Tief unter dem Flughafengelände Tempelhof wird ein technisches Denkmal aus der Vorkriegszeit für die Zukunft gerüstet. Die Sanierung des historischen Wasserwerks ist ein anspruchsvolles Projekt und Teil der langfristigen Transformation eines geschichtsträchtigen Ortes.

Während der Berliner Blockade 1948/49 sicherte das Wasserwerk die Versorgung West-Berlins – heute dient es vor allem der Bereitstellung von Löschwasser. Im Fokus der Sanierung stehen die Restaurierung unterirdischer Reinwasserbehälter sowie die Modernisierung der technischen Infrastruktur. / © Foto: Tempelhof Projekt GmbHClaudius Pflug

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Am Rand des weitläufigen Tempelhofer Felds liegt ein technisches Denkmal, das lange im Verborgenen blieb: das Wasserwerk des Flughafens Tempelhof. Die Anlage, die einst einen Großteil West-Berlins mit Trinkwasser versorgte, wird derzeit umfangreich saniert. Im Fokus stehen neben drei Tiefbrunnen auch die gesamte Löschwasserversorgung sowie das unterirdische Leitungssystem.

Das 1938 errichtete Wasserwerk galt als Meisterstück der Ingenieurskunst. Mit einer Förderleistung von bis zu 600 Kubikmetern pro Stunde hätte es eine Stadt von der Größe Frankfurts (Oder) versorgen können. Während der Berliner Blockade 1948/49 spielte es eine zentrale Rolle bei der Versorgung West-Berlins mit Wasser. Seit 2006 dient die Anlage überwiegend der Löschwasserversorgung, ihre historische Bedeutung bleibt dennoch erhalten.

Technisches Denkmal unter der Erde — Sanierung der Reinwasserbehälter und Technikräume

Die Sanierung erfordert hohe technische Präzision. Im Zentrum stehen zwei unterirdische, ringförmige Reinwasserbehälter aus der ersten Bauphase des Flughafens. Sie bestehen aus Stahlbeton, sind jeweils sieben Meter hoch und werden nun intensiv überprüft. Beschädigungen an den Betonflächen werden beseitigt, anschließend erfolgt eine spezielle Epoxidharzbeschichtung zum Schutz der Behälter.

Zudem werden Pumpensysteme und Leitungsschächte modernisiert. Auch ein Maschinenhaus mit Technik- und Lagerräumen wird instandgesetzt. Laut Projektleitung sei das Ziel, die Funktionsfähigkeit der Anlage langfristig zu sichern. Das Projekt unterliegt dabei den Anforderungen des Denkmalschutzes.

Flughafen Tempelhof im Wandel: Kultur- und Kreativstandort mit Veranstaltungsprofil

Das Wasserwerk ist Teil eines Areals mit großer städtebaulicher Bedeutung. Mit rund 300.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche zählt das Flughafengebäude zu den größten Bauwerken Deutschlands. Die Entwicklung zu einem multifunktionalen Standort für Kultur, Kreativwirtschaft und Veranstaltungen ist ein Generationenprojekt. Heute sind dort bereits rund 2.000 Menschen bei 70 Unternehmen beschäftigt.

Viele Gebäudeteile sind bislang ungenutzt oder befinden sich in schlechtem Zustand. Um die Zukunft des Areals zu sichern, soll das Ensemble denkmalgerecht und klimagerecht saniert werden. Veranstaltungen, Messen und Büros tragen schon heute zur Wiederbelebung bei. Die Tempelhof Projekt GmbH koordiniert die langfristige Entwicklung im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen des Landes Berlin.

Debatte um Investoren: Senat prüft neue Finanzierungswege für das Gelände Flughafen Tempelhof

Im Zuge der fortschreitenden Sanierung rückt auch die Finanzierung stärker in den Fokus. Laut einem aktuellen Bericht der Senatsverwaltung wird über die Einbindung privater Investoren nachgedacht. Möglich seien öffentlich-private Partnerschaften sowie langfristige Miet- oder Erbbaurechtsverträge, insbesondere für einzelne Gebäudeteile wie den Kopfbau Ost oder den Ehrenhof.

Die Idee wird politisch kontrovers diskutiert. Während CDU und SPD bei der Energieversorgung eine Beteiligung der Privatwirtschaft begrüßen, bleibt der Kurs in anderen Bereichen unklar. Der Flughafen Tempelhof steht damit erneut an einem städtebaulichen und politischen Scheideweg.

Quellen: Flughafen Tempelhof, Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH, Berlin.de