Im Jahr 2024 ist die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 2010 gesunken. Besonders betroffen sind Neubauvorhaben von Unternehmen und Privatpersonen sowie der Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern. Auch bei Nichtwohngebäuden wurde ein Rückgang verzeichnet.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 172.100 neue Wohnungen genehmigt, was einem Rückgang von 19,4 Prozent entspricht. Damit verstärkte sich der Rückgang gegenüber den beiden Vorjahren weiter. / © Foto: depositphotos.com / hanohiki
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Die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland ist im Jahr 2024 erneut deutlich gesunken. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden insgesamt 215.900 Wohnungen genehmigt. Dies entspricht einem Rückgang von 16,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit setzte sich der negative Trend des Wohnungsbaus bereits im dritten Jahr in Folge fort. Der aktuelle Wert markiert den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2010.
In die Zahlen sind sowohl Bauvorhaben für neue Gebäude als auch Umbauten bestehender Immobilien eingeflossen. Da Baugenehmigungen als Frühindikator für die künftige Bauaktivität gelten, lassen die aktuellen Entwicklungen auch für die kommenden Jahre einen gedämpften Wohnungsneubau erwarten.
Rückgang der Baugenehmigungen schwächt im zweiten Halbjahr 2024 leicht ab
Im Jahresverlauf zeigte sich jedoch, dass sich der Rückgang der Baugenehmigungen im zweiten Halbjahr 2024 etwas verlangsamte. Während die Genehmigungen im ersten Halbjahr noch um 21,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum sanken, lag das Minus in der zweiten Jahreshälfte bei 12,5 Prozent. Trotz dieser leichten Erholung bleibt das Gesamtergebnis deutlich unter dem Vorjahresniveau.
Besonders stark betroffen war der Neubau: Insgesamt wurden 172.100 neue Wohnungen genehmigt, was einem Rückgang von 19,4 Prozent entspricht. Damit verstärkte sich der Rückgang gegenüber den beiden Vorjahren weiter.
Unternehmen und Privatpersonen reduzieren Bauvorhaben, Rückgang besonders bei Ein- und Mehrfamilienhäusern
Die rückläufige Entwicklung betrifft insbesondere Bauanträge von Unternehmen und Privatpersonen. Unternehmen ließen 2024 rund 92.300 Wohnungen genehmigen, 21,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Privatpersonen verzeichneten mit 68.400 Baugenehmigungen ebenfalls einen Rückgang um 15,6 Prozent. Auch Bauvorhaben der öffentlichen Hand waren rückläufig, hier sank die Zahl der Genehmigungen um 19,8 Prozent.
Betrachtet man die Bauarten, zeigte sich der Rückgang besonders bei Ein- und Mehrfamilienhäusern. Die Zahl der genehmigten Einfamilienhäuser ging um 20,3 Prozent zurück, bei Mehrfamilienhäusern lag das Minus bei 19,7 Prozent. Beide Segmente prägen den Wohnungsbau in Deutschland maßgeblich.
Weniger Neubauprojekte auch im Bereich der Handels-, Büro- und Verwaltungsgebäude
Nicht nur im Wohnungsbau, auch im Bereich der Nichtwohngebäude war 2024 ein Rückgang zu verzeichnen. Der sogenannte umbaute Raum verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 2,9 Prozent auf 193 Millionen Kubikmeter – ein Wert, der zuletzt im Jahr 2014 erreicht worden war. Besonders Handelsgebäude, Büro- und Verwaltungsgebäude sowie Fabrik- und Werkstattgebäude waren betroffen.
Auffällig ist hierbei insbesondere die Entwicklung bei Büro- und Verwaltungsgebäuden. Seit 2021 ging das Neubauvolumen in diesem Bereich um insgesamt 43 Prozent zurück. Fachleute führen dies unter anderem auf den verringerten Bedarf an Büroflächen infolge des vermehrten Arbeitens im Homeoffice seit der Corona-Pandemie zurück.
Hohe Baukosten, geringere Nachfrage: Ausblick auf die Bautätigkeit bleibt verhalten
Die Zahlen der Baugenehmigungen bieten eine Vorschau auf die zukünftige Bautätigkeit. Ob die genehmigten Bauprojekte tatsächlich realisiert werden, zeigen die Baufertigstellungen, die das Statistische Bundesamt für Mai 2025 angekündigt hat. Angesichts der aktuellen Entwicklung bleibt der Ausblick auf eine kurzfristige Erholung im Wohnungs- und Gewerbebau jedoch zurückhaltend.
Insbesondere die hohen Baukosten, gestiegene Zinsen sowie eine geringere Nachfrage wirken sich weiterhin hemmend auf die Bauwirtschaft aus. Somit dürfte auch in den kommenden Monaten mit keiner wesentlichen Belebung des Marktes zu rechnen sein.
Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)