Das Internationale Congress Centrum (ICC) zählt zu Berlins ikonischsten Bauwerken der Nachkriegszeit und verkörpert die architektonischen und technischen Ambitionen der 1970er Jahre. Als einst größtes Kongresszentrum der Welt hat es Geschichte geschrieben und bleibt auch heute ein lebhaftes Thema der Diskussion über seine zukünftige Nutzung. ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN wirft einen Blick auf die Geschichte und den Wandel dieses einzigartigen Bauwerks.

Mit 313 Metern Länge, 89 Metern Breite und 40 Metern Höhe zählte das ICC zu den größten und modernsten Kongresszentren der Welt. Die futuristische Gestaltung spiegelte sich in der funktionalen Innenarchitektur wider: modernste Veranstaltungstechnik, ausgeklügelte Klimatisierung und ein hochentwickeltes Akustiksystem prägten die Räume. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Text: Karin Schütte

 

In den 1970er Jahren strebte West-Berlin danach, sich als internationale Metropole zu etablieren. Die Stadt wollte nicht nur als politisches und kulturelles Zentrum der Bundesrepublik wahrgenommen werden, sondern auch als bedeutender Standort für Wirtschaft und Wissenschaft.

Um dieses Ziel zu verwirklichen, entstand die Idee eines hochmodernen Kongresszentrums, das der Stadt ein neues Prestigeprojekt verleihen sollte. Das Internationale Congress Centrum (ICC) Berlin sollte nicht nur die wachsende Bedeutung Berlins auf der globalen Bühne unterstreichen, sondern auch den weltweit aufkommenden Kongresstourismus bedienen und der Stadt ein zukunftsweisendes Bauwerk schenken.

ICC Berlin: Architektenpaar Schüler-Witte wurde durch Science-Fiction-Filme inspiriert

Für die Gestaltung des ICC wurden die Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte  ausgewählt. Ihr Entwurf, der den ersten Platz im 1965 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb belegte, zeichnete sich durch eine markante Vision futuristischer Architektur aus. Inspiriert von Science-Fiction-Filmen und der Ästhetik des Raumfahrtzeitalters, kreierten sie ein Bauwerk, das modernste Technologie und architektonische Innovationen miteinander vereinte.

Der Bau des ICC begann 1975. Die Dimensionen der Baustelle übertrafen dabei alle Erwartungen und stießen auf großes Erstaunen. Angesichts der 120.000 Kubikmeter verbauten Betons und 1.000 Kilometer Elektrokabel soll der damalige CDU-Fraktionschef sich an den Berliner Bausenator der SPD mit den Worten „Mein Gott. Sind Sie denn bekloppt?“ gewandt haben.

Technisches Wunderwerk und enorme Ausmaße: ICC setzte neue Maßstäbe

Trotz der enormen Ausmaße der Baustelle konnte das ICC bereits am 2. April 1979 feierlich eröffnet werden. Das imposante Gebäude beeindruckte sowohl durch seine gewaltigen Dimensionen als auch durch seine visionäre Gestaltung. Bundespräsident Scheel bemerkte dazu, dass es selbst den „guten alten Funkturm wie eine mittlere Hausantenne“ erscheinen ließ.
Mit einer Länge von 313 Metern, einer Breite von 89 Metern und einer Höhe von 40 Metern gehörte das ICC zu den größten und technisch fortschrittlichsten Kongresszentren der Welt. Es verfügte über 80 Säle und bot Platz für bis zu 20.000 Menschen – eine Kapazität, die seiner Zeit weit voraus war.
Die futuristische Gestaltung des ICC fand ihren Höhepunkt in der funktionalen Innenarchitektur. Die Räume waren mit modernster Veranstaltungstechnik, einer ausgeklügelten Klimatisierung und einem hochentwickelten Akustiksystem ausgestattet.

Baukosten von rund 924 Millionen D-Mark lösten kontroverse Debatten aus

Doch wie so oft bei Großprojekten dieser Art hatte auch der Glanz des ICC seinen Preis. Mit Baukosten von rund 924 Millionen D-Mark gehörte das ICC zu den teuersten Bauprojekten seiner Zeit in Deutschland. Diese enormen Investitionen führten zu einer kontroversen Debatte in der Öffentlichkeit.

Kritische Stimmen hinterfragten, ob das Gebäude das Geld wert war, während Befürworterinnen und Befürworter das ICC als wegweisendes Projekt für die Stadt und die Zukunft Berlins lobten. Bis heute setzen sich diese Diskussionen über den hohen Preis und die finanziellen Belastungen in veränderter Form fort.

ICC als Ort des Austauschs, des Wissens und der internationalen Zusammenarbeit

In den 1980er und 1990er Jahren erlebte das ICC eine Blütezeit. Internationale Kongresse, Messen und kulturelle Veranstaltungen wurden hier abgehalten, und das Gebäude war ein globaler Magnet für Veranstalter und Teilnehmer aus aller Welt. Das ICC symbolisierte nicht nur Berlins Bedeutung als Kongressstandort, sondern auch die Modernität und Innovationskraft der Stadt in dieser Zeit. Es war ein Ort des Austauschs, des Wissens und der internationalen Zusammenarbeit.

Mit der Zeit jedoch änderten sich die Anforderungen an Kongresszentren. Neue Gebäude wie das CityCube Berlin, das ebenfalls auf dem Messegelände gelegen ist, traten in den Wettbewerb mit dem ICC. Diese modernen Neubauten waren nicht nur technisch auf dem neuesten Stand, sondern boten auch mehr Flexibilität und geringere Betriebskosten. Der Sanierungsbedarf des ICC wuchs, und die hohen Instandhaltungskosten setzten dem Gebäude zu. 2014 beschloss man daher, das ICC vorübergehend zu schließen, um eine umfassende Sanierung durchzuführen. Architektin Ursulina Schüler-Witte machte damals bereits erste Vorschläge für eine weitere Nutzung als Kongresszentrum.

Das ICC seit 2019: Vom Denkmal zur neuen Nutzung

Das ICC wurde 2019 unter Denkmalschutz gestellt – ein bedeutender Schritt, der seine architektonische und kulturelle Bedeutung würdigte. Als ein Meisterwerk der Nachkriegsmoderne steht es exemplarisch für den Optimismus und die Vision einer Epoche, die von technischen Innovationen und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft geprägt war.

Seither wird jedoch intensiv über die Zukunft des ICC diskutiert. Der Sanierungsbedarf bleibt enorm, und die Kosten für eine vollständige Wiederherstellung werden auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt. Dies macht das Projekt zu einer großen politischen und finanziellen Herausforderung für die Stadt Berlin. Verschiedene Konzepte und Nutzungsmöglichkeiten wurden bereits vorgeschlagen: von der Nutzung des Gebäudes als Kultur- und Veranstaltungsort bis hin zu innovativen Ideen wie einem Technologiecampus oder einem Hybridprojekt mit einer Mischung aus Büros, Wohnungen und kulturellen Einrichtungen.

Die Herausforderung besteht darin, eine Lösung zu finden, die sowohl den Denkmalschutzanforderungen gerecht wird als auch eine nachhaltige Nutzung des Gebäudes ermöglicht. Gleichzeitig müssen die finanziellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden, um eine wirtschaftlich tragfähige Lösung zu finden.

„Inspire Berlin, inspire the World“: Konzeptverfahren für die Zukunft des ICC

Nun leitete die Senatsverwaltung für Wirtschaft ein Konzeptverfahren unter dem Motto „Inspire Berlin, inspire the World“ ein, um Rahmenbedingungen zu setzen, die zu einer zukunftsfähige Lösung für das ICC führen sollen. Das Projekt hat nicht nur eine eigene Website, sondern auch einen zugehörigen Image-Film und ein ausführliches, zweisprachiges Magazin.

Ziel ist es, private Investoren zu gewinnen, da die Sanierung des Gebäudes ohne finanzielle Unterstützung von außen nicht realisierbar ist. Der Senat plant, das ICC über ein 99-jähriges Erbbaurecht im Eigentum zu behalten und setzt auf kreative, tragfähige Nutzungskonzepte, die das Gebäude für die Zukunft fit machen. Der Prozess, der bis Sommer 2026 abgeschlossen sein soll, lässt den teilnehmenden Unternehmen dabei freie Hand, was die künftige Nutzung betrifft – eine Einladung zu innovativen Ideen und Lösungen.

 

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Quellen: Messe Berlin, Landesdenkmalamt Berlin, Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Urban Authenticity, Tagesspiegel, Wikipedia