Die Zahl der Verkehrstoten in Berlin ist so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Der Senat will mit einem neuen Verkehrssicherheitsprogramm gegensteuern, während die Grünen und der Fachverband FUSS e.V. alternative Maßnahmen fordern. Drei Konzepte für mehr Sicherheit im Berliner Straßenverkehr stehen nun zur Debatte.

Der Senat hat ein Konzept für mehr Verkehrssicherheit vorgestellt. Das Programm setzt unter anderem auf Verkehrserziehung, bei der Kinder ihre Eltern sensibilisieren sollen. Auch Senioren sollen gezielt geschult werden. / © Foto: depositphotos.com / frantic00
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Mit dem am 11. Februar 2025 beschlossenen Verkehrssicherheitsprogramm 2030 will der Berliner Senat die Zahl der Verkehrsunfälle nachhaltig reduzieren. Laut Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) umfasst das Programm über 60 Maßnahmen, die auf ein kontinuierliches Monitoring gestützt werden. Ein besonderer Fokus liege dabei auf der Verbesserung der Infrastruktur an Unfallschwerpunkten, etwa durch optimierte Sichtverhältnisse an Kreuzungen und sichere Querungsmöglichkeiten für Fußgängerinnen und Fußgänger.
Auch der Fahrradverkehr soll durch gezielte Maßnahmen sicherer werden. Dazu zählen Änderungen an Ampelschaltungen, um das Risiko von Unfällen zwischen abbiegenden Autos und Radfahrern zu verringern. Trotz dieser Maßnahmen bleibt unklar, inwieweit der Senat finanzielle Mittel für die Umsetzung bereitstellt. Eine Kürzung des Radverkehrsbudgets und das Aussetzen der Blitzerbeschaffung stehen im Widerspruch zu den angekündigten Plänen.
Für eine Ausweitung von Tempo-30: Opposition fordert Tempolimits und mehr Kontrolle
Während der Senat die Regelgeschwindigkeit von 50 km/h beibehalten will, fordern die Grünen eine konsequente Ausweitung von Tempo-30-Zonen, insbesondere an Unfallschwerpunkten. Die Verkehrspolitikerin Antje Kapek kritisierte, dass Geschwindigkeitskontrollen in Berlin kaum durchgeführt würden. Ihrer Ansicht nach könnte eine flächendeckende Blitzer-Infrastruktur Raser effektiver abschrecken. Auch der Fachverband FUSS e.V. verweist auf Untersuchungen, die belegen, dass Tempo 30 die Zahl schwerer Unfälle signifikant reduziert hat.
Senatorin Bonde lehnte hingegen eine generelle Tempo-30-Regelung mit Verweis auf das Bundesrecht ab. Sie betonte jedoch, dass an Schulen und Kitas geprüft werde, ob punktuelle Geschwindigkeitsbegrenzungen notwendig sind. Kritiker werfen der Senatsverwaltung dennoch vor, sich zu wenig für eine nachhaltige Verbesserung der Verkehrssicherheit einzusetzen.
Verkehrserziehung als zentrales Element, Bildungsmaßnahmen auch für Senioren geplant
Ein weiterer Schwerpunkt des Senats liegt auf der Verkehrserziehung. Besonders Kinder sollen eine aktive Rolle einnehmen, indem sie nicht nur selbst geschult werden, sondern auch ihre Eltern zu vorsichtigerem Verhalten im Straßenverkehr anhalten. Ähnliche Ansätze gab es bereits mit der umstrittenen Plüschmonster-Kampagne des Senats. Auch für Senioren, die überproportional häufig in schwere Unfälle verwickelt sind, sind spezielle Bildungsmaßnahmen geplant.
Ob die angekündigten Maßnahmen ausreichen, um die Verkehrssicherheit in Berlin tatsächlich zu verbessern, bleibt abzuwarten. Während der Senat auf langfristige Konzepte setzt, fordern Kritiker kurzfristige und direkte Eingriffe – vor allem mehr Tempolimits und eine stärkere Überwachung des Straßenverkehrs. Die steigenden Unfallzahlen zeigen jedoch, dass ein Umdenken dringend erforderlich ist.
Quellen: Der Regierende Bürgermeister – Senatskanzlei, Der Tagesspiegel, RBB, Berliner Morgenpost