Was sagt uns die Gestaltung des Gendarmenmarkts über unser heutiges Verständnis von Stadtentwicklung? Tarek Massalme, Sprecher für Stadtentwicklung und Energiepolitik im Bezirk Berlin-Mitte, hinterfragt in seinem Gastbeitrag die Rückkehr zu historisierenden Steinlandschaften – und fordert eine menschenfreundliche, grüne und klimagerechte Stadtraumplanung. Massalme beschreibt, was gute Stadtgestaltung im 21. Jahrhundert eigentlich leisten sollte – und warum Berlin dringend eine neue Debatte braucht.

Zwischen steinernen Karrees und Denkmalschutz ohne Maß fragt Tarek Massalme, ob Berlin sich von seiner urbanen Lebendigkeit verabschiedet. Sein Kommentar ist ein Plädoyer für eine neue Debatte über den öffentlichen Raum – und den Mut zur Erneuerung. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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© Foto Tarek Massalme: Bündnis 90 / Die Grünen

 

Ein Gastbeitrag von Tarek Massalme, Fraktionssprecher und Sprecher für Stadtentwicklung in Berlin-Mitte

Das Buch „Das steinerne Berlin“ von Werner Hegemann setzt sich um 1930 mit der Entwicklung Berlins seit den großen Stadterweiterungen des 19. Jahrhunderts auseinander. Anhand von zeitgenössischen Beschreibungen und Zitaten arbeitet Hegemann heraus, welche negativen sozialen Folgen der Städtebau Berlins im Zeitalter der Industrialisierung auslöste. Er stellte dem steinernen Berlin den Willen und den Mut zur Neugestaltung entgegen, hin zum farbigen Leben. Hegemann ruft zum Mut zur Veränderung auf, nicht ohne Grund, nicht um seinetwillen, sondern wegen der Menschen Berlins.

Heute betrachte ich den gerade fertiggestellten Gendarmenmarkt mit seinem sich wiederholenden, endlosen Steinkarree. Mir stellt sich gleich auf mehreren Ebenen ein befremdlicher Eindruck ein. Der Platz löst unglückliche Gedanken aus. Und so erinnere ich mich an das Buch von Hegemann, das den meisten Studierenden im Bereich Architektur und Städtebau bekannt sein dürfte. Berlin – steinern sollst du sein, ganz ordentlich, immer gleich, auf sich selbst bezogen und dem Anspruch totaler räumlicher Ordnung folgend. Beim Blick über die unzähligen Steinquadrate habe ich den Eindruck als könne dieser Platz nicht anders sein, als sei er dazu verdammt worden ein umbauter Steinbruch zu sein. Da wagt sich kein Grashalm, kein Blümchen durch das dichte Fugengerüst dieses Platzes. Zufall? Wohl kaum. Und ich muss weiter beunruhigen: in Planungen gibt es keine Zufälle, denn ein Plan ist ein Plan, weil er den Zufall ausschließen soll.

Wo Kritik angebracht ist, soll auch gelobt werden. Denn immerhin betont Grün Berlin, dass der Platz nun über eine zeitgemäße Regenwasserversickerung unter der Platzebene verfügt und das möchte ich gar nicht kleinreden, aber Mensch bewegt sich nach seiner Natur hauptsächlich oberhalb der Erde, und da ist von nachhaltiger Stadtentwicklung nichts zu ahnen, im Gegenteil. Der Mensch erscheint in dieser Totalität allenfalls noch als Beiwerk einer bühnenhaften Inszenierung und eines Verständnisses von Bauwerken und Platzordnung, das auf die historischen, aber weniger zeitgemäßen Vorbilder Italiens oder Frankreichs verweist. Wo sind die schattenspendenden Baumreihen, unter denen sich an heißen Sommertagen Menschen zum Verweilen versammeln können? Entspricht dieser Gendarmenmarkt unserem kollektiven Verständnis von Platzgestaltung im Angesicht von Klimaerwärmung und Hitzeschutz? Dient ein Platz nicht dem Menschen? Ist ein Platz nicht mehr als ein Veranstaltungsort? Wie man liest, stand dies aber offenbar im Mittelpunkt der Planungsziele, wie Grün Berlin mit spürbarem Stolz verkündet.

Historisierende Stadtbilder, konservierte Plätze und verlorene Aufenthaltsqualität: Tarek Massalme wirft einen kritischen Blick auf den „neuen“ Gendarmenmarkt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Wenn die klassischen Platzordnungen Frankreichs nun schon genannt sind, so lohnt sich der Blick auf das, was in Paris anders gemacht wird und mit atemberaubender Geschwindigkeit auf die Plätze kommt. Da fällt es mir gleich leichter, von nachhaltiger Stadtentwicklung zu sprechen. Das alte Paris des Georges-Eugène Haussmann schreitet mit anderen Zielen in die Zukunft. Paris, also die Politik, die Verwaltung und die Menschen haben erkannt, dass der Haussmann-Städtebau ein gutes urbanes Gerüst ist, dass aber Straßen, Plätze und Parks nur dann eine Zukunft haben, wenn sie auf die Anforderungen der Zeit reagieren. Auf die Anforderungen der Zeit reagieren: etwas, das dem klassischen Urbanismus eigentlich doch innewohnt. Und so werden an der Seine zukünftig vor dem Hôtel de Ville Baumreihen und Grünflächen das städtische Bild prägen. Und Berlin? Quo Vadis Historische Mitte?

Und dann bleibt da diese eine historische Bezugnahme zur Platzgestaltung. Hat sich der Berliner Denkmalschutz auf den 14.000 Quadratmetern ernsthaft an jener faschistischen Platzgestaltung orientiert, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft dem Aufmarsch diente? Ganz ohne Widerspruch und ohne Widerstand? Oder doch nur Zufall und kein Plan? Da lohnt sich der Blick über den Platz hinaus. In anderer Form konnte man nämlich in direkter Nachbarschaft schon vergleichbare Entwicklungen feststellen. Der sogenannten Historischen Mitte wird nämlich kontinuierlich jener reflexhafte Historismus aufgezwungen, jene reaktionäre Gestaltungsauffassung durchexerziert. Was ist da etwa auf den öffentlichen Flächen rund um das wiedererrichtete Berliner Stadtschloss geschehen? Kein Baum ziert das Steinerne Klotzwerk. Warum wurde das Schloss rekonstruiert? Bildregie als Mittel, Disneyland als Maß der Historisierung nannte der viel geschätzte und zu früh verstorbene Architektursoziologe Werner Sewing einmal sinngemäß diese retroaktive Auffassung der Stadt.

„Was ist da etwa auf den öffentlichen Flächen rund um das wiedererrichtete Berliner Stadtschloss geschehen? Kein Baum ziert das Steinerne Klotzwerk.“

Folgt in derselben Grundhaltung demnächst der Wiederaufbau der Bauakademie von Schinkel? Falls ja, würde er, der Schinkel, denn nicht die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wenn er könnte? War er doch der frühe Geist einer zeitgemäßen Architektur. Wir schauen weiter und sehen, mit welcher Vermeidungswut etwa gegen das Flussbad an prominenter Stelle polemisiert wird. Menschen gehören genau hier nicht ins Wasser und Badetücher nicht vor das ehrenrührige Schloss der Preußen platziert.

Ich für meinen Teil erkenne da ein Muster und ich erkenne einen Plan. Ein Plan, der zur Aushöhlung öffentlicher Beteiligungsverfahren geführt hat und nichts Gutes für die Planungen der Senatsverwaltung am benachbarten Molkenmarkt verspricht. Jener Plan auch, der schon zu Beginn der 1990er Jahre am Lustgarten unweit des Gendarmenmarktes vollzogen werden sollte. Aber anders als heute hatte man sich nach zähem Ringen gegen das NS-Gepflaster entschieden. Da hatte man offenbar auf der großen politischen Bühne ein Befremden erkannt. Und so gelang mit einigem Widerstand ein Umdenken, das dazu führte, dass Mensch sich heute auf grünen Wiesen versammeln kann, mal sitzend, mal liegend, mit oder ohne Picknickdecke.

„Ganz sicher wäre es unmöglich gewesen, Platznutzung und Aufenthaltsqualität sinnvoll zusammenzuführen.“

Nun wird man sagen, der Gendarmenmarkt sei ein ganz anderer Ort mit ganz anderen Anforderungen. Und ganz sicher wäre es unmöglich gewesen, Platznutzung und Aufenthaltsqualität sinnvoll zusammenzuführen. Spätestens der Berliner Denkmalschutz wäre den emsigen Steinlegern zur Seite gesprungen und hätte die Vorzüge des steinernen Karrees hervorgehoben und ein glattes Veto eingelegt. Hätte? Zumindest scheint man im Haus an der Klosterstraße ganz entzückt von der steinernen Pracht. Da drängt sich die Frage auf, mit welchem Selbstverständnis der Berliner Denkmalschutz eigentlich agiert? Ich spekuliere, dass der Mensch mit seinen Bedürfnissen und seiner Lebensart in den Augen der Denkmalpflege eher als Gefahr für Stuck und Stein wahrgenommen wird, denn als Sinn. Da drängt sich mir der Eindruck auf, man müsse dem Menschen mit seinen alltäglichen Bedürfnissen möglichst klein halten, sonst kommt er noch auf die Idee, ein paar Bäume auf den Platz zu setzen, Isolierfenster einzubauen oder gar einen barrierefreien Zugang ins alte Gemäuer einzufordern, so scheint es.

Der denkmalgerechte Städtebau organisiert so, wer bleiben darf und wer nicht. Er bestimmt, wie man das alte Haus nutzen kann und was es kosten soll. Ich bin mir da sicher: Im Fall des Gendarmenmarktes bleibt im heißen Sommer niemand und im kalten Winter weht der Wind. Alles ist also getan für das historische Berlin. Chapeau, liebe Senatsverwaltung, Chapeau, liebes Landesdenkmalamt, Chapeau Berlin, Bon Voyage auf dem Weg zurück ins 19. Jahrhundert, als gäbe es kein Morgen.

Mit Verweis auf Werner Hegemanns Klassiker „Das steinerne Berlin“ kritisiert Massalme den Verlust von Aufenthaltsqualität und Menschlichkeit im öffentlichen Raum. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Aber es geht natürlich auch anders. Wenn man auf die vielen kleinen und großen Klimaanpassungsmaßnahmen in unseren Kiezen schaut. Denn jenseits von Schloss und Ross kann man sehen, dass die Dinge nicht zwangsweise so sein müssen wie sie sind. Da wird begrünt, entsiegelt, umgenutzt. Da tauchen Menschen auf Plätzen auf, und vielfältig treibt das Leben seine Blüten. Umbau ist nicht ohne Widerstand, gewiss nicht. Und richtig ist er, weil der Umbau nicht automatisch zum Besseren führt, nur weil er andere Wege zeichnet. Aber wer alles einfrieren möchte, konservatorisch und gepflegt, begeht Wortbruch an der urbanen Progression. Umbau und Erneuerung, das gehört zum europäischen Urbanismus und das ist auch gut so. Auch das ist gelebte Tradition, besonders was Berlin betrifft, jene Stadt, dessen Geschichte mit Umbruch und Erneuerung so verbunden ist, wie kaum eine andere Metropole in Europa.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, heißt es. Aber Wagnis, ja Mut zur Erneuerung sichert die Zukunft der Stadt als Ort des Lebens, des Handels, der Forschung und der Kreativität. Von diesem Grundsatz aus ist eine neue Auseinandersetzung über Gestalt und Raum der historischen Mitte mehr eine Chance und weniger eine Bedrohung. Sinnvoller Denkmalschutz und gute Stadtplanung bringen die Dinge zusammen und integrieren zeitgemäße Ansätze. Ich wünsche mir deshalb auch eine Debatte mit dem Denkmalschutz über den Denkmalschutz selbst im Zusammenwirken mit dem klimagerechten Stadtumbau.

„Sinnvoller Denkmalschutz und gute Stadtplanung bringen die Dinge zusammen und integrieren zeitgemäße Ansätze.“

Wir brauchen jetzt die Debatte, die zivilgesellschaftliche Einmischung, die politische Bereitschaft gemeinsam mit Planenden, beginnend beim Platz, über die Straße ans Haus, bis hin zur Fenstersprosse. Wir sollten so ehrlich sein zu erkennen, dass wir an einer großen Schwelle stehen, über die wir gemeinsam treten sollten, um über die Zukunft des Urbanismus in dieser Stadt nicht nur zu sprechen, sondern auch in die Umsetzung zu kommen. Das aber greift Fragen und Themen auf, die noch weiter gehen und die besprochen werden müssen. Das muss jetzt auch die Politik erkennen. Die urbanen Planungen sollten deshalb hinterfragt werden, so wie damals am Lustgarten, bevor neue Fakten geschaffen werden, die neues Unglück erzeugen. Denn die Zeitspannen für die baulich Fakten geschaffen werden, sind schon wegen ihrer hohen Investitionen von langer Dauer. Einmal gebaut, steht da was, meist für viele Jahrzehnte. Der Hegemann, würde das von seiner Natur aus vermutlich begrüßen. Die Menschen dürfen das erwarten, denn sie leben hier. Und dem Vertrauen in die staatlichen Institutionen kann das nur zuträglich sein.

 

Der Autor: Tarek Massalme, Fraktionssprecher und Sprecher für Stadtentwicklung in Berlin-Mitte

© Foto: Bündnis 90 / Die Grünen

Tarek Massalme, Jahrgang 1976, wuchs in Schleswig-Holstein auf und fand 1998 seinen Lebensmittelpunkt in Berlin. Nach dem Architekturstudium an der Technischen Universität Berlin sowie der ETH Zürich war er seit 2007 als Unternehmer und Architekt tätig. Seine fachliche Expertise vertiefte er als Energieberater und Sachverständiger im Bauwesen. Massalme engagiert sich nicht nur beruflich, sondern auch politisch für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Stadtentwicklung.

Seit 2021 ist er Co-Vorsitzender der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Mitte sowie Sprecher für Stadtentwicklung und Energiepolitik. Darüber hinaus war er als stellvertretender Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Planen, Bauen, Wohnen tätig und war von 2022 bis 2023 Mitglied im Bundesparteirat seiner Partei.

 

Quelle: Gastbeitrag Tarek Massalme

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4 Kommentare

  1. Pavel 26. März 2025 at 11:15 - Reply

    Mir ist das alles deutlich zu polemisch. Bei der ganzen Debatte fällt nämlich immer unter den Tisch, dass auf der Nordseite dicht an dicht Bäume stehen. Auch im Süden, um den deutschen Dom herum, stehen einige Bäume. Man kann ja über die Neugestaltung des Gendarmenmarkts geteilter Meinung sein. Ich finde es auch nicht besonders glücklich, dass man ihn ausgerechnet in den Stand versetzt, der die historisch dunkelste Epoche repräsentiert. Aber so zu tun, als sei das ein klimapolitischer Skandal, ist in meine Augen ein Strohmannargument. Wir reden hier von einem Stadtplatz und nicht von einem Naturschutzgebiet. Außerdem gibt es einige Bäume. Es macht daher durchaus Sinn, einen größeren Teil einfach für Feste nutzbar zu machen, wie den Weihnachtsmarkt oder ähnliches. Dafür braucht es nunmal eine große plane Fläche.

  2. Ewald Karl 26. März 2025 at 19:28 - Reply

    Sehe ich genauso. Dieser ständige Hand zu Übertreibungen und reflexhaftem Niedermachen in solchen Texten bringt die Debatte nicht weiter. So ist es total albern, plötzlich vom „baumlosen“ Gendarmenmarkt überrascht zu sein, als ob der Platz nicht vorher genauso wenig Bäume gezählt hätte.
    Ich finde es auch wahrlich übertrieben, Sätze wie die folgenden zu verwenden: „Was ist da etwa auf den öffentlichen Flächen rund um das wiedererrichtete Berliner Stadtschloss geschehen? Kein Baum ziert das Steinerne Klotzwerk“. Definitiv stehen da zahlreiche Bäume, und „steinernes Klotzwerk“ ist mir wirklich auch zu dämlich für ein Barockgebäude.
    Statt sich also reichlich populistisch an Netzdebatten zu hängen, wo irgendwelche Herrschaften ihre Witzigkeit zelebrieren, wären Vorschläge für sinnvolle Begrünungen a la Paris in Straßen sinnvoller.

  3. Peter K. 27. März 2025 at 12:04 - Reply

    Wie sehen die Kritiker eigentlich die steinerne Place Vendome in Rom oder die Pizza Navona in Rom, den Rynek in Krakau oder oder oder, die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Das müssen in diesen Augen wirklich ganz furchtbare Plätze sein. Dort sollte man wohl unbedingt viele viel Bäume aufstellen, damit diese hässlichen Plätze endlich schöner werden.

    Dieser Baumfetischismus geht zu weit. Sorry

  4. Jürgen Thiede 30. März 2025 at 23:50 - Reply

    Offensichtlich kennt der Architekt Massalme (Geschäftsführer bei Studio Mars Berlin) nur den Titel des Buches „Das steinerne Berlin“, der sich trefflich gegen „die Rückkehr zu historisierenden Steinlandschaften“ in Berlin verwenden lässt. Die Ansichten Werner Hegemanns und der Inhalt seines Buches sehen anders aus.
    Hegemann kritisierte „die größte Mietkasernenstadt der Welt“ von einer konservativen Position aus, die für den Schutz von Heimat und Eigenheim plädierte und gegen die führenden Architekten des Neuen Bauens in der Weimarer Republik gerichtet war. Wenn sich einer auf dem reaktionären Weg „zurück ins 19. Jahrhundert“ befand, dann der Städtebau Hegemanns und nicht die Stadtentwicklungspolitik der Berliner Senatorinnen Regine Günther und Bettina Jarasch. Diese grünen Politikerinnen wollten nicht „alles einfrieren“ und haben keinen „Wortbruch an der urbanen Progression“ begangen.
    Völlig einseitig wird die Massalmes Kritik durch das Framing, das Björn Leffler durch Bildunterschriften wie „Verlust von Aufenthaltsqualität und Menschlichkeit“ herstellt. Wie schon andere festgestellt haben, hat sich die Aufenthaltsqualität des Platzes durch die Sanierung keinesfalls verschlechtert.
    Mit Hegemann lässt sich der Sanierung des Gendarmenmarkts unserer Tage auch nicht unterstellen, sie würde dem „Anspruch totaler räumlicher Ordnung“ folgen. Der heutige Berliner Denkmalschutz geht nicht den Weg in den Totalitarismus, dem der Platz im Dritten Reich zu Aufmärschen dienen musste. Der verantwortliche Kultursenator, Dr. Klaus Lederer von der Linken, hat sich 2021 nicht „an jener faschistischen Platzgestaltung orientiert“, sondern ausdrücklich an der sozialistischen Architektur der DDR, die allerdings auch nur militaristische Massenaufmärsche zum Zweck hatte, keine Entsiegelung und Begrünung.
    Um sich ein Bild davon zu machen, was sich Hegemann unter menschlicher Gestaltung des Gendarmenmarkts vorgestellt hat, sind wir nicht auf die Fantasie Tarek Massalmes angewiesen. Das ist in seinem Buch nachzulesen. Er beklagt, dass der Platz „mit Pflanzungen, Scharen von Litfaßsäulen, Pissoiren, Zeitungskiosken und besonders mit einem marmornen Schiller-Denkmal bedeckt“ ist. Zur „Rettung des Gendarmenmarkts“ schlägt er 1930 einen konsequenten Steinbelag vor (S. 182f).

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