Das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Berlin-Friedrichshain, ein architektonisches Relikt der DDR-Zeit, steht vor dem Abriss. Auf dem Areal sollen 500 Wohnungen sowie eine Schule entstehen. Der geplante Rückbau sorgt jedoch für Widerstand, sowohl von Anwohnenden als auch von politischen Akteuren und Initiativen. Sie fordern den Erhalt des Gebäudes und plädieren für eine nachhaltige Nachnutzung.

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Das SEZ war seit seiner Eröffnung 1981 ein Freizeit-Hotspot in Ost-Berlin. Mit einem Wellenbad, Sporthallen, einer Bowlinganlage und Veranstaltungsräumen bot es Platz für Erholung und Sport. Doch nach der Wiedervereinigung begann der Niedergang: Privatisierung, fehlende Investitionen und Rechtsstreitigkeiten prägten die letzten Jahrzehnte.

Wechsel der Türschlösser: Streit um Rauswurf der Zwischenmieter

Im Oktober 2024 übernahm die Berliner Immobilienmanagement Gesellschaft (BIM) nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten die Schlüsselgewalt für Gebäude. Doch nach der Abwicklung der Eigentümerfrage gibt es nun Streit um den Rauswurf der Zwischennutzer.

So hat die zuständige Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) offenbar Maßnahmen zur Schließung ergriffen und noch vor Weihnachten Türschlösser ausgetauscht. Zwischennutzungen, darunter Yoga-Kurse und Techno-Veranstaltungen, wurden beendet. Mietparteien, die sich gegen die Räumung wehren, haben Klagen eingereicht, über die demnächst entschieden wird.

Mischnutzung, Wohnraum & Schule: Der Plan des Berliner Senats

Der Senat sieht auf dem Gelände eine Mischnutzung vor, mit Wohnraum, einer Schule und einer öffentlichen Grünfläche. Von den geplanten 500 Wohnungen sollen 30 Prozent für einkommensschwächere Haushalte reserviert werden. Laut Finanzverwaltung sei die Instandsetzung des SEZ weder finanziell noch technisch sinnvoll, da unter anderem Asbest- und Brandschutzprobleme bestehen.

Die Initiative „SEZ für alle!“ sowie der Linken-Abgeordnete Damiano Valgolio kritisieren jedoch, dass der Senat Fakten schaffen wolle, ohne Alternativen ausreichend zu prüfen. Valgolio betonte den Mangel an Sport- und Freizeitflächen in Friedrichshain und schlug vor, eine gemischte Nutzung von Wohnen und Freizeit zu ermöglichen.

Gerechtfertigt oder nur Vorwand? Schadstoff- und Brandschutzprobleme führten zur Schließung

Ein zentraler Punkt in der Debatte ist der Zustand des Gebäudes. Untersuchungen ergaben zwar Schadstoffbelastungen in einigen Bereichen, jedoch nicht in den zentralen Hallen. Trotzdem wurde das SEZ aus Sicherheitsgründen geschlossen. Kritikerinnen und Kritiker sehen darin einen Vorwand, um den Abriss zu beschleunigen. Die WBM betont hingegen, dass eine Sanierung teurer und aufwendiger wäre als ein Neubau.

Die Forderung nach einem Moratorium, das Zeit für Bürgerbeteiligung und alternative Planungen schaffen soll, wurde bislang vom Senat abgelehnt.

Initiative „SEZ für alle!“ fordert fünfjähriges Moratorium

Die Initiative schlägt ein fünfjähriges Moratorium vor, um alternative Nutzungsmöglichkeiten zu prüfen. Während dieser Zeit könnten Bürgerbeteiligungsprozesse, Wettbewerbe und eine umfassende Bestandsaufnahme stattfinden. Unterstützt wird die Initiative von prominenten Persönlichkeiten wie Gregor Gysi und Jördis Triebel. Sie argumentieren, dass Berlin neben bezahlbarem Wohnraum auch Orte der Freizeitgestaltung benötigt.

Die Friedrichshain-Kreuzberger SPD hat in der Debatte eine Kompromisslösung vorgeschlagen. Sie fordert einen schnellen Baustart für die geplante Wohnbebauung, macht sich jedoch gleichzeitig für den Erhalt von Teilen der markanten Fassade stark. Diese könnten in die Neubebauung integriert werden, um einen Bezug zur Geschichte des Ortes herzustellen.

Abriss trotz Bedarf an Sport- und Freizeiteinrichtungen? Proteste halten an

Der geplante Abriss hat in der Nachbarschaft und bei Initiativen zu Protesten geführt. Zuletzt wurde bei einer Demonstration die kulturelle und soziale Bedeutung des SEZ hervorgehoben. Besonders kritisiert wird, dass das Gebäude hinter Bauzäunen zu einem „Lost Place“ degradiert wird, während in Berlin der Bedarf an Sport- und Freizeiteinrichtungen wächst.

Die Debatte um das SEZ wirft erneut eine grundlegende Frage zur Berliner Stadtentwicklung auf. Sollten historische Bauwerke aus ökologischen und kulturellen Gründen erhalten bleiben, oder ist der Neubau die effizientere Lösung? Die Initiative „SEZ für alle!“ verweist darauf, dass in anderen Städten ähnliche Gebäude längst unter Denkmalschutz stehen würden.

Quellen:  Berliner Morgenpost, SEZ für alle!