Knapp 1.900 Plätze bietet die Deutsche Oper Berlin an der Bismarckstraße – und begrüßt regelmäßig Besucher aus aller Welt zu hochklassigen Aufführungen. Das 1961 eröffnete Gebäude ist jedoch in die Jahre gekommen und wird derzeit im laufenden Betrieb saniert – einhergehend mit einer erheblichen Kostensteigerung.

1961 eröffnet, mittlerweile aber stark sanierungsbedürftig: Die Deutsche Oper Berlin an der Bismarckstraße in Charlottenburg. / © Foto: IMAGO

© Foto Titelbild: IMAGO
Text: Wolfgang Leffler

 

Als Stadt mit drei großen Opernhäusern tun sich für den Berliner Finanzhaushalt immer wieder große Herausforderungen auf, um die Theaterhäuser auf dem modernsten Stand der Technik zu halten – oder einen weiteren Verfall zu vermeiden.

Die – letztlich sehr gelungene – Sanierung der Staatsoper Unter den Linden hatte fast eine halbe Milliarde Euro verschlungen, derzeit wird die Komische Oper umgebaut, wobei das Projekt erst am Anfang steht.

Umbau der Komischen Oper: Erwartete Kosten von rund 477 Mio. Euro

Auch beim Umbau des Opernhauses an der Glinkastraße werden mittlerweile Kosten von rund 477 Millionen Euro aufgerufen, weshalb das Umbauvorhaben mittlerweile auf einer schwarzen Liste des Berliner Senats stehen soll. Es wird kolportiert, das Projekt zeitweise auf Eis zu legen, um die angespannte Finanzlage in der Hauptstadt temporär zu entspannen.

Das Ensemble der Komischen Oper ist interimsweise ins Schillertheater am Ernst-Reuter-Platz umgezogen und könnte dort möglicherweise also deutlich länger gastieren als ursprünglich geplant. Sollte der umstrittene Umbau der Komischen Oper in den kommenden Jahren abgeschlossen werden können, wartet schnell bereits das nächste Kulturprojekt ähnlicher Dimension.

Der nächste Sanierungsfall: Die Deutsche Oper Berlin

Denn nur wenige Meter vom Ausweichquartier des Komische-Oper-Ensembles entfernt befindet sich das dritte große Opernhaus Berlins, die Deutsche Oper. Hier hat man sich allerdings für eine Sanierung während des laufenden Betriebs entschlossen – und die Kosten sind auch nicht so hoch wie bei den oben genannten Projekten.

Wer regelmäßig – so wie zuletzt bei den vier Vorstellungen zum ‚Ring des Nibelungen‘ – als Kulturbegeisterter die größte Oper der Hauptstadt aufsucht, stellt aber dennoch schnell fest, dass das Haus mehr als in die Jahre gekommen ist und dringend einer notwendigen Modernisierung bedarf.

Das 1961 eröffnete Opernhaus ist stark in die Jahre gekommen

Mit ‚Modernisierung‘ ist natürlich aus technischer Sicht eine ‚Sanierung‘ gemeint, denn unterhält man sich in den zuletzt doch ausgedehnten Pausen mit Besuchern und Fans der Deutschen Oper, die Deutschland- und Weltweit zu Aufführungen in das Haus in Charlottenburg strömen, dann vernimmt man doch in den Gesprächen deutliche Hinweise darauf, dass man insgesamt mit der ‚alten Technik‘ des Hauses hadert.

Das ist umso bedauerlicher, als dass man die künstlerischen Leistungen sowohl der Akteure auf der Bühne als auch derer im Orchestergraben als herausragend bewerten kann, der veralteten Technik zum Trotz.

Hinter den Kulissen ist die Modernisierung der Deutschen Oper in vollem Gange

Der Umbau hinter den Kulissen ist allerdings bereits in vollem Gange, aber leider oder wie immer droht für das Gesamtprojekt eine Kostenexplosion – wie bei den oben beschriebenen Opernprojekten auch.

Ging man ursprünglich von zirka 8,6 Millionen Euro an Kosten insgesamt aus, dürften tatsächlich mindestens mehr als das fünffache der bisher zugrunde gelegten Kosten anfallen.

Kostensteigerung bei der Sanierung der Deutschen Oper erwartet

Der Grund dafür liegt wohl im Detail und einem weiteren, sprich dritten Sanierungskomplex als der bisher in den Planungen berücksichtigten zwei.

Die zu erwartende Kostenexplosion ist bei einem derartigen Projekt nie auszuschließen und lässt man sich die Kostensteigerungen anderer Berliner Großprojekte vor seinem geistigen Auge vorüberziehen, muss man konstatieren, dass Nachfinanzierungen überall an der Tagesordnung waren oder sind, nicht nur bei Kulturprojekten.

Zustand des Hauses ist besorgniserregend, eine Sanierung alternativlos

Demgegenüber ist aber der marode Zustand des Hauses so besorgniserregend, dass den Verantwortlichen gar nichts anderes übrigbleibt, als die Sanierungsarbeiten zu forcieren.

Denn Fakt ist, dass das Damoklesschwert über der sanierungsreifen Deutschen Oper schwebt, sprich die Betriebssicherheit und somit die Spielgenehmigung des Hauses insgesamt quasi auf dem Prüfstand stehen. Soweit sollte man es wohl nicht kommen lassen.

Im Mittelpunkt der Sanierungsarbeiten steht die veraltete Haustechnik

Im Mittelpunkt der Sanierung steht die Haustechnik, kein Wunder, denn sie ist schon seit rund 50 Jahren in Betrieb, was allein schon eine aufsehenerregende Zeitspanne ist.

Der erste Sanierungskomplex beläuft sich auf einen Etat von gut 19 Millionen Euro und wird bereits seit Anfang 2023 beackert. Betroffen davon sind Umbauten im Bereich der Mitarbeiterumkleiden und die neu zu installierenden Aufzüge für den Bühnenbereich. Allein hier erwartet man eine Kostensteigerung um 1,8 Millionen Euro.

Im Sommer 2024 soll der zweite Sanierungskomplex starten – bis 2026

Der zweite Komplex soll im Sommer 2024 starten und ist auf rund zwei Jahre Umbauzeit ausgelegt, also bis zum Sommer 2026. Saniert werden sollen dabei die Personen- und Lastenaufzüge und die gesamte Haustechnik. Aber damit sind die Arbeiten natürlich noch nicht abgeschlossen.

Der dritte Komplex umfasst den Zuschauerbereich, wo wesentliche Teile der Technik und des Brandschutzes auf den technisch neuesten Stand gebracht werden sollen. Als Zielvorgabe des Modernisierungsabschlusses steht Anfang 2028 im Raum.

Deutsche Oper: Bis 2028 sollen alle Arbeiten abgeschlossen werden

Darüber hinaus besteht auch dringender Handlungsbedarf bei der Modernisierung des Werkstattgebäudes und der Räumlichkeiten der Verwaltung.

Und nicht zu vergessen – ein wesentlicher Schwerpunkt des Ganzen – ist die energetische Neukonzipierung des Gebäudekomplexes als Beitrag des Hauses zur Klimaverbesserung.

Wie hoch ist der Finanzbedarf für die Sanierung des Opernhauses wirklich?

Schon jetzt kann man wohl feststellen, dass der derzeit kalkulierte Gesamtetat zur umfassenden Modernisierung der Deutschen Oper in Höhe von 50 Millionen Euro nicht ausreichen wird.

Die für das Projekt Verantwortlichen sollten zeitnah eine reale Nachkalkulation zum tatsächlichen Finanzbedarf auf den Tisch legen, um nicht bereits jetzt in eine sich abzeichnende Kostenfalle zu tappen. Immerhin scheint eine Aussetzung der notwendigen Sanierungsarbeiten im Berliner Senat derzeit kein Thema zu sein.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Auf dem Prüfstand: Die aufwendige Modernisierung der Komischen Oper in Berlin-Mitte unweit des Boulevards Unter den Linden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Open Street Map

Quellen: Deutsche Oper Berlin, Wikipedia, Architektur Urbanistik Berlin

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  1. […] Berlin Deutsche Oper Berlin: Sanierung bei laufendem Betrieb bis 2028 entwicklungsstadt.de […]

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