Der alte Bethmannhof in Frankfurt erzählt seit 1895 seine Geschichte – nun wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Das teilweise denkmalgeschützte Gebäude in der Nähe des Römers soll zu modernen Büroflächen umgebaut werden. Doch die Entwürfe werfen Diskussionen auf.

Bei dem Architekturwettbewerb um die Neugestaltung des Bethmannhofs reichte auch das dänische Architekturbüro C.F. Møller einen Gestaltungsvorschlag ein. Auch dieser Entwurf konnte die Jury nicht überzeugen. / © Visualisierung: C.F. Møller Architects

© Visualisierung: C.F. Møller Architects
© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, GeorgDerReisende, CC BY-SA 4.0 

Bereits vor zwei Jahren verließ die Frankfurter Traditionsbank Bethmann ihren Stammsitz im Frankfurter Zentrum. Ein geplanter Neubau soll den größtenteils neobarocke Bau aus dem Jahr 1895 ersetzen und dabei die denkmalgeschützten Elemente integrieren.

Im Dezember letzten Jahres erteilte das Stadtplanungsamt Frankfurt einen Bauvorbescheid. Dieser sieht vor, dass in der Bethmannstraße neben den Büros auch öffentliche Nutzungen wie Gastronomie, Einzelhandel und Kultur einen Platz finden sollen.

Frankfurt Innenstadt: Umbaumaßnahmen am alten Bethmannhof erfordern besonderen Entwurf

Das 130 Jahre alte Gebäude gehört der Bethmann-Liegenschafts-Gesellschaft, die je zur Hälfte der Familie Bethmann und der Bank ABN Amro als Eigentümerin der Bethmann-Bank gehört. Mit seiner Lage in der Bethmannstraße 6-9 befindet sich der Gebäudekomplex mitten in der Frankfurter Innenstadt, unweit der Paulskirche und des Römers.

Diese besondere Lage erfordert einen besonderen Gestaltungsentwurf: Der Wettbewerb rund um das Bauvorhabens wurde bereits 2023 ausgeschrieben und ausgewertet. Die Jury entschied sich dafür, keinen ersten Platz zu vergeben. Das Architekturbüro BGF+ belegte damals mit ihrem Entwurf den 2. Platz. Die in Wiesbaden ansässigen Architektinnen und Architekten planten eine Aufstockung von vier auf sechs Stockwerke. Derzeit laufen Gespräche darüber, wie der Entwurf weiterentwickelt werden kann, um allen Anforderungen gerecht zu werden.

Alter Bethmannhof in Frankfurt: Tradition trifft Transformation

Das bisher von der Bank genutzte neobarocke Gebäude stammt zum größten Teil aus dem Jahr 1895. Zum Areal soll auch ein barockes Säulenportal aus dem Jahr 1680 gehören. Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg rekonstruierte man das Gebäude in den 1950er-Jahren in vereinfachter Form. Nun planen die Bauherren, den alte Bethmannhof mit seinen ehemaligen Bankgebäuden in die Moderne zu überführen.

Dieses Bauvorhaben stößt auf Kontroversen: Die CDU stellte im Stadtrat einen Antrag für einen zweiten Architekturwettbewerb. Mit dem aktuellen Entwurf zeigt sich die Partei nicht zufrieden und fordert stattdessen eine Sanierung mit historischer Anmutung. „Wir sind als CDU bisher nicht überzeugt, dass sich ein radikal modernisiertes und von vier auf sechs Geschosse aufgestocktes Ensemble in das sensible Umfeld zwischen Frankfurter Römer und Karmeliterkloster einfügt“, sagt Albrecht Kochsiek, der planungspolitische Sprecher der Fraktion gegenüber der Frankfurter Rundschau.

Ein Ort für Kreativität: Zwischennutzung des Bethmannhofs durch Künstlerkollektiv

Das Künstlerkollektiv Massif Central nutzt das Gelände des Bethmannhofs seit 2023 übergangsweise. Das ehemalige Bankhaus hat sich dadurch zu einem Ort für Kreative entwickelt. Events, Pop-up Stores, Cafés und Ausstellungen – Durch Massif Central wird die Fläche in der Innenstadt belebt und bunt bespielt.

Bauherrn, Anwohnern, Besuchenden und den Künstlerinnen und Künstlern selbst bewerten diese Zwischennutzung als durchweg positiv. Wie lange das Kollektiv noch in den Räumlichkeiten bleiben kann, ist unklar. Ebenso offen bleibt die Zukunft des Bethmannhofs selbst. Wann, was und wie – diese Fragen gilt es im Hinblick auf die Sanierungsmaßnahmen noch zu klären.

Quellen: Frankfurter Rundschau, Massif Central, C.F. Møller Architects, BGF+ Architekten, FAZ