Mitten in Neukölln soll auf dem ehemaligen Philip Morris-Gelände mit „NLND Berlin“ ein neuer Gewerbecampus entstehen. Auf einer Fläche von 150.000 Quadratmetern möchte das Projekt Gemeinschaft, Kultur und Innovation vereinen. Hierzu ist der Umbau alter Hallen und die Schaffung vielseitiger Räume für Begegnungen, Veranstaltungen und Austausch vorgesehen.

Bauprojekt „NLND“ in Neukölln: Als Symbol der Vergangenheit bleibt der Marlboro-Mann auf dem Dach erhalten: Eine bewusste Entscheidung, die die Verbindung zwischen der industriellen Geschichte und der neuen Ausrichtung des Areals betonen will. / © Foto: IMAGO / Funke Foto Services

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Text: Karin Schütte

Im Neuköllner Gewerbegebiet „Südring“ prägt der Marlboro-Mann noch immer die Skyline. Hoch oben auf dem Dach des ehemaligen Philip Morris-Werks bleibt die Figur ein Relikt vergangener Zeiten, als hier jährlich Milliarden Zigaretten produziert wurden. Doch diese Ära endet bald: Im kommenden Jahr stellt Philip Morris die Produktion endgültig ein.

Das Areal soll jedoch nicht brachliegen. Mit dem Projekt „NLND Berlin“ – ausgesprochen „Neuland“ – soll das rund 150.000 Quadratmeter große Gelände zu einem Ort für Innovation und Austausch umgewandelt werden. Die industrielle Vergangenheit wird dabei nicht verdrängt, sondern als Ausgangspunkt für eine neue Nutzung verstanden.

„NLND Berlin“: Start-ups, Mittelstand und Forschungseinrichtungen sollen hier zusammenkommen

Das Konzept des „NLND Berlin“ ist ehrgeizig: Start-ups, Mittelstand und Forschungseinrichtungen sollen hier zusammenkommen, um gemeinsam an zukunftsweisenden Projekten zu arbeiten. Die Idee der „Industrie 4.0“ spielt dabei eine zentrale Rolle.

Ziel sei es, so die industrielle Fertigung hinsichtlich Effizienz, Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. In den ehemaligen Produktionshallen, die aktuell saniert und umgebaut werden, sollen dafür Räume entstehen, die sowohl kollaborative als auch experimentelle Ansätze ermöglichen.

Offene Plattform für Innovation: Projekt setzt auf kooperatives Arbeitsumfeld

Ein besonderes Highlight soll die geplante Prototypenhalle sein, die Unternehmen und Forschungsteams eine offene Plattform für Innovation bieten möchte. Dabei setzt das Projekt auf ein kooperatives Arbeitsumfeld.

Firmen, die sich ausschließlich auf ihre eigene Produktion konzentrieren wollen, könnten sich demnach mit den angestrebten Prinzipien des Austauschs und der Zusammenarbeit schwer tun.

Events, Sport und Gastronomie: Vielseitige Räumlichkeiten für unterschiedliche Formate

Neben den Arbeitsräumen wird das Gelände auch öffentlich zugängliche Bereiche bieten. Ein zentraler Marktplatz und Veranstaltungsflächen sollen nicht nur die Unternehmen auf dem Areal vernetzen, sondern auch die Nachbarschaft einbeziehen. Rund 30 Prozent des Geländes sollen dafür geöffnet werden.

Auch die Gastronomie soll für Nutzerinnen und Nutzer von außerhalb zugänglich sein. Hierzu gehören ein kleines Café mit Schaurösterei und Kaffeeverkauf im Bereich der Startup-Büros und eine mittelgroße Gastroeinheit mit Zugang zur Dachterrasse. Weitere öffentlich nutzbare Ergänzungsangebote sollen ein vielfältiges Sportangebot beinhalten.

Hierzu ist ein Veranstaltungsort für Wettkämpfe und Sportevents mit Verknüpfung zu einer Sport- und Fitnessbar vorgesehen. Bezirksbürgermeister Martin Hikel sieht das Projekt als großen Gewinn für Neukölln: Es zeige, wie Industriestandorte mit neuen Konzepten neu gedacht und genutzt werden können.

Gemeinschaft und Innovation im Fokus: Industriegebiet der Zukunft?

Ein Konferenzzentrum für bis zu 10.000 Personen soll das Projekt abrunden und Raum für Tagungen, Netzwerktreffen und öffentliche Veranstaltungen schaffen. Die Verantwortlichen wünschen sich, dass die Konferenz- und Innovationshallen als „Katalysator und zentrales Forum für Wissenstransfer“ fungieren werden.

Trotz des ambitionierten Ansatzes stehen die Verantwortlichen vor praktischen Hürden. Die Reinigung und Umgestaltung der Hallen, die zum Teil eine Deckenhöhe von 18 Metern haben, erfordern erhebliche Investitionen. Auch bleibt abzuwarten, wie viele Unternehmen sich letztendlich auf dem Gelände ansiedeln und ob die geplante interdisziplinäre Zusammenarbeit tatsächlich Früchte trägt. Die ersten Unternehmen seien jedenfalls schon an Bord und mit circa 50 stehe man im regen Austausch.

Verbindung zwischen industrieller Geschichte und neuer Ausrichtung des Areals

Als Symbol der Vergangenheit bleibt der Marlboro-Mann auf dem Dach erhalten: Eine bewusste Entscheidung, die die Verbindung zwischen der industriellen Geschichte und der neuen Ausrichtung des Areals betonen will. Das Potenzial des Bezirks und seiner aufstrebenden Innovationslandschaft haben viele Gewerbestandorte längst erkannt. Ein Beispiel hierfür ist das „KALLE Neukölln“, ein weiteres Vorhaben, das kreativen Raum und Austausch fördern will.

„NLND Berlin“ könnte sich in diese Entwicklungen einreihen und die Rolle des Bezirks als Ort für zukunftsweisende Ideen stärken – vorausgesetzt, die ambitionierten Pläne lassen sich nachhaltig umsetzen. Wichtige Aspekte wie die Einbindung lokaler Initiativen und die langfristige Erschwinglichkeit der Angebote dürften dabei entscheidend sein.

Quellen: fiylo.de, event inc, Berliner Morgenpost, NLND