funkhaus Berlin“ – ehemals „Funkhaus Nalepastraße“ – welches ab den 1950er Jahren errichtet wurde.
Oberschöneweide: Der Standort war von 1956 bis 1990 Sitz des DDR-Rundfunks
Von 1956 bis 1990 hatte der Rundfunk der DDR seinen Sitz in dem beeindruckenden Gebäudeensemble. In diesem spannenden Umfeld möchte das Immobilienunternehmen Trockland in den kommenden Jahren ein Kultur- und Gewerbeprojekt realisieren, welches einen engen thematischen Bezug zur Funk- und Radiogeschichte des Areals aufweisen soll.
Das wird allein schon durch den ungewöhnlichen Namen deutlich, den das Bauvorhaben erhalten hat: „Funkytown“. Zudem soll der Bestandsbau, der sogenannte „Block-E“, nicht abgerissen, sondern erhalten und modernisiert werden – obwohl dieser nicht unter Denkmalschutz steht.
„Funkytown“: Räume für Studios, Büros, Ateliers und kreative Nutzungen sollen entstehen
Das oben erwähnte, benachbarte „Funkhaus Nalepastraße“ gehört hingegen nicht zum Grundstück und wird daher von diesem Projekt unberührt bleiben. Nichtsdestotrotz wird durch das Projekt „Funkytown“ zwangsläufig ein vollkommen neuer, übergreifender Campus entstehen, über die bestehenden Grundstücksgrenzen hinweg.
Neben der Reaktivierung von „Block-E“ sind insgesamt acht Neubauten auf dem Gelände geplant, die auf der freien Fläche zwischen Bestandsbau und Rummelsburger Landstraße platziert werden sollen.
Acht Büros: Trockland präsentiert Architekten, die das neue Quartier gestalten sollen
Wie diese Neubauten später im Detail aussehen werden, ist derzeit noch offen, soll aber ab sofort konkretisiert werden. Denn Trockland hat nun bekannt gegeben, welche Büros für die Gestaltung der insgesamt neun Gebäude ausgewählt wurden – und darunter sind durchaus renommierte Büros, die in Berlin bereits ihre Spuren hinterlassen haben.
Entlang der Rummelsburger Landstraße entstehen im Zuge der Neugestaltung des Areals die oben erwähnten acht neuen Gebäude, die vom Projektentwickler als „Stations“ bezeichnet werden. Die Planung erfolgt auf Grundlage eines städtebaulichen und architektonischen Konzepts des Büros KSP Engel Berlin, das in Kooperation mit sieben weiteren renommierten Berliner Architekturbüros umgesetzt wird.
Renommierte Büros wie Graft, Tchoban Voss und Grüntuch Ernst Architekten gestalten die neuen „Stations“
KSP Engel übernimmt dabei die Masterplanung sowie den Entwurf der zentralen „Station“ im Bestandsbau. An der Gestaltung der übrigen Gebäude sind die Architekturbüros Julian Breinersdorfer, Graft Architekten, Grüntuch Ernst Architekten, Thomas Hillig Architekten, LAVA, LXSY und TCHOBAN VOSS Architekten beteiligt.
„Wir sind sehr stolz darauf, dass das Projekt „Funkytown“ nun auf Basis unseres städtebaulichen Entwurfes umgesetzt wird. Die Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen wird sowohl im Prozess als auch im Ergebnis ein absolutes architektonisches Novum darstellen, auf dessen Ergebnis wir äußerst gespannt sind. Es ist etwas ganz Besonderes, dass unser Bauherr Trockland diesen visionären Prozess mit uns gestalten wird„, sagte Hannes Meisehen, Head of Office KSP Engel Berlin zum nun startenden Projekt.
„Funkytown“: Sinnvolle Ergänzung für die benachbarte Musik- und Eventlocation „Funkhaus Berlin“
Die acht „Stations“ erhalten eine Piazza und sollen im Sinne des Kreativcampus für Beherbergung, Gastronomie, Gaming, Studios, Ateliers, Events, Kultur sowie Bildungs- und Freizeitnutzungen vorgesehen sein. Mit diesem Konzept sollen sie künftig eine Ergänzung für die Musik- und Kulturevents im benachbarten Funkhaus Berlin sowie für das bereits etablierte Institut für Kunst und Technologie „Catalyst“ sein.
„Wir schaffen mit Funkytown ein Community-Quartier umgeben von viel Natur an der Spree und mit vielseitigen Angeboten, von denen die gesamte Nachbarschaft, Berliner:innen und auch internationale Gäste profitieren„, erläutert Barbara Sellwig, die für Trockland das Projekt als Senior Project Manager verantwortet. „Der Bezirk Treptow-Köpenick zeigt hier, dass innovative Stadtentwicklung und Baukultur auch in herausfordernden Zeiten in Berlin möglich sind. Wir bedanken uns für die verlässliche Zusammenarbeit bei allen Verantwortlichen.“
Betonsanierung beim Bestandbau aus den 1960er Jahren ist in vollem Gange
Die Umgebung des im Ortsteil Oberschöneweide befindlichen Geländes ist tatsächlich bemerkenswert. Umrahmt wird das Quartier von der Spree und der dicht bewachsenen Insel Bullenbruch, wo sich dichte Laubbäume ins Wasser neigen. Den zukünftigen Mieterinnen und Mietern soll in den zukünftigen Gebäuden eine flexible Flächennutzung angeboten werden.
So soll es im Bestandsgebäude „Block-E“ möglich sein, Flächen in einer Größenordnung zwischen 250 und 10.500 Quadratmetern anzumieten (was eine Gesamtbelegung des Gebäudes bedeuten würde). Derzeit läuft die Betonsanierung des Anfang der 1960er Jahre errichteten Gebäudes auf Hochtouren, bevor anschließend mit der baulichen Umgestaltung begonnen werden kann.
Baulich wird die Umsetzung des Vorhabens trotzdem mit Sicherheit eine Herausforderung. Denn das Bestandsgebäude aus DDR-Zeiten – entstanden in Stahlbetonbauweise – steht mittlerweile seit Jahrzehnten leer, was seiner Bausubstanz nicht gut getan haben dürfte.
Das Areal an der Nalepastraße wird in den kommenden Jahren aus dem Dornröschenschlaf geholt
Dennoch wollen die Projektverantwortlichen das Gebäude nicht abreißen, sondern in das neue Quartier einbeziehen. Denn die ehemalige „DT64“-Zentrale zieht noch immer die Blicke auf sich und weckt vor allem das Interesse von Brutalismus-Fans und gilt als architektonisches Zeugnis der „Ostmoderne“ genannten Bauepoche.
Das seit vielen Jahren im Dornröschenschlaf liegende Areal unweit des Plänterwaldes soll durch das Projekt „Funkytown“ neu belebt werden und endlich in eine moderne Nutzung überführt. Eine Entwicklung, die für das heute weitgehend verwilderte Areal mit Sicherheit positiv zu bewerten ist. Wir werden das Projekt weiterhin aufmerksam verfolgen.

Aufwendiger Prozess: Derzeit läuft die Betonsanierung des Anfang der 1960er Jahre errichteten Gebäudes auf Hochtouren, bevor anschließend mit der baulichen Umgestaltung begonnen werden kann. / © Foto: Trockland Funkytown GmbH

Bleibt erhalten: Die ehemalige „DT64“-Zentrale zieht noch immer die Blicke auf sich und weckt vor allem das Interesse von Brutalismus-Fans und gilt als architektonisches Zeugnis der „Ostmoderne“ genannten Bauepoche. / © Visualisierung: Trockland Funkytown GmbH

Baulich wird die Umsetzung des Vorhabens eine Herausforderung. Denn das Bestandsgebäude aus DDR-Zeiten – entstanden in Stahlbetonbauweise – steht mittlerweile seit Jahrzehnten leer, was seiner Bausubstanz nicht gut getan haben dürfte. / © Foto: Trockland Funkytown GmbH

Die acht „Stations“ erhalten eine Piazza und sollen im Sinne des Kreativcampus für Beherbergung, Gastronomie, Gaming, Studios, Ateliers, Events, Kultur sowie Bildungs- und Freizeitnutzungen vorgesehen sein. / © Visualisierung: Trockland Funkytown GmbH
Quellen: Trockland Funkytown GmbH, Der Tagesspiegel, Deutsches Architektur Forum, KSP Engel Berlin