Der historische Femina-Palast in der Nürnberger Straße, eines der architektonischen Highlights der Neuen Sachlichkeit in Berlin, hat einen neuen Eigentümer. Nach der Insolvenz der österreichischen Signa-Gruppe hat die Luxemburger Immobiliengesellschaft Vivion das denkmalgeschützte Gebäude in Berlin-Schöneberg übernommen und verfolgt nun andere Pläne als der frühere Eigentümer.
© Visualisierungen: Signa Real Estate, Vivion
Text: Stephanie Engler
Das 150 Meter lange Gebäude in der Nürnberger Straße, das zwischen 1928 und 1931 erbaut wurde, war ursprünglich als „Haus Nürnberg“ bekannt und beherbergte den legendären Femina-Tanzpalast. Der Saal war in den Goldenen Zwanzigern eine der angesagtesten Adressen Berlins und Schauplatz für Jazzgrößen wie Josephine Baker und Louis Armstrong. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Ballsaal zerstört, doch das Gebäude blieb erhalten und diente später als Heimat des Jazzclubs „Badewanne“ und der Diskothek „Dschungel“.
Die neuen Eigentümer von Vivion planen nun, das Gebäude in ein modernes Fünf-Sterne-Hotel umzuwandeln. Laut Angaben des Unternehmens soll das Projekt ein „strukturelles Unterangebot an Luxushotelunterkünften in Berlin“ ausgleichen, wie die Berliner Morgenpost berichtet. Damit knüpft Vivion an die vorherige Nutzung als Hotel an: Von 2007 bis 2021 war der Bau Standort des Ellington Hotels, das jedoch aufgrund eines nicht verlängerten Mietvertrags schließen musste.
Signas ehrgeizige Pläne bleiben unvollendet: Historischer Ballsaal wird nicht rekonstruiert
Die Vorgängerin Vivions, die Signa-Gruppe, hatte ambitionierte Pläne für den Femina-Palast. Geplant war eine Mischnutzung, die neben einem wiederaufgebauten Ballsaal auch Flächen für Büros, Einzelhandel, Gastronomie und Veranstaltungen umfassen sollte. Besonders der Ballsaal, das Herzstück der ursprünglichen Nutzung, sollte auf einer Fläche von über 1.000 Quadratmetern rekonstruiert werden. Mit der Insolvenz von Signa wurden diese Pläne jedoch verworfen.
Die neue Ausrichtung lässt die Vision eines kulturellen Zentrums mit einem restaurierten Ballsaal hinter sich. Stattdessen konzentriert sich das Unternehmen auf den Hotelbetrieb und die Aufwertung der City West durch ein gehobenes Übernachtungsangebot. Mit einem Kaufpreis von 65 Millionen Euro wurde das Gebäude im Rahmen eines sogenannten Share Deals erworben.
Vivions Konzept für die Nürnberger Straße: Einrichtung eines Fünf-Sterne-Hotels
Die Nürnberger Straße, unweit des KaDeWe gelegen, gilt als erstklassige Lage in der Berliner City West. Vivion beschreibt das Gebäude als ideale Immobilie für eine Luxusnutzung und sieht im geplanten Hotel eine Ergänzung zur gehobenen Infrastruktur des Viertels. Während Signa die kulturellen Wurzeln des Gebäudes betonte, setzt Vivion also eher auf eine wirtschaftliche Nutzung, die den steigenden Ansprüchen des internationalen Tourismus gerecht werden soll.
Die Fassade des Femina-Palasts, ein markantes Beispiel der Neuen Sachlichkeit mit abgerundeten Erkern und horizontaler Struktur, bleibt denkmalgeschützt und soll demzufolge genau so erhalten werden. Innen jedoch stehen umfassende Umbauarbeiten an, um das Gebäude den Ansprüchen eines modernen Hotels anzupassen, wie es heißt.
Wandel einer Schöneberger Ikone: Tanzpalast, Diskothek, Luxushotel
Der Femina-Palast spiegelt wie kaum ein anderes Gebäude die wechselvolle Geschichte der Berliner City West wider. Vom Tanzpalast der 1920er Jahre über den legendären Jazzclub hin zum Ellington Hotel war das Gebäude stets ein Ort des Wandels. Mit den Plänen von Vivion für ein Luxushotel wird diese Tradition fortgesetzt, wenngleich die kulturellen Wurzeln des Gebäudes dabei weniger im Fokus stehen.
Die Entscheidung, den Ballsaal nicht zu rekonstruieren, zeigt einen Bruch mit Signas Vision, den Femina-Palast als kulturelles Zentrum neu zu beleben. Dennoch könnte das neue Hotel dazu beitragen, die Attraktivität des Standorts zu sichern und Berlin als Reiseziel weiter zu stärken.
Weitere Entwicklungen in der Nachbarschaft
Nicht nur der Femina-Palast war von der Insolvenz der Signa-Gruppe betroffen, auch ein benachbartes Projekt in der Passauer Straße liegt nun in neuen Händen. Hier wollte Signa ursprünglich einen Gebäudekomplex aus Büros und Einzelhandelsflächen realisieren.
Das Hamburger Unternehmen Quantum hat das Projekt übernommen und plant, es bis 2027 fertigzustellen. Die Arbeiten sollen noch 2024 wieder aufgenommen werden. Das Zusammenspiel der beiden Projekte könnte die Nürnberger und die Passauer Straße deutlich aufwerten. Während der Femina-Palast als Hotel neue Besucher anziehen soll, will Quantum moderne Arbeits- und Einzelhandelsflächen schaffen, die zur Belebung der Gegend beitragen können.
Quellen: Signa Real Estate, Immobilien Zeitung, Berliner Morgenpost, Konii, Der Tagesspiegel, Vivion