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Komische Oper: Bürgervereine kritisieren Umbaupläne

Eigentlich sollte der Umbau der Komischen Oper am Boulevard Unter den Linden in diesem Jahr starten. Eine Allianz Berliner Bürgervereine macht sich nun aber dafür stark, den gewählten Entwurf noch einmal zu überarbeiten. Sie kritisieren die zu hohe und zu dominante Architektur des zukünftigen Opernhauses in Berlin-Mitte.

1 So soll die Komische Oper in Berlin-Mitte nach dem Umbau aussehen, der noch in diesem Jahr beginnen soll. Eine Allianz Berliner Bürgervereine kritisiert das Vorhaben. / © Visualisierung: kadawittfeldarchitektur

© Visualisierungen: kadawittfeldarchitektur
Text: Björn Leffler

 

Der geplante Umbau der Komischen Oper in Berlin-Mitte erhitzt weiter die Gemüter. Zuletzt berichteten wir im September 2022 darüber, dass die Kosten für das Bauvorhaben signifikant angestiegen sind. Die ursprüngliche Kostenschätzung aus dem Jahr 2018 ging von einer Bausumme von lediglich 227 Millionen Euro aus.

Nach aktuellem Planungsstand soll das Projekt nun aber rund 437 Millionen Euro kosten, was eine Kostensteigerung von 210 Millionen Euro bedeutet. Das ist selbst in Berlin, wo Kostensteigerungen vor allem für Kulturbauprojekte fast schon zum guten Ton gehören, ein gewaltiger Anstieg.

Berliner Bürgervereine kritisieren Umbaupläne der Komischen Oper

Nun regt sich zudem Widerstand gegen das Projekt von einer sogenannten “Allianz Berliner Bürgervereine”. Dazu gehören unter anderem der Verein Berliner Historische Mitte, das Forum Stadtbild Berlin oder der Stadtbild Deutschland e.V. Insgesamt fünf Bürgerverein haben sich in dieser Allianz zusammengetan.

Gemeinsam haben sie eine Pressemitteilung veröffentlicht, mit der sie gegen die Umbaupläne am Boulevard Unter den Linden protestieren. Der Wettbewerb für den Umbau des Opernhauses war bereits im November 2020 entschieden worden.

Das Büro kadawittfeldarchitektur hatte den Wettbewerb 2020 gewonnen

Die Aufgabe für alle Architekturbüros, die sich am international ausgeschriebenen Wettbewerb beteiligt hatten, war nicht einfach. Ziel war es, das renommierte Opernhaus architektonisch und funktional ins 21. Jahrhundert zu befördern, ohne dabei die historischen Gegebenheiten außer Acht zu lassen.

Der Saal von 1898, im Neorokoko-Stil errichtet, ist ein Teil des historischen Erbes. Die Foyers und die Fassade an der Behrenstraße, die 1967 in strengem, modernen Stil errichtet wurden, sind der zweite. Der dritte Aufsatz – der nun erfolgende Umbau – muss also mit diesen beiden architektonischen Vorgängern so gut wie möglich korrespondieren.

Berlin-Mitte: Der geplante Neubau soll eine Fläche von 8.600 m² umfassen

Nach Ansicht der Jury unter Leitung des Stuttgarter Architekten Stefan Behnisch lösten die Aachener Architekten kadawittfeldarchitektur diese Aufgabe am besten. Der Neubau, der das bisherige Gebäude ergänzen wird, soll auf einer bisherigen Brachfläche an der Glinkastraße entstehen.

Der Neubau wird eine Fläche von 8.600 Quadratmeter umfassen. Die künftige Fassadengestaltung setzt auf den Einsatz unterschiedlicher Materialien wie Stein, Stahl, Keramik und Streckmetall in unterschiedlichen Champagner- bis Rot- Tönen. Die bereits bestehende Fassadengestaltung enthält auch Sandsteinelemente.

Bürgervereine kritisieren den zu hohen und zu dominanten Entwurf

Genau dieser Entwurf stößt bei den Berliner Bürgervereinen, die sich nun zur Allianz zusammengetan haben, auf Ablehnung, da sie eine schwere Bausünde an Berlins Prachtboulevard fürchten. Adressiert wurde der neu ins  Amt gekommene Bürgermeister Kai Wegner in der Hoffnung, dass der bestehende Entwurf noch einmal überarbeitet werden könne.

Die Allianz begründet ihren Vorstoß wie folgt: “Der Entwurf zeigt einen Bruch mit der prägenden klassischen Baustilistik im Denkmalbereich Unter den Linden. Statt das an dieser Stelle bereits von Zerstörung, Fragmentierung und stildivergentem Wiederaufbau beeinträchtigte Stadtbild zu beruhigen und zu verbessern, wird der geplante Erweiterungsbau auf Grund seiner gestalterischen Unzulänglichkeiten zu einer weiteren Verschlechterung führen.

Fassadengestaltung entspricht nicht den bisherigen Vorgaben des Senats

Darüber hinaus wird kritisiert, dass der Entwurf die gültige Traufhöhe von 22 Metern um rund vier Meter übertreffen wird. “Die Ausbildung eines übermächtigen optischen Schwerpunkts im oberen Gebäudeabschluss harmoniert nicht mit der traditionellen horizontalen Proportionierung der historischen Architektur in der Umgebung. Die rechteckigen, versetzt und geschossübergreifend angeordneten, teilweise vorspringenden Fassadenelemente des geplanten Erweiterungsbaus ergeben kein einheitliches, ruhiges Bild,” heißt es weiter.

Die Allianz verweist auf die 2009 verabschiedete “Verordnung über die äußere Gestaltung baulicher Anlagen an der Straße Unter den Linden, auf der Museumsinsel und um den Gendarmenmarkt”, in der festgelegt ist, dass Fassaden differenziert zu gliedern und zurückhaltend gestaltet werden müssen.

Komische Oper: Greift die Senatsverwaltung in das Verfahren ein?

Dies sehen die Bürgerverein beim Entwurf für die neue Komische Oper nicht gegeben. Nach dem Einspruch der Bürgervereine bleibt abzuwarten, ob die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung oder gar Kai Wegner persönlich noch einmal in den geplanten Umbau eingreifen werden.

Gänzlich unrealistisch ist dies nicht, immerhin arbeiten CDU und SPD derzeit ja auch an einer kompletten Neuplanung des Rathausforums, obwohl es längst einen Wettbewerbssieger zur Neugestaltung des Areals gibt. Eine offizielle Reaktion des Berliner Senats zur Komischen Oper gibt es bislang aber nicht.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

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Quellen: kadawittfeldarchitektur, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Allianz Berliner Bürgervereine

 

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4 Kommentare

  1. Dirk Thiele Juni 13, 2023

    Der Entwurf ist monströse leider Schade

    • Sebastian Juni 16, 2023

      Der Entwurf hebt sich von der mutig von der Eintönigkeit in diesem Bereich der Straße Unter den Linden ab. Das Konzept jetzt wieder zu stutzen bedeutet wieder mal einen Schritt Richtung in Mittelmäßigkeit.

  2. Johannes Meier Juni 18, 2023

    Huh, was ist das denn? Ich dachte, es wird nur renoviert.

    Wird es denn wenigstens eine Tiefgarage geben?

  3. Dani August 23, 2023

    Jemand fragte: “Wann wird das Gebäude links/östlich von der Komischen Oper (endlich) abgerissen?”

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